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„Mattarella hat überlebt“

Die Schützen haben für den italiensichen Staatspräsidenten eine Ehrensalve geschossen. Jetzt verrät LK Jürgen Wirth Anderlan: Bei der italienischen Hymne haben er und die Schützen weggehört. Das Schützen-Schnapsl habe Sergio Mattarella ausgetrunken.

TAGESZEITUNG Online: Herr Wirth Anderlan, die Schützen haben für den italienischen Staatspräsidenten eine Ehrensalve geschossen. Wie sich die Zeiten ändern …

Jürgen Wirth Anderlan: Ja, aber wir haben die Ehrensalve nicht nur für den italienischen Staatspräsidenten, sondern auch für den Bundespräsidenten und für unseren Landeshauptmann geschossen. Das war so ausgemacht …

Ausgemacht mit wem?

Es war in der Bundesleitung so ausgemacht, dass wir die Landesüblichen Empfänge künftig nur mehr machen, wenn ausschließlich die Landeshymne und die Europahymne gespielt werden.

Auf Schloss Tirol wurden aber auch die italienische und die österreichische Nationalhymne vorgetragen …

Da waren wir nicht dabei, da haben wir nicht zugehört, das war weit weg von uns! Aber es war sicher ein bisschen makaber, Südtiroler Kinder „Siam pronti per morire“ singen zu hören. Ich habe das nur im Fernsehen gesehen.

Die Schützen in die Feierlichkeiten auf Schloss Tirol einzubinden, war eine gute Idee des Landeshauptmannes.

Die Initiative ist eigentlich von uns ausgegangen. Als uns der Landeshauptmann Ende Juni eingeladen hat, haben wir gesagt: Wir möchten künftig wieder Landesübliche Empfänge machen, aber unter der Bedingung, dass keine Staatshymnen gespielt werden. Er war damit einverstanden. Und ich hoffe, dass wir Schützen das Land Südtirol auch bei weiteren Staatsbesuchen repräsentieren können.

Haben Sie sich nicht gewundert, dass die Protokollchefs im Quirinal dem Landesüblichen Empfang mit Ehrensalve zugestimmt haben?

Das war kein leichtes Unterfangen, ja. Wir sind dem Landeshauptmann zum Dank verpflichtet.

Warum?

Rom war sehr, sehr skeptisch, was wohl auch damit zu tun hat, dass wir in letzter Zeit ziemlich Puff gekeilt hatten (lacht). Dass wir Schützen den Landesüblichen Empfang machen konnten, war keine Selbstverständlichkeit. Das Ganze war denn auch mit vielen Auflagen verbunden. Bis letzte Woche war noch immer nicht sicher, ob wir den Empfang machen oder nicht.

Warum?

Weil Rom immer mehr verlangt hat. Dann hat sich auch noch die Quästur eingeschaltet. Der bürokratische Aufwand war sehr hoch.

Der Geist des Gipfels von Schloss Tirol wurde allenthalben gelobt. Welches Fazit ziehen Sie als Landeskommandant der Schützen? Wie haben Sie den Gipfel erlebt?

Ich habe die Reden von Mattarella und Van der Bellen und jene des Landeshauptmannes nicht gehört, ich kenne die Inhalte nur aus der Presse. Es scheint tatsächlich so, als wären alle sehr zufrieden. Wir Schützen haben da andere Vorstellungen, aber wir haben uns auf unsere Sache konzentriert und wollten uns nicht weiter einmischen.

Hatten Sie sich erwartet, dass Sergio Mattarella mit der Begnadigung für Heinrich Oberleiter im Gepäck nach Südtirol kommt?

Er hat doch einige Zeichen gesetzt, etwa indem er auf Schloss Tirol gekommen ist, wo der Festakt stattgefunden hat. Und dass er beim ersten Opfer des Faschismus, Franz Innerhofer, war, das ist sehr lobenswert. Was die Begnadigungen angeht, so bin ich schon der Meinung, dass es an der Zeit wäre, den Heinrich Oberleiter zu begnadigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies – wenn es schon nicht am Samstag passieren durfte – bis kurz vor Weihnachten passieren könnte.

Ein heißes Eisen ist und bleibt der Doppelpass: Nun haben SVP-Chef Philipp Achammer und der LH klipp und klar gesagt, der Doppelpass sei nur im Einvernehmen mit Italien möglich. Ist der Doppelpass damit bis auf weiteres gestorben?

Nein, das glaube ich nicht. Ich wüsste aber nicht, warum Italien dem Doppelpass zustimmen muss. Eine Zustimmung Italiens braucht es nicht, denn wir sind ja eine österreichische Minderheit in Italien. Die Zustimmung Italiens einzuholen hieße ja, die hochgelobte Autonomie in Frage zu stellen. In dem Fall können wir uns gleich als Italiener bekennen. Wir werden in jedem Fall weiterkämpfen für den Doppelpass.

Eine Frage noch: Hat Staatspräsident Mattarella das Schnaps getrunken oder hat er sich nur die Zunge nass gemacht?

Nein, nein, er hat ihn getrunken! Es war kein schwarz Gebrannter, sondern ein süßlicher. Er hat ihn getrunken und er hat überlebt (lacht).

Interview: Artur Oberhofer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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