„Hassen Sie den Täter?“
Er ist noch etwas wackelig auf den Beinen, aber auf dem Weg der Besserung. Café Darling-Wirt Oswald Trojer über die Gewaltattacke vom Oktober und seine langsame Rückkehr in den Alltag.
TAGESZEITUNG Online: Herr Trojer, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen sechs Wochen nach der brutalen Attacke am Meraner Sandplatz?
Oswald Trojer: Es geht mir den Umständen entsprechend gut. Ich leide noch etwas an Schwindel und an Gleichgewichtsstörungen, deshalb muss ich beim Gehen einen Stock benutzen. Auch die Lippen sind noch taub. Die Erinnerungslücken sind ebenfalls noch da. Aber ich will nicht klagen. Immerhin hatte ich großes Glück, denn ich hätte auch tot sein können. Der Arzt, der zufällig in der Nähe des Tatorts war und Erste Hilfe geleistet hat sowie die Ärzte im Krankenhaus haben Großartiges geleistet.
Werden die Beschwerden wieder vergehen?
Die Ärzte glauben ja. Ich hoffe es. Mein Terminkalender ist gefüllt mit Reha- und Therapiestunden. Ich mache gute Fortschritte und bin zuversichtlich, in einem Jahr wieder ganz der Alte zu sein. Oder zumindest fast.
Sie sagten, die Erinnerungslücken seien noch da. Sie wissen daher auch nicht, was an jenem Abend des 13. Oktober vorgefallen ist?
Ich kann mich nicht erinnern und das ist wahrscheinlich auch besser so. Alles was ich weiß, wurde mir von anderen erzählt.
Empfinden Sie Hass auf den Täter?
Dasselbe hat mich auch Bürgermeister Rösch gefragt, bei dem ich am Montag vorbeigeschaut habe. Aber nein: Ich bin kein Mensch, der jemanden hassen kann, zumal ich den Täter nicht einmal persönlich kenne.
Er wurde nach der Gewaltattacke verhaftet…
Ja, und am Tag darauf war er schon wieder frei und ist in Meran unterwegs, wie man mir berichtet.
Sie wurden vor zehn Tagen aus dem Krankenhaus entlassen. Wann werden Sie wieder im Café Darling anzutreffen sein?
Ich habe mir vorgenommen täglich vorbeizuschauen und die Zeitungen zu lesen. Dies auch für die vielen Stammkunden, die sich immer wieder nach mir erkundigen und die froh sind mich zu sehen. Arbeiten wie bisher werde ich aber so schnell nicht mehr können. Mir fehlt die Kraft und aufgrund der Gleichgewichtsstörungen auch die Sicherheit beim Gehen und Stehen. Das kommende Jahr werde ich deshalb noch ausfallen und daher zwei oder drei zusätzliche Mitarbeiter einstellen müssen. 2020 lasse ich vorüberziehen und dann werde ich wohl eine Entscheidung treffen müssen.
Sie planen ganz aufzuhören?
Das ist noch alles offen. Vielleicht werde ich im Café künftig nur noch die Abrechnungen oder das Bürokratische übernehmen. Man wird sehen. Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen. Ich denke, es ist die Zeit gekommen um sinnvoller zu leben und etwas mehr auf mich selbst zu schauen. Das sind die Gedanken, mit denen ich mich derzeit beschäftige.
Interview: Karin Gamper
Der Anlass
Der in Meran sehr bekannte Betreiber des Café Darling, Oswald Trojer, wurde am 13. Oktober dieses Jahres am Sandplatz von einem Jugendlichen nach einem kurzen Disput um das Urinieren in der Öffentlichkeit attackiert und so schwer verletzt, dass er zeitweise in Lebensgefahr schwebte.
Erst vor zehn Tagen konnte Oswald Trojer das Krankenhaus wieder verlassen. Er hat jedoch noch einen langen Reha-Weg vor sich. Am Montag wurde Trojer von Bürgermeister Paul Rösch im Rathaus empfangen. Rösch versicherte dem Wirt, dass die ganze Stadt ihm alles Gute und eine schnelle und umfassende Genesung wünsche. Der Bürgermeister bedankte sich bei Trojer außerdem für seinen Einsatz: „Jede Stadt und jede Gemeinschaft braucht Menschen wie Dich, Menschen mit Zivilcourage, die nicht wegschauen und weghören, wenn man eingreifen und etwas sagen sollte.“
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Kommentare (14)
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george
Wieder einmal die üblichen Bla, Bla Kommentare.