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Zweite Hilfe

Foto: Ivo Corrà/lpa

Vor Weihnachten nimmt am Bozner Spital das neue Ambulatorium für Grundversorgung ihren Dienst auf. Es soll die Erste Hilfe entlasten, deren Umzug in den neuen Spitalstrakt weiter auf sich warten lässt.

Von Thomas Vikoler

Blau und grün. Das sind die Farben, die ab dem 18. Dezember in der Notaufnahme des Bozner Spitals nichts mehr zu suchen haben. Für nicht dringende und weniger dringende medizinische Fälle wird da das neue Ambulatorium für Grundversorgung und Betreuungskontinuität seinen Dienst aufnehmen.

Die Einrichtung wurde gestern von Gesundheitslandesrat Thomas Widmann, Sanitätsgeneral Florian Zerzer, dem Primar der Notaufnahme Mario La Guardia, sowie Gianni Pontarelli und Susanna Hofmann, Koordinator und Vizekoordinatorin,  vorgestellt. Sie ist eine der beschlossenen Maßnahmen zur Entlastung der Notaufnahme, in der die durchschnittliche Wartezeit derzeit bei beachtlichen Drei Stunden und 50 Minuten liegt. Innerhalb 2020 soll sie halbiert werden – auch mit der neuen Kostenbeteiligung von 25 Euro für die nicht dringenden Fälle.

„Die Notaufnahme ist eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung und muss vor allem für Notfälle frei bleiben“, betonte Landesrat Widmann gestern. „Unsere Vorstellung von Gesundheitsversorgung ist derzeit vielfach zu krankenhauslastig“.

Das Ambulatorium ist ein Pilotprojekt, das auf zwei Jahre ausgelegt ist. In dieser Zeit werden die Ergebnisse überwacht und ausgewertet. Anschließend soll über eine mögliche Ausdehnung auf ganz Südtirol befunden werden.

Künftig sollen Patienten, deren Beschwerden in der Ersteinschätzung als Fall für den Hausarzt eingestuft werden, ins neue Ambulatorium weitergeleitet werden. „Dort kümmern sich Fachleute um die Patienten, verschreiben Rezepte oder Visiten, die dann über die Einheitliche Vormerkzentrale vorzumerken sind“, erklärt Primar La Guardia. Es ist allerdings auch möglich, dass ein Patient vom Ambulatorium wieder in die Notaufnahme überstellt wird. „Es geht nicht darum, uns von Patienten bzw. von nicht dringenden Fällen zu ‚befreien‘, weil ihre Beschwerden nicht ernst genommen werden. Vielmehr ist ein Allgemeinarzt in diesem Fall oft die geeignetste Ansprechperson“.

Den Dienst leisten rund 30 Allgemeinmediziner und die Ärzte des Dienstes für Betreuungskontinuität. Sie stehen den Ärzten der Notaufnahme in den Tagesstunden – genauer von 8.00 bis 20.00 Uhr – unterstützend zur Seite. In der Vergangenheit hatte es Proteste von Bozner Turnusärzte gegen die Einrichtung des neuen Ambulatoriums gegeben. Sie kündigten ihre Weigerung, dort Dienst zu tun.

Künftig werden unter anderem folgende Krankheitsbilder dem neuen Ambulatorium zugewiesen: Störungen der Skelettmuskulatur (z.B. nicht traumatische Rückenschmerzen), dermatologische Beschwerden (z.B. Insektenstiche, Hautausschlag, Lymphdrüsenschwellung), Augen- oder HNO-Beschwerden, Beschwerden aus dem Bereich der Urologie, Gynäkologie, Gastroenterologie (z.B. Magen-Darm-Grippe) oder Grippesymptome.

„Dieses Pilotprojekt wurde bereits in anderen Regionen erprobt“, berichtete der Generaldirektor des Sanitätsbetriebes, Florian Zerzer. Der neue Dienst sei eine Möglichkeit, um die Allgemeinmediziner stärker einzubinden. „Wir wollen diese Zusammenarbeit in Zukunft weiter forcieren“, betonte Zerzer.

Indes verzögert sich der Umzug der Notaufnahme in den neu errichteten Spitalstrakt. Der Umzug war eigentlich für Ende dieses Jahres geplant.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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