„Risiko neuer Schädlinge steigt“
Welthandel und Klimawandel führen zu einem verstärkten Auftritt von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen im Obst- und Weinbau. Das Risiko hat in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen.
Klaus Marschall vom Versuchszentrum Laimburg und Josef Österreicher vom Beratungsring für Obst- und Weinbau berichteten von steigenden Problemen im Obst- und Weinbau durch invasive Schadinsekten wie Kirschessigfliege und Marmorierte Baumwanze. „Höhere Temperaturen begünstigen die Verbreitung neuer Schädlinge, die bislang in Südtirol nicht heimisch waren“, erklärte Marschall.
Erschwerend komme hinzu, dass zugleich die Anforderungen an die Produktqualität immer mehr steigen. „Der Handel fordert eine Top-Qualität und makelloses Aussehen, das ist eine große Herausforderung für die Produzenten“, betonte Österreicher.
Am Beispiel der Baumwanze zeigte Marschall die intensive Forschungstätigkeit im Bereich Pflanzenschutz auf. „Wir haben ein Monitoring gestartet, sammeln Informationen über Biologie und Verhalten der Baumwanze und suchen nach Gegenmaßnahmen wie natürlichen Gegenspielern.“
Eine Stärke des Südtiroler Obst- und Weinbaus sei die intensive Zusammenarbeit mit dem Beratungsring, den Produzenten und anderen Beteiligten. „Das hat sich bei früheren Problemen wie dem Feuerbrand und Besenwuchs bewährt und stimmt uns auch für die kommenden Herausforderungen positiv“, bekräftigte Marschall.
Das zunehmende Risiko von Pflanzenschädlingen steht im Konflikt mit dem Wunsch der Konsumenten nach weniger Pflanzenschutzmitteleinsatz. „Das ist ein Drahtseilakt, auf den wir nur so reagieren können, dass wir Pflanzenschutzmittel so gezielt wie möglich einsetzen und nur, wenn er absolut notwendig ist“, unterstrich Österreicher. Klar ist für beide Pflanzenschutzexperten, dass es Pflanzenschutz auch in Zukunft brauchen wird.
In der Berglandwirtschaft sind nicht Schädlinge und Pflanzenkrankheiten die Herausforderung, sondern Trockenheit und andere Wetterextreme. Laut dem Geschäftsführer des Beratungsrings für Berglandwirtschaft BRING, Christian Plitzner, war das heurige Jahr ein besonderes, mit ausreichend Regenfällen im Vinschgau, jedoch Trockenheit im ansonsten niederschlagsreichen Pustertal. „Wir müssen uns in mehr Landesteilen als bisher mit Bewässerung auseinandersetzen“, sagt Plitzner, der Landwirten zu einer Versicherung gegen Trockenschäden rät.
Neben Trockenheit stellen vermehrt auch Nässeperioden die Grünlandwirtschaft vor Probleme. „Wenn das Gras zu lange nass ist, sinkt die Futterqualität oder es fällt sogar ein ganzer Heuschnitt aus“, erklärt Plitzner. Wetterextreme habe es freilich immer gegeben, unterstreicht der BRING-Geschäftsführer: „Wir arbeiten in der Natur und nicht in einer Halle. Das hat seine schönen Seiten, doch müssen wir uns im Gegenzug mit schwieriger Witterung auseinandersetzen.“
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Kommentare (4)
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ostern
@schwarzesschaf
Wer nur Äpfel erzeugt ist für mich kein Bauer.
Ein Bauer ist für einer der auch Gemüse erzeugt
und es uns auch direkt verkauft. Auf diese
„Apfelputzenproduzenten“ kann ich leicht verzichten.
Von den Beiträgen der Landwirtschaft reden wir lieder nicht.