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„Nicht wegschauen“

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604 Frauen haben im Vorjahr 2018 die Beratung durch eine Kontaktstelle oder ein Frauenhaus gesucht, 86 von ihnen fanden in einer Struktur Zuflucht. Mit ihnen wurden 82 Kinder aufgenommen.

Die jüngste ASTAT-Erhebung zu den Kontaktstellen gegen Gewalt und Frauenhäusern untermauert ein Phänomen, das in der öffentlichen Wahrnehmung oft erst im Extremfall gesehen wird: 604 Frauen haben im Vorjahr 2018 die Beratung durch eine Kontaktstelle oder ein Frauenhaus gesucht, 86 von ihnen fanden in einer Struktur Zuflucht. Mit ihnen wurden 82 Kinder aufgenommen.

Bemerkenswert ist, dass sich 408 Frauen das erste Mal an eine Einrichtung oder Beratungsstelle gewendet haben. Die Dunkelziffer über Gewaltverbrechen ist weitaus höher.

Anlässlich des Tages gegen Gewalt an Frauen erinnert Soziallandesrätin Waltraud Deeg an die fünf geschützten Einrichtungen und vier Kontaktstellen, an die sich Frauen wenden können: „Wir sind alle gefragt, nicht wegzuschauen, wenn eine Frau Opfer von Gewalt wird. Die Frauenhausdienste sind bereits seit vielen Jahren unerlässliche Einrichtungen, die Schutz bieten und die Gesellschaft für dieses leider immer noch aktuelle Thema sensibilisieren.“ Informationen zu den Einrichtungen gebe es in der Broschüre „Du kannst es ändern“, die in Kürze online abgerufen werden kann oder in den Landesämtern aufliegt.

Besetzter Platz und weiße Schleife schaffen Bewusstsein

Um an jene Frauen zu erinnern, die Opfer von Gewalt wurden, gibt es in Italien seit 2013 die Aktion „Besetzter Platz“. Seit einigen Jahren ruft auch der Beirat für Chancengleichheit in Südtirol dazu auf, sich an der Initiative zu beteiligen. Als sichtbares Zeichen gegen Gewalt werden Stühle mit roten Gegenständen bestückt: Sie weisen darauf hin, dass an dieser Stelle eigentlich eine durch Gewalt verstorbene Frau sitzen könnte. Die Aktion läuft vom 23. November bis zum Tag der Menschenrechte am 10 Dezember.

Ein weiteres sichtbares Zeichen, mit dem das „Nein“ zur Gewalt bekräftigt wird, ist die weiße Schleife. Landeshauptmann Arno Kompatscher sagt in seiner Funktion als Landesrat für Chancengleichheit: „Wir wollen aktiv viele Zeichen setzen, dass Gewalt allgemein, besonders jene gegen Frauen, von unserer Gesellschaft nicht toleriert wird. Obwohl wir uns eine moderne Gesellschaft nennen, ist Gewalt immer noch aktuell.“ Viel zu viele Frauen würden täglich Opfer häuslicher Gewalt. „Wir müssen entschieden dagegen vorgehen und dabei unterstützen Gewaltspiralen zu brechen“, sagte der Landeshauptmann.

Präventionsarbeit stärken, Vorbildfunktion ernst nehmen

Auch Landesrätin Deeg pflichtet diesem Ansinnen bei und ergänzt: „Die Verrohung unserer Gesellschaft und die zunehmende Gewaltbereitschaft macht Präventionsarbeit immer wichtiger.“ Diese werde beispielsweise von der Caritas Männerberatung in Form eines Anti-Gewalttrainings angeboten. Weitere Maßnahmen dieser Art sollen in Zukunft stärker ausgebaut werden. Parallel dazu gelte es an einer Kultur des gegenseitigen Respekts und des Ausgleichs zu arbeiten, um Gewalt frühzeitig entgegenzutreten.

In Südtirol, ebenso wie im restlichen Staatsgebiet, ist die Mehrzahl der Gewalttäter der aktuelle oder ehemalige Ehemann oder Partner. Gewalt sei somit leider auch ein Familienthema: „Eltern haben eine wichtige Vorbildfunktion, vor allem darin, wie sie miteinander umgehen. Um die Gewaltspiralen zu brechen, müssen wir früh, nämlich bei den Kindern ansetzen und ihnen vorleben, dass Gewalt niemals die Lösung, sondern vielmehr die Zuspitzung eines Problems darstellt“, betont Deeg.

Informationen und Kontaktadressen:

Frauenhaus und Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen Bozen 800 276 433
Geschützte Wohnungen Bozen 800 892 828
Frauenhaus und Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen Meran 800 014 008
Frauenhaus und Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen Brixen 800 601 330
Geschützte Wohnungen und Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen 800 310 303

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