Bernadette, ein Nachruf
Richard Linklaters neuer Film hatte nur ein kurzes Gastspiel in Bozen.
von Renate Mumelter
Ich schreibe grundsätzlich nicht über Filme, die ich nicht vom Anfang bis zum Ende gesehen habe. Das wäre den MacherInnen gegenüber respektlos. Vom neuen Kinoangebot habe ich noch keinen Film gesehen, umso lieber schreibe ich hier eine Rezension, die ein Nachruf ist. Denn Richard Linklaters „Che fine ha fatto Bernadette?“ ist nicht mehr im Kino zu sehen, aber vielleicht kommt er ja wieder.
Diese Bernadette wäre mein Weihnachtsfilm. Er vermittelt gute Gefühle, ist aber nicht schmalzig, hat Phantasie und gscheit ist er auch. Zunächst verwirrt der Film, weil es ganz so aussieht, als wolle er eine klassische Vater-Mutter-Kind-Geschichte aus dem wohlhabenden Amerika erzählen. Nur das Haus passt nicht dazu. Und dafür gibt es einen guten Grund. Auch dafür, dass Brombeerstauden aus dem Teppichboden wachsen und dafür, dass die Menschen ausgerechnet in der Antarktis landen.
Linklater verflicht das Thema Klimawandel unaufdringlich mit dem Thema Emanzipation, mischt die neue Arbeitswelt am Beispiel IT-Branche dazu, schaut auf die Widersprüche zwischen Leistung und alternativen Ansprüchen in der Ausbildung, und er macht das mit Gespür und Sinn für Humor. Cate Blanchett schafft es als Bernadette wieder einmal, das Publikum unaufdringlich auf eine Achterbahn der Gefühle mitzunehmen.
Linklater ist Jahrgang 1960, er kommt aus Texas und macht Filme mit einem ganz besonderen Sinn dafür, im Alltäglichen das Ganze zu finden. Er hat schon Preisgekröntes abgeliefert, darunter „Boyhood“ und die Trilogie, die mit „Before Sunrise“ begann.
„Che fine ha fatto Bernadette“(USA 2019), 130 Min., Regie: Richard Linklater, mit Cate Blanchett. Bewertung: Sehenswert, nur leider nicht mehr im Kino
Zum Ausprobieren: „La Dea fortuna“, „The Farewell“, „Pinocchio“
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