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„Null Toleranz“

Der Tunesier, der am Sonntag am Rande des Bozner Christkindlmarktes einen Landsmann niederstach, ist identifiziert aber weiter flüchtig. Die Polizeipräsenz am Markt soll erhöht werden.

Von Thomas Vikoler

Sein Foto wurde am Dienstagvormittag auf dem kurzfristig einberufenen Sicherheitsgipfel im Bozner Regierungskommissariat herumgereicht.

Das Foto jenes Mannes, der für die Messerattacke verantwortlich sein soll, die sich am vergangenen Sonntag gegen 17.00 Uhr am Rande des Christkindlmarktes ereignete.

Genauer: Im Bahnhofspark in der Nähe des Riesenrades, wo sich zum Tatzeitpunkt zahlreiche Touristen aufhielten. Die Messerstecherei, bei der ein 29-jähriger Tunesier verletzt wurde (Stich in den Bauch), ereignete sich in einem Bereich, wo keine der zwei Überwachungskameras auf dieser Seite des Bahnhofsparks hinreicht.

Der mutmaßliche Täter, ebenfalls Tunesier, wurde dennoch inzwischen von der Polizei identifiziert. Der mehrfach vorbestrafte Mann ist flüchtig, die beim gestrigen Sicherheitsgipfel anwesenden Strafverfolger gaben sich zuversichtlich, dass der Messerstecher bald gefasst werden könne.

Es wurde vereinbart, dass die Polizeipräsenz am Christkindlmarkt trotz Personalknappheit etwas erhöht werden soll. Im Vergleich zum Vorjahr seien aber bereits mehr Polizisten in Uniform und Zivil am Markt unterwegs, hieß es. Offenbar mit einer gewissen Wirkung. Am ersten Wochenende wurde kein einziger Diebstahl angezeigt, was es bisher nie gegeben hat.

Gesprochen wurde am Dienstag auch über den Einsatz des Heeres zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit am Weihnachtsmarkt. Regierungskommissär Vito Cusumano stellte klar, dass das Innenministerium bereits im vergangenen Jahr ein entsprechendes Ansuchen abgelehnt habe. Es gebe andere Standorte wie Mailand, an denen dies notwendiger sei, auch zur Terrorismusabwehr. In Bozen wird das Heer allein zur Überwachung des Gerichtsplatzes (vorwiegend am Wochenende) eingesetzt.

Landeshauptmann Arno Kompatscher, der gestern am Sicherheitsgipfel teilnahm, nennt die Sicherheitslage in Südtirol „insgesamt positiv“. Gegen Einzelfälle müsse aber mit „Null Toleranz“ vorgegangen werden.

Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi, ebenfalls mit dabei im Herzogenpalast, sieht ein Problem darin, dass Straffällige in kurzer Zeit aus der U-Haft entlassen und in Erwartung des Urteils erneut in kriminelle Handlungen verwickelt würden. „Stadtverwaltung und Stadtpolizei haben dagegen keine Handhabe“, so der Bürgermeister.

Das Instrument der Ausweisung in das Herkunftsland hat offenbar keine große abschreckende Wirkung. In diesem Jahr wurden vom Quästor insgesamt 26 Personen als Gefahr für die öffentliche Sicherheit erklärt und ausgewiesen, hieß es gestern auf dem Sicherheitsgipfel. 15 der Ausweisungsbefehle sind demnach tatsächlich vollstreckt worden.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (70)

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  • criticus

    Man hat den Drogendealern viel zu lange zugesehen, ja fast könnte man sagen, man hat sie geduldet. Damals hieß es noch, wir haben kein Sicherheitsproblem. Und heute, „Null Tolleranz“. Ja so weit ist es gekommen, man hat eben am Anfang geschlafen. Eine Stadt wie Bozen, mit über 100.000 Einwohner, hat Carabinieri, Staatspolizei, Finanzwache, Stadtpolizei und jetzt soll das Heer auch noch eingesetzt werden? Ist es eine Übertreibung, fehlte die Zusammenarbeit so vieler Sicherheitskräfte oder ist es eine Kapitulation gegen das Verbrechen? Wahrlich traurig!

    • andreas

      Drogendealer werden seid immer „geduldet“ bzw. wird nur ab und zu eingegriffen, wenn es zu viel wird.
      Schon vor 30 Jahren waren die Orte und Leute in Bozen bekannt, welche Drogen hatten.
      Ab und zu gab es eine Razzia und ein paar wurden eingesperrt, grundsätzlich ließ man sie aber größtenteils in Ruhe.

      Hysterisch wurde früher keiner, heutzutage scheint das etwas anders zu sein.

  • andreas

    Man kann nur froh sein, dass die besorgten Heulsusen nicht in Zeiten eines Ferdinand Gamper oder eines Marco Bergamo unterwegs waren.
    Damals hatten wir effektiv ein massives Sicherheitsproblem, die derzeitige Situation ist zwar auch nicht gut, aber beherrschbar.
    Die Konflikte scheinen sie unter sich auszutragen, wer sich also nicht in diesen Kreisen bewegt, sollte eigentlich keine Probleme bekommen.

  • annamaria

    Wenn schon mehrfach vorbestraft, warum wird so eine Person nicht abgeschoben

  • esmeralda

    die rechten Recken müssen ihr Koks jetzt anderswo kaufen, langsam wirds im Bahnhofspark zu ungemütlich

  • andreas

    @markp.
    Bergano war keine Gefahr, außer für seine Zielpersonen, Gamper hingegen hat willkürlich Leute erschossen und ja, damals war Meran extrem gefährlich.

    Der Hinweis, dass sie die Konflikte unter sich austragen deshalb, weil auch wenn man an ihnen vorbei geht, keine wirkliche Gefahr besteht, eher dann, wenn man sich im Drogenmilieu bewegt.
    Mir wäre es auch lieber, wenn sie an den üblichen Drogenumschlagplätze handeln würden und nicht mitten in der Stadt, so sind sie aber wohl leichter unter Kontrolle zu halten.

    Nichtsdestotrotz handelt es sich um Menschen, deren einzige Perspektive zu Geld zu kommen, wohl das Handeln von Drogen ist.
    Wäre ich in einer ähnlichen Situation, würde ich es auch nicht viel anders machen, außer vielleicht, dass ich noch zusätzlich klauen würde. 🙂

    Schon vor 30 Jahren wurde die Polizei von den Zigeuner ausgelacht und bedroht, dass sie den Namen der Frau und der Kinder kennen.

    Die momentane Hysterie sehe ich deshalb als nicht wirklich angebracht, wobei diese anscheinend zunimmt, je weiter weg einer von Bozen ist.

  • tiroler

    Ist in Tunesien Krieg?
    Wenn nicht, was haben die Typen hier zu suchen?

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