„Wir beuten niemanden aus”.
HGV-Präsident Manfred Pinzger über die Online-Petition für eine angemessene und verpflichtende Entlohnung der Landeshotelfachschüler während ihres Pflichtpraktikums.
TAGESZEITUNG Online: Herr Pinzger, beuten die Hoteliers die Landeshotelfachschüler während ihres Pflichtpraktikums aus?
Manfred Pinzger: Das ist ein kompletter Schmarrn. Natürlich kann es vorkommen, dass es einige Schwarze Schafe gibt, die den Praktikanten nichts oder nur wenig zahlen und viele Arbeitsstunden fordern. Aber Schwarze Schafe gibt es nicht nur unter den Hoteliers, sondern in jeder Wirtschaftssparte. Wir empfehlen unseren Mitgliedsbetrieben jedenfalls bereits seit Jahren, den Praktikanten eine Mindestentlohnung von 600 Euro auszuzahlen.
Aber das ist nur eine Empfehlung. Warum kann man die Entlohnung nicht gesetzlich regeln, wie von der Online-Petition gefordert?
Wir brauchen hier keine Belehrungen von niemandem. Als HGV haben wir bereits vor über einem Jahr beim zuständigen Landesrat Philipp Achammer vorgesprochen, und zwar ohne Druck von außen und aus freien Stücken. Wir haben vorgeschlagen, die 600 Euro Mindestentlohnung in den Praktika-Vereinbarungen, die zwischen Schule, Schülern bzw. Eltern und dem Praktikumsbetrieb abgeschlossen werden, festzuschreiben.
Warum wurde das nicht umgesetzt?
Meines Wissens hat sich das aus bürokratischen Gründen verzögert, wobei vor etwa einem Monat das grüne Licht dafür gekommen ist. Aber zwingen können wir niemanden.
Aber auch das ist keine gesetzliche Regelung…
Meines Wissens ist das eine staatliche Norm und eine gesetzliche Regelung ist nur schwer zu erwirken. Aber wenn es möglich ist, sind wir die ersten, die dafür sind.
Sind Ihnen Fälle bekannt, wo Praktikanten um Gottes Lohn arbeiten müssen?
Kaum. In solchen Fällen sind Ross und Reiter zu nennen und das muss gemeldet werden. Ich bin auch absolut dafür, dass solche Betriebe keine Praktikanten mehr erhalten.
Wie wichtig sind die Praktikanten der Landeshotelfachschulen für die Hoteliers?
Die Pflichtpraktika sind sehr wichtig, nicht nur für die Betriebe, sondern auch für die Schüler selbst, weil sie hier Erfahrungen sammeln können. Deshalb ist es auch in unserem Interesse, dass hier alle Ungereimtheiten ans Tageslicht kommen.
Finden Sie 600 Euro pro Monat als Entlohnung für ein Pflichtpraktikum angemessen?
Ich sage: alles ab 600 Euro ist angemessen. Es gibt junge Leute, die super arbeiten und die werden sicher auch besser bezahlt. Aber die Mindestgrenze von 600 Euro sollte schon respektiert werden, da appelliere ich auch an meine Kollegen.
Interview: Karin Gamper
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Kommentare (22)
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andreas
Das tut mir jetzt aber leid, wenn der HGV unbedingt die 600 Euro einführen wollte, die böse Politik dies aber nicht gleich umsetzen wollte….
Wenn der HGV selbst für eine gesetzliche Regelung ist, zeigt das doch, dass die Petition kein Schmarrn, sondern notwendig war, da es wohl mehr als 1-2 schwarze Schafe gibt.
Wobei jetzt die 3. Generation die Häuser übernimmt und die Chance groß ist, dass diverse Häuser schließen, da die erste Generation nichts hatte und die Häuser aufgebaut hat, die 2. Generation hat gesehen, wie die Eltern sich bemüht haben und hat fleißig mitgearbeitet und die Häuser erweitert und die 3. Generation meint teilweise, dass die Alten sowieso alles falsch gemacht haben und investiert massiv in eigenartige Konzepte, welche teilweise zum Scheitern verurteilt sind.
So wird aber wenigstens Personal für andere Betriebe frei… 🙂
Die Aussage eines Hoteliers aus dem Operettenstaat war jedenfalls, dass er sich leichter tut Gäste als Personal zu finden. Das Problem existiert also nicht nur in Südtirol.
vogelweider
„Kaum. In solchen Fällen sind Ross und Reiter zu nennen und das muss gemeldet werden.“ (Pinzger im Interview)
„Kaum“ heißt für mich, dass er also doch einige kennt. Dann soll er nach seiner Aussage handeln: Melden Sie sie, Herr Pinzger!
leser
Herr pinzger
Es wäre schon angemessen wenn deine kollegen das personal angemessen versichern und für dessen unterkünfte sorgen
Von anständiger entlohnung gar nicht zu refen
pingoballino1955
Über den „kompletten Schmarrn“ ,den er rausgelassen hat,sollte Pinzger nocheinmal nachdenken,denn die Ausnützerei in vielen Hotel und Gastbetrieben ist FAKT und beweisbar. Und das sind nicht wenige Ausnahmen,sondern die Praxis.Zum Glück bestätigt Ausnahme die Regel. Gerade er wird sich hüten in diesem Zusammenhang ROSS und REITER zu nennen,er weiss warum!