Das Euregio-Programm
Der Euregio-Vorstand hat in seiner ersten Sitzung unter Tiroler Vorsitz das Regierungsprogramm genehmigt und vorgestellt. Das Ziel: Die Euregio soll der Bevölkerung immer mehr Nutzen bringen.
Die Bevölkerung wird die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino besonders akzeptieren, wenn sie immer mehr auch deren Nutzen spürt. Dieses Ziel hat der Euregio-Vorstand mit dem Regierungsprogramm 2019-2021 vor Augen, das am Donnerstag in Alpbach, Tirol, verabschiedet hat.
Bekanntlich hat das Land Tirol seit Oktober 2019 die Euregio-Präsidentschaft inne, deren Motto „Du bist Teil davon“ lautet. Der Euregio-Präsident, Landeshauptmann Günther Platter (Tirol) stellte mit seinen Amtskollegen Arno Kompatscher (Südtirol) und Maurizio Fugatti (Trentino), das Euregio-Regierungsprogramm für die nächsten zwei Jahre im Congress Centrum in Alpbach vor. Das Programm umfasst neun Kapitel mit insgesamt 51 konkreten Projekten, die von einer gemeinsamen Strategie zum alpenquerenden Verkehr am Brennerkorridorüber einen nachhaltigen Klimaschutz bis hin zu Zivilschutz reichen. Den größten Teil des Regierungsprogramms bildet das Kapitel Klimaschutz und Mobilität. Bis 2021 will die Euregio damit die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger steigern, die Wettbewerbsfähigkeit stärken und die Gemeinsamkeiten fördern und sichtbar machen.
Programm als „echter Gewinn“ für die Bevölkerung
So sagte Euregio-Präsident Günther Platter: „Wenn die Menschen den Nutzen und Mehrwert der Euregio in ihrem direkten Lebensumfeld spüren, steigert das die innere Akzeptanz und äußere Stärke der Euregio.“ Die vielen großen und kleinen Projekte im Regierungsprogramm nannte er einen „echten Gewinn für unsere Bürgerinnen und Bürger.“
Die Landeshauptleute aus Südtirol, Arno Kompatscher, und Trentino, Maurizio Fugatti sprachen von einem sehr ambitionierten, gemeinsam getragenen Programm. Laut Kompatscher werde die Euregio dann spürbar, wenn sie handfeste Antworten auf die großen Zukunftsfragengibt: „Sind wir imstande, unser Leben tatsächlich nachhaltig zu gestalten und somit enkelgerecht zu machen?“, fragte der Südtiroler Landeshauptmann. Auch Fugatti schaut zuversichtlich auf den Weg, der nun unter der Führung des Landes Tirol beginnt: „Wir sind Berggebiete mit vergleichbaren Problemen und Bedürfnissen. Gemeinsame Projekte und Lösungen bringen einen großen Vorteil für alle“, sagte Fugatti.
Überregionales Öffi-Netz und Schiene stärken
Eines der strategischen Ziele ist laut Arno Kompatscher der Verkehr: „Wir wollen möglichst viel Güterverkehr reduzieren und auf die Schiene verlagern, uns aber auch beim Individualverkehr weiterentwickeln.“ Auch Euregio-Präsident Platter sieht es als „oberstes Ziel, einen Beitrag für den Umweltschutz und den Standort zu leisten.“
Klimaschutz und Mobilität bilden daher einen besonderen Schwerpunkt. Platter berichtet, dass die Bevölkerung im Bereich Personennahverkehr besonders großes Interesse an einem gemeinsamen Ticket zeigt, mit dem man unkompliziert in allen drei Landesteilen reisen kann. Kompatscher hatte dieses Euregio-Ticket unter seinem Vorsitz stark vorangetrieben. Nun positionierte sich Platter klar: „Es ist nicht mehr eine Frage des Ob, sondern nur mehr des Wie.“ Weitere Initiativen sind eine überregionale Fahrplaninformation, eine ganzheitliche Integration der Ticketsysteme der drei Länder oder günstige Öffi-Angebote. Ab Dezember 2019 wird die letzte Fahrplanlücke auf der Pustertalbahn mit einer zusätzlichen Verbindung zwischen Franzensfeste und Lienz geschlossen. Neue Fahrzeuge auf der Brennerstrecke werden sowohl das österreichische wie das italienische Eisenbahnnetz befahren können: Damit dürfte ab 2021 die Brennerstrecke auch mit den Regionalzügen ohne Umsteigen passierbar sein.
Um den Transit am Brennerkorridor zu reduzieren muss die Bahn effizienter werden: Der Ausbau der Zulaufstrecken und der Infrastruktur ist wesentlicher Bestandteil davon. Die Kontrollen auf der Straße werden verstärkt.
Besonders erfreut ist der ebenfalls anwesende Südtiroler Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider über den „Schulterschluss der Euregio für die Wasserstoffoffensive, der auf dem gesamten Brennerkorridor ausgebaut werden soll.“
Länderübergreifendes Stromnetz
Ein Musterbeispiel für den spürbaren Nutzen der Euregio stellt in den Augen des Südtiroler Landeshauptmanns der bevorstehende Zusammenschluss der Stromnetze an Brenner und Reschen dar: „1919 wurde die schmerzvolle Grenze zwischen Tirol und Südtirol gezogen. Hundert Jahre danach überwinden wir sie im Stromsektor. Das wird sich auch praktisch spürbar auswirken. Vor allem aber ist es für unser Land von hoher symbolischer Bedeutung“, sagte Kompatscher. Bereits Mitte 2020 soll die Brennerleitung wieder hergestellt sein. Die Reschenleitung wird Nauders-Haiming mit Glurns verbinden – dafür sollen 24 Kilometer Stromleitung in Südtirol und 1,5 Kilometer sowie ein Umspannwerk auf Tiroler Seite errichtet werden.
Länderübergreifender Katastrophenschutz
Platter sprach den Klimawandel an, der den Bevölkerungsschutz und die Bewältigung von Naturkatastrophen vor neue Aufgaben stelle: „Wir werden auch im Bereich Naturkatastrophenmanagement noch enger zusammenarbeiten.“ Der gemeinsame Euregio-Lawinenreport startet mit der Wintersaison 2020/21 in die zweite Saison. Bereits in der vergangenen Saison war die Seite 2,5 Millionen Mal aufgerufen worden. Neu entstehen soll eine Webseite mit dem Wetterbericht aller drei Regionen.
Ein Schuljahr im Zeichen der Europaregion
Maurizio Fugatti richtet ein besonderes Augenmerk auf die Bereiche Ausbildung und Arbeitsplätze für Jugendliche: „Das Trentino setzt stark auf die Erfahrungen im dualen Aus- und Weiterbildungssystem, das wir in unserem Land nun entwickeln“, sagte der Landeshauptmann des Landes Tirol.
Dies spiegelt sich ebenfalls im Euregio-Programm wider: Zahlreiche Initiativen, die im Jugendbereich, in der Bildung, der Wirtschaft oder dem Arbeitsmarkt bereits bestehen, weiter daher fortgeführt beziehungsweise werden neue Impulse gesetzt. Schließlich sieht Fugatti auch im Gesundheitsbereich viele Möglichkeiten, die Zusammenarbeit auszubauen.
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