Hostile Environment(s)
Der Wissenschaftler und Architekt Lorenzo Pezzani erkundet in der ar/geKunst, wie feindliche Umgebungen in noch nie da gewesener Weise in den Alltag eindringen.
Der Begriff der „feindlichen Umgebung“ (hostile environment) wurde erstmals 2012 in der Migrationsdebatte in Großbritannien eingeführt und bezieht sich auf den Erlass von Gesetzen, die darauf abzielen, Migrant*innen den Zugang zu Arbeit, Wohnungen, Dienstleistungen und Bildung zu verwehren. Seitdem haben sich die Städte des globalen Nordens und darüber hinaus durch den Abbau des Sozialschutzes in unerträgliche Räume der Feindseligkeit für diejenigen verwandelt, die als Außenseiter*innen gelten. Zugleich wurden „natürliche“ Räume wie Meere, Wüsten und Gebirgszüge (einschließlich der Alpen) zunehmend militarisiert und Migrant*innen in immer gefährlichere Geländeformationen abgedrängt, was immer wieder fatale Folgen hat.
Die Ausstellung in der ar/ge Kunst umspannt Bereiche der forensischen Untersuchung, der akademischen Forschung und Lehre sowie des nicht staatlichen Aktivismus und hat sich zum Ziel gesetzt, die politische Ökologie von Migration und Grenzgewalt zu erkunden und zu zergliedern. Mit großer Sorgfalt erstellt sie eine vergleichende Geografie verschiedener Grenzumgebungen und bewegt sich dabei kontinuierlich von lokalen zu entfernten Ökosystemen und umgekehrt.
Der Atlas of Critical Habitats vereint eine kontinuierlich wachsende Sammlung juristischer Dokumente, Karten, ein 3-D-Modell, Videos und ein Medienarchiv zur Untersuchung von Praktiken der Grenzkontrolle, die sich weniger gegen spezifische Personen richten als vielmehr in das Umfeld einzugreifen versuchen, das diese Personen durchqueren oder bewohnen. Tempi Morti soll nachvollziehbar machen, wie feindliche Umfelder in noch nie da gewesener Weise in den Alltag vordringen und dessen Rhythmus zutiefst beeinflussen.
Eröffnung: 21. November um 19 Uhr in der Galerie Museum
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