„Wir geben alles“
Einen genauen Zeitpunkt anzugeben, ist aufgrund zu vieler Unsicherheitsfaktoren unmöglich. Aber innerhalb mehrerer Wochen sollte die gesamte Bahnstrecke im Pustertal wieder für den Zugverkehr befahrbar sein. Die entscheidenden Arbeiten an den neuralgischen Stellen in Olang, Mühlbach und Untervintl sind in der kommenden Woche geplant.
Diese Informationen gab Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider am Freitag in einer Pressekonferenz in Bozen gemeinsam mit dem Direktor der STA – Südtiroler Transportstrukturen AG Joachim Dejaco und dem Direktor des Landesamtes für Geologie und Baustoffprüfung Volkmar Mair.
Alfreider versicherte: „Wir setzen alles daran, um zumindest einen Teilabschnitt der Bahnlinie bis Weihnachten freigeben zu können.“ Allerdings: Bis dahin müssen die Experten und Arbeiter die Felshänge entlang der Strecke stabilisieren. „Die Sicherheit steht selbstverständlich an oberster Stelle: Daher wird sicher kein Streckenabschnitt freigegeben, bevor er alle Voraussetzungen für die Sicherheit des Zugverkehrs erfüllt.“ Eines habe dieses Ereignis deutlich gezeigt, ergänzte Alfreider: „Erst wenn etwas fehlt, bemerkt man, wie wichtig es ist: Genau dies hat sich bei der Pustertal-Bahn gezeigt. Sie wird täglich von über 2000 Personen genutzt: Studierende, Pendler, Seniorinnen und Senioren. Daher wollen wir die Unannehmlichkeiten auf ein Minimum reduzieren.“ Die Arbeiten würden auch am Wochenende fortgesetzt, um die Wiederherstellung der Linie zu verkürzen.
Ersatzbusse im Halbstundentakt
Derzeit verkehren zwischen Franzensfeste und Innichen täglich 51 Ersatzbusse der SAD. Im Halbstundentakt fahren sie zwischen Franzensfeste und Bruneck sowie Bruneck und Innichen. Der vom zuständigen Amt ausgearbeitete Ersatzfahrplan vom 25. November hat 61 Busse vorgesehen. Der Konzessionär kann für diesen Dienst auch andere Unternehmen beauftragen. Alfreider versicherte: „Wir wollen in dieser kritischen Zwischenzeit einen wirksamen öffentlichen Verkehrsdienst gewährleisten.“
Vorgesehene Arbeiten
Nach einer eingehenden Analyse vor Ort werden am Montag die Arbeiten zur Wiederherstellung der Bahntrasse in Oberolang beginnen, die am 19. November von einer Mure unterspült worden war. Landesgeologe Volkmar Mair erklärte die Situation: „Die Arbeiten entlang der gesamten Bahnstrecke werden mehrere Wochen in Anspruch nehmen. An verschiedenen Stellen haben sich schlammige Muren, aber auch ganze Steinblöcke aus den Hängen gelöst und sind teilweise direkt auf den Schienen gelandet. Wir müssen teilweise das gesamte Hangsystem wieder aufbauen. Dabei werden auch auf neuartige, in Südtirol entwickelte Barrieren zurückgreifen.“
In Oberolang muss der gesamte Hang unterhalb der Bahntrasse wiederaufgebaut werden, mit anzulieferndem Schottermaterial, Drainagen, Schutzbarrieren und nicht zuletzt mit der Wiederherstellung der Schienen, die derzeit quasi im „Leeren“ hängen. Landesrat Alfreider lobte in diesem Zusammenhang die hervorragende Zusammenarbeit aller beteiligten Ämter und Organisationen, vor allem auch der staatlichen Transportagentur RFI: „Sie ist für die Eingriffe zuständig und geht dabei in enger Abstimmung mit dem Land Südtirol und den anderen beauftragten Unternehmen vor.“ Einige der Arbeiten müssen auch auf Privatgrund vorgenommen werden.
Problemzone Niedervintl
Eine der weiteren Problemzonen ist Mühlbach: Die auf die Schienen gestürzten Felsbrocken wurden entfernt. Es bedarf aber noch eines weiteren Arbeitstages, um die Schienen zu säubern und wiederherzustellen. Das dazu nötige Spezialgerät wird derzeit angeliefert. Dennoch werden diese Arbeiten noch warten müssen: Sie sind erst möglich, nachdem auch die große Problemzone in Niedervintl behoben ist: Hier müssen einige gefährliche Felsen etwa 400 Meter oberhalb der Schienen aus dem Hang entfernt werden. Sie waren dort hängen geblieben, nachdem sich zwei große Felsblöcke – rund 25 Kubikmeter groß und bis zu 67 Tonnen schwer – gelöst hatten. Kleinere Blöcke mit rund einem Kubikmeter werden in den ersten Tagen der kommenden Woche aus dem Hang entfernt. Erst dann können die Arbeiter die beiden Felsblöcke auf der Strecke ohne Gefahr sprengen und abtransportieren. Für diese Arbeiten werden die beiden beauftragten Südtiroler Unternehmen zwei bis drei Tage brauchen.
Bereits beseitigt haben die Techniker hingegen die Rutschung östlich von Bruneck, die beiden Rutschungen westlich des Bahnhofs Percha sowie die kleineren Rutschungen im Bereich Klosterwald westlich von St. Lorenzen. Dort wurden zusätzlich Drainagen geschaffen, die das immer noch vorhandene Wasser kontrolliert ableiten. Dennoch bleiben die Techniker in Alarmbereitschaft: Nicht überall ist der Boden bereits völlig stabil.
Wiederaufnahme des Bahnverkehrs
Während der laufende Busersatzverkehr weiterhin im Einsatz ist und die Arbeiten an den Schienen laufen, wird auch die Bahn wieder mit der Oberstromleitung verbunden und die beiden Züge überprüft, die derzeit in Bruneck stillstehen müssen. STA-Direktor Joachim Dejaco ergänzt: „Erst wenn die Strecke in Mühlbach und Vintl wieder befahrbar ist, können wir den provisorischen Dienst auf der Bahnstrecke zwischen Franzensfeste und Olang wieder aufnehmen. Wir setzen alles daran, damit dies bis Weihnachten möglich sein wird.“ Die Strecke bis Innichen dagegen ist erst nach Wiederherstellung des Hanges in Olang möglich. Bis nach Lienz schließlich wird der Zug wohl erst im Februar fahren können: In Osttirol sind die Schäden an der Bahnlinie nämlich noch weit größer als im Pustertal.
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Kommentare (3)
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pingoballino1955
Da wäre auch nochmals die Frage zu stellen und zu WARNEN: ist der Vinschgerzug überhaupt sicher vor Unterspülungen von Wasser und Geröll? Wie sind die Sicherheitsvorkehrungen,dass die leider vergangene Zugtragödie mit Toten nicht wieder passiert. Wie sieht es aus mit der Strecke Latsch-Kastelbell(Latschonder)?? Wäre schon angebracht,dass man das Vinschger Volk aktuell informiert,aber anscheinend findet man dies nicht für nötig??
george
„Wir geben alles“. Was geben sie wirklich? Geben sie auch sonst alles, nicht nur hier?