Der Zins-Ärger
Ärger bei vielen Häuslebauern, die einen Bausparvertrag mit einem fixen Zinssatz von 1,5 Prozent abgeschlossen haben: Von der Bank würden sie jetzt ein Darlehen um teilweise 1,3 Prozent bekommen.
von Heinrich Schwarz
Generell ist das Bausparen des Landes ein unbestrittenes Erfolgsmodell. Die von der Landesregierung im Jahr 2015 eingeführte Förderung ermöglicht ein bis zu 20-jähriges Darlehen mit einem fixen, günstigen Zinssatz für den Bau, den Kauf oder die Sanierung der Erstwohnung.
Wer mindestens acht Jahre in einen Zusatzrentenfonds eingezahlt hat, erhält ein Bauspardarlehen in doppelter Höhe des angesparten Kapitals im Zusatzrentenfonds (öffentlich Bedienstete in dreifacher Höhe). Das Land stellt dabei das Geld zur Verfügung, während die vertragsgebundenen Banken den bürokratischen Teil erledigen.
Im März 2019 wurde der fixe Bauspar-Zinssatz aufgrund der günstigen Marktsituation auf ein Prozent gesenkt. Zuvor lag er jahrelang bei 1,5 Prozent. Allein zwischen Juli 2015 und Ende 2018 wurden rund 1.300 Bausparanträge gestellt und dabei Investitionen von rund 100 Millionen Euro vorfinanziert. Inzwischen sind es weit mehr.
Jetzt allerdings ist für einige jener Häuslebauer, die vor März 2019 einen Bausparvertrag mit einem Zinssatz von 1,5 Prozent abgeschlossen hatten, eine ungute Situation eingetreten. Viele Banken gewähren aufgrund der europäischen Niedrigzinspolitik inzwischen Wohnbaukredite mit Zinssätzen von teilweise 1,3 Prozent – teilweise sogar als fixe Verzinsung, wie der jüngste Preisvergleich der Verbraucherzentrale zeigt.
Mit den Banken können die Häuslebauer entsprechend nachverhandeln, während der Zinssatz des Bausparvertrages nicht nachträglich geändert werden kann.
Einerseits kann man sich zwar über die günstigen Konditionen für Schulden freuen, andererseits ginge es derzeit aber noch günstiger.
Damit wird erstmals ein Nachteil beim Erfolgsmodell Bausparen sichtbar und für die Betroffenen spürbar. Entsprechend groß ist der Ärger bei vielen Häuslebauern.
Wohnbaulandesrätin Waltraud Deeg ist die Situation bekannt: „Wir sind mit den Banken und den Wohnbauberatern immer in engem Kontakt und hören, dass bei einem eher niedrigen Beleihungsgrad und einer relativ kurzen Laufzeit Zinssätze von unter 1,5 Prozent zu haben sind. Allerdings in der Regel als variable Zinssätze, die sich je nach Marktsituation ändern können.“
Deeg betont: „Das Bausparmodell kann man nicht 1 zu 1 mit einer kurzzeitigen Verleihung im Bankensystem gleichsetzen. Das Bauspardarlehen ist auf 20 Jahre ausgerichtet und bietet einen fixen Zinssatz. Insofern kann es kurzfristig nie mit den Entwicklungen am freien Finanzmarkt übereinstimmen. Bei den Banken ändert sich der Zinssatz immer wieder und relativ schnell.“
Ein Bauspardarlehen, so die Landesrätin, müsse immer mittel- bis langfristig betrachtet werden. „Und jeder muss für sich selbst die Entscheidung treffen, ob er stabile Bedingungen haben will oder nicht“, erklärt Waltraud Deeg. Wer spekulieren will, dass der Markt am Ende mehr hergibt als das Bausparmodell, könne dies also tun.
Die Landesrätin fügt hinzu: „Jene, die ein Bauspardarlehen mit 1,5 Prozent abgeschlossen haben, können jederzeit aus dem Bausparvertrag aussteigen – ohne Strafzahlungen. Wenn man lieber bei der Bank ein Darlehen holt, weil günstiger, hat man diese Möglichkeit. Der Wiedereinstieg in den Bausparvertrag geht dann aber natürlich nicht mehr.“
Weiters müsse man bedenken, dass es bei Bauspardarlehen die 0,25 Prozent an Ersatzsteuer, die auf die klassischen Wohnbaukredite zu zahlen seien, nicht gebe. „Deshalb ist die Ersatzsteuer von den 1,5 Prozent abzuziehen, wodurch die Differenz auch bei einer Verzinsung von 1,5 Prozent nicht mehr so groß ist“, so Waltraud Deeg.
Ob man jetzt daran denkt, das Bausparmodell anders zu regeln – etwa einen variablen Zinssatz je nach Marktsituation anzubieten?
Deeg verneint. Sie sagt: „Verbessern kann man sich immer, aber der Vorteil in diesem System ist die Verlässlichkeit – mit einem fixen günstigen Zinssatz auf 20 Jahre. Beim derzeitigen Zinssatz von einem Prozent traue ich mich zu sagen, dass es auf dem Finanzmarkt nichts Vergleichbares gibt. Wenn man auf Verlässlichkeit und Sicherheit setzt, ist dieses Modell sicher bei weitem voraus. Beim Finanzierungssystem auf dem freien Finanzmarkt bleibt immer ein gewisses Risiko.“
Auf die Frage, ob man den Bauspar-Zinssatz zu spät auf ein Prozent gesenkt hat, meint die Wohnbaulandesrätin: „Bei Einführung des Bausparmodells waren 1,5 Prozent in der Verhandlung mit den Banken der einzig mögliche Prozentsatz, mit dem sie bereit waren, das Modell zu starten. Als wir auf ein Prozent senken wollten, war die Freude im Bankenwesen nicht sehr groß, aber es ist doch gelungen, wieder mit 39 Banken Konventionen abzuschließen.“
Die vertragsgebundenen Banken erhalten für ihre Dienstleistung beim Bausparmodell nämlich die Zinsen der Darlehen (sprich derzeit ein Prozent). „Wobei hier sämtliche Spesen mit eingerechnet sind. Das heißt, eine zusätzliche Rückerstattung von Spesen ist nicht vorgesehen“, merkt Waltraud Deeg an.
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