Glyphosat, ade
Die Toskana steigt als erste Region Italiens aus der Glyphosat-Nutzung aus. Zieht Südtirol jetzt nach?
von Matthias Kofler
Die Region Toskana ist mit dem 31. Dezember 2021 „Glyphosat-frei“. Die Regionalregierung in Florenz hat Ende Oktober den vollständigen Ausstieg aus der Nutzung des umstrittenen Unkrautgifts beschlossen. Landwirtschaftsassessor Marco Remaschi spricht von einer „notwendigen Kehrtwende“, die dabei helfen soll, den Anteil der Bio-Landwirtschaft in der Region zu steigern. Die Toskana ist damit die erste Region Italiens, die komplett auf Glyphosat verzichtet.
Im Sommer hatte bereits das österreichische Parlament entschieden, den Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels zu verbieten Um Glyphosat gibt es spätestens seit 2015 heftige Diskussionen. Damals hatte ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation das Herbizid als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft.
Hanspeter Staffler kommentiert die Nachricht über die Entscheidung der Toskana mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Einerseits freue ich mich sehr über dieses super Signal für Italien, andererseits finde ich es schade, dass wir in Südtirol nicht die Ersten sind“, sagt der Grüne Landtagsabgeordnete.
Staffler ist überzeugt, dass sich das Land vom Pestizid-Einsatz verabschieden muss: „Besser wäre es gewesen, schon gestern auszusteigen – doch wenn wir erst übermorgen aussteigen, verlieren wir wertvolle Zeit.“ Er kenne keine Region in Europa, wo die Obstwirtschaft, das Wohnen und der Tourismus so verzahnt sind wie in Südtirol. In der Toskana gebe es weite Landflächen, in Südtirol befinde sich nach jeder Obstwiese ein Dorf oder es stehe dort ein Hotel. Dennoch verteidige die Landesregierung weiterhin den Einsatz der Pestizide.
Der Grüne hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem Südtirol bis 2030 die Ökowende vollziehen soll. Demnach soll das Land alle Maßnahmen treffen, um den exzessiven Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden einzuschränken und schrittweise bis zum Jahr 2030 aus der Pestizid-Wirtschaft auszusteigen. Zudem soll eine eigene Schulklasse für Biolandwirtschaft eingerichtet werden. Im Gesetzgebungsausschuss wurde der Entwurf von der SVP und den Freiheitlichen niedergestimmt. Der jüngste Beschluss der Toskana gibt Staffler nun neuen Rückenwind.
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