Böse Überraschung
In der Bozner Altstadt häufen sich die Einbrüche. Das jüngste Opfer: Das Café Hildegard in der Raingasse. Der Täter ist bereits identifiziert, zum Bedauern der Wirtin aber weiter auf freiem Fuß.
Von Thomas Vikoler
Der Anruf einer Bekannten erreichte Hildegard Schweigkofler am Donnerstag in den frühen Morgenstunden. „In deiner Bar in Bozen ist eingebrochen worden“, lautete die schlechte Nachricht.
Das Café Hildegard befindet sich in der Raingasse in der Bozner Altstadt am Vorplatz zur Greif-Galerie.
Eine kleine Bar, die untertags geöffnet ist.
In der Nacht auf Donnerstag wurde die Vitrine neben der Eingangstür, die ebenfalls aus Glas ist, mit einer Eisenstange eingeschlagen.
Auf die zersplitterte Vitrine und die Eisenstange traf Hildegard Schweigkofler am Donnerstagmorgen, als sie vor ihr Café trat. Der Täter hatte sich damit Zutritt zu dem Lokal verschafft, um sich gleich über die von außen sichtbare Kasse herzumachen.
Die Wirtin hatte das Geldschublade der Registrierkasse eigens offen gelassen, um die Schäden bei einem Einbruch zu minimieren. Was in diesem Fall nichts nützte. Der Täter muss die Geldschublade in der Eile zugeschoben haben, um es anschließend mit Gewalt (möglicherweise einem Schraubenzieher) aufzustemmen.
Die herausgerissene Schublade wurde später auf dem Vorplatz zur Greif-Galerie gefunden. Und der (mutmaßliche) Täter von der Polizei im nahen Bahnhofspark.
Der Einbruch in das Café war nämlich innerhalb einer Stunde aufgeklärt. Vor allem dank der Aufnahmen der Überwachungskamera eines benachbarten Gebäudes. Über diese identifizierte die Polizei einen jungen Einwanderer.
Die Ausbeute des Einbruchs: Einige Münzen aus der Schublade der Registrierkasse. Der Sachschaden: Mehrere tausend Euro wegen der zerstörten Vitrine und der demolierten Registrierkassa. Die Wirtin ist zum Glück versichert.
Was sie aber ärgert: Der als Täter identifizierte Mann wurde von der Polizei nicht verhaftet, sondern auf freiem Fuß angezeigt. „Die Polizei hat in diesem Fall wirklich gute Arbeit geleistet, aber die war in gewisser Weise umsonst, wenn der Täter weiter frei herumläuft“, sagt Hildegard Schweigkofler.
Das „svuota carceri“-Gesetz der Regierung Matteo Renzi schob die Voraussetzungen für eine Festnahme erheblich nach oben. Eine Festnahme ist allein dann erlaubt, wenn die zu erwartende Haftstrafe über drei Jahren liegt – und das ist in diesem Fall nicht gegeben.
Vor einer Woche war in der Bozner Altstadt eine Einbruchsserie in drei Betrieben um die Streitergasse verübt worden.
Ebenfalls mit eingeschlagenen Vitrinen und geringer Beute. Dort war – auf frischer Tat – ein Mann aus Marokko verhaftet worden.
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Kommentare (20)
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criticus
Wenn in Bozen ein Sicherheitsgipfel stattfindet, sitzen im Verhältnis in New York gleich viel Personen am Tisch. Nur bei uns passiert anscheinend nichts. Zu viel Exekutive, die mehr im Büro sitzen, verbrecherfreundliche Gesetze und eine Justiz, die lt. Berichten hinter der afrikanischen Justiz liegt. Im Verhältnis wird ein Autofahrer schlimmer bestraft als ein Dealer. Kein Wunder wer sitzt in Rom? Anwälte und Notare.