„Geste der Versöhnung“
Die Staatsoberhäupter von Italien und Österreich, Sergio Mattarella und Alexander Van der Bellen, haben am Sasmtagnachmittag gemeinsam mit ihrem Gastgeber, Landeshauptmann Arno Kompatscher, in Bozen an zwei symbolischen Orten der Opfer des Faschismus und Nationalsozialismus gedacht: Gemeinsam mit dem Bürgermeister der Gemeinde Bozen Renzo Caramaschi begaben sie sich zunächst zum Ansitz Stillendorf, wo der Marlinger Lehrer Franz Innnerhofer zum ersten Südtiroler Opfer des Faschismus geworden war. Anschließend hielten sie an der neu gestalteten Gedenkmauer des ehemaligen nationalsozialistischen Durchgangslagers inne.
„Geste der Versöhnung und Verständigung“
Der Halt an den zwei Gedenkstätten bildete den abschließenden Teil der Gedenkfeierlichkeiten rund um die Teilung Tirols vor 100 Jahren und die Annahme des Südtirol-Pakets vor genau 50 Jahren. Dieser Akt war von großer symbolischer Bedeutung, wie Landeshauptmann Kompatscher hervorhob: „Wir wollen uns daran erinnern, dass unser Land in der Zeit zwischen den beiden Gedenkjahren unter zwei Diktaturen gelitten hat und zahlreiche Südtirolerinnen und Südtiroler unter den Opfern waren. Wir erinnern uns aber auch im Bekenntnis, dass es unter den Unsrigen auch Täter, Kollaborateure und Mitläufer gab.“ Im Dienst verfehlter Ideologien sei enorme Gewalt ausgeübt worden. Dass die beiden Staatsoberhäupter gemeinsam der Opfer dieser Diktaturen gedenken, nannte Kompatscher „ein wichtiges politisches Zeichen und eine schöne Geste, vollzogen im europäischen Geiste der Versöhnung und Verständigung.“
Erstes Südtiroler Opfer des Faschismus
Zunächst erwiesen Staatspräsident Mattarella, Bundespräsident Van der Bellen, Landeshauptmann Kompatscher und Bürgermeister Caramaschi dem Lehrer Franz Innerhofer aus Marling die Ehre. Am 24. April 1921 war er zum ersten Südtiroler Opfer des Faschismus geworden, als faschistische Schlägertruppen den traditionellen Trachtenumzug zur Eröffnung der Bozner Frühjahrsmesse überfielen. Innerhofer versuchte, einen Jungen zu schützen. Durch Schüsse im Hauseingang des Ansitzes Stillendorf bezahlte er dieses mutige Einschreiten mit seinem Leben.
Tausende Häftlinge im NS-Durchgangslager
An die letzte Phase des Nationalsozialismus dagegen erinnert die neu gestaltete Gedenkstätte in der Reschenstraße: Vom Juli 1944 bis zum 3. Mai 1945 – einen Tag nach der Kapitulation der Wehrmacht in Italien – waren im NS-Durchgangslager Bozen Juden, Mitglieder von Widerstandsgruppen, Familien von Kriegsdienstverweigerern, Personen in Sippenhaft, aber auch faschistische Dissidenten oder Kollaborateure inhaftiert und viele in der Folge in Konzentrationslager gebracht worden.
Landeshauptmann Kompatscher erinnerte daran, dass zwischen diesen beiden Zeitpunkten die schweren Jahre der faschistischen Unterdrückung und der Option lagen: „Sie haben tiefe Wunden in die Südtiroler Gesellschaft geschlagen, die lange nicht verheilt sind.“
LH Kompatscher: „Verständigung statt Ausgrenzung“
Auch wenn die Zeiten von heute und damals nicht vergleichbar sind: Kompatscher mahnte daran, dass sich die Gesinnung der Ausgrenzung nie mehr wiederholen dürfe: „Gerade wir in Südtirol sollten aus unserer Geschichte lernen: Zündeln und gegenseitiges Provozieren setzt bewusst das Trennende vor das Verbindende.“ Genau das setze aufs Spiel, was seit Abschluss des Südtirol-Paketes geschaffen wurde: „Ein Land, das auf der Basis seiner Autonomie zu einem Modell des friedlichen Zusammenlebens der Sprachgruppen geworden ist. Daher müssen wir der Missgunst, dem Hass und der verbalen wie physischen Gewalt den Willen zu Verständigung, Respekt und Kompromissen gegenüberstellen.“ Dies sei die Botschaft, die von den beiden Gedenkstätten ebenso ausgeht wie vom Gedenken an die leidvolle Teilung Tirols, vor allem aber an den heilsamen Wendepunkt der Südtiroler Geschichte: Die Verabschiedung des Südtirol-Pakets.
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Kommentare (5)
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Es wäre diesem Staat auch kein Stein aus der Blechkrone gefallen, wenn sich der Herr Presidente für die Folterungen der Südtirolaktivisten in seinen Gefängnissen entschuldigt hätte.