Amüsant und gnadenlos
„Parasite“ von Joon Ho Bong aus Südkorea ist eine zeitgenössische Parabel.
von Renate Mumelter
Eine Parabel erzählt Gegebenheiten ohne eine Moral ans Ende zu stellen. Joon Ho Bong macht das in seinem Film bis in die letzte Konsequenz.
Die Familie Kim lebt in einem feuchten Souterrain. Vater, Mutter, Tochter, Sohn sind arbeitslos, auch das Essen ist knapp. Durch Zufall tut sich für den Sohn Ki-Woo die Chance auf, in einer sehr wohlhabenden Familie als Nachhilfelehrer zu arbeiten. Daraus ergeben sich weitere Möglichkeiten, und diese werden von Familie Kim moralbefreit genutzt. Was einzig zählt, ist ein besseres Leben, das Überleben. Die Kims werden zu Parasiten, weil sie keine andere Chance haben.
Schauplatz ist das Kellerloch der Kims, vor dessen Fenstern Betrunkene an Hausmauern pinkeln. Der zweite Schauplatz ist die Villa der Familie Park mit ungeahnten Nebenschauplätzen. Regen spielt eine Rolle, eine Haushälterin auch und Kinder mit Helikoptereltern.
Zwischendurch ist die Geschichte der Kims durchaus amüsant. Erst gegen Ende stinkt ein unausweichlicher Showdown und wird blutig. Gewöhnungsbedürftig, aber richtig. Anders könnte es nicht erzählt werden sein.
Der Koreaner Ho Bong erzählt nämlich den Kapitalismus in allen seinen Konsequenzen. Gute Lehren erspart er sich und dem Publikum. Schlüsse lassen sich trotzdem ziehen.
Der Film hat die Goldene Palme in Cannes gewonnen.
„Parasite“ (Gisaengchung), KR 2019, 132 Min., Regie Joon Ho Bong, mit Hye-jin-Jang, Kang-ho Song. Bewertung: Sehenswert, besonders die OmU-Fassung (MO)
Was es sonst noch gibt: „Roma“, ein wunderbarer Film, nur heute um 10.30h bei der Filmclub-Matinee, „Alkohol – der globale Rausch“, „Gelobt sei Gott“ (Meran, SA, SO, Schlanders MI), „Nur eine Frau“ (Brixen, MO), „Menschen und Verträge“ von Claus Gatterer (DO, 20 h)
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