The money maker
Der Südtiroler Künstlerbund präsentiert in der Stadt Galerie Brixen, den abschließenden 3. Teil der Trilogie Tourismus Kultur Wirtschaft.
Nach den beiden Ausgaben Tourismus und Kultur steht nun in der 3. von Eva von Ingram Harpf und Lisa Trockner konzipierten Ausgabe die Wirtschaft im Mittelpunkt einer Ausstellung. Mit einem für Südtirol neuartigem Konzept haben sich elf Künstler*innen und elf Brixner Unternehmen vor einem Jahr getroffen, sich kennengelernt, ausgetauscht und in Folge dessen sich zu Teams, jeweils ein Unternehmen und ein Kunstschaffender, zusammengeschlossen. Der Auftrag an die Paare lautete gemeinsam ein Kunstprojekt zu entwickeln. In welcher Form die Zusammenarbeit ausgerichtet wurde, ob material- oder produktbezogen, eine strategisch konzeptuelle, eine dokumentarische, blieb den Partnern selbst überlassen. Entscheidend war das Wegdenken des üblichen Sponsorings, diese Zusammenarbeit zwischen Unternehmertum und Künstlerschaft begreift sich hier als soziales Kapital bei dem Innovationsprozesse angeregt und experimentell weitergedacht werden. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit sind erstaunlich und werden in Form einer Ausstellung in der Stadt Galerie in Brixen präsentiert. Die Schau zeigt, wie Kunst und Wirtschaft synergetisch ineinandergreifen und sich befruchten. Zu sehen sind Werke von Ali Paloma, Claudia Barcheri, Christian Kaufmann, Simon Perathoner, Petra Pulli, Alexander Wieder, Thomas Huck, Manfred Iccli, Philipp Messner, Georg Ladurner und Lottozero.
Ali Paloma zeigt Defect Detected als Neonschriftzug, dieser steht einerseits für die Optimierungstechnik der Firma Microtec und gleicherweise für leistungsorientiertes Streben nach Perfektion in der Gesellschaft. Die seit Projektbeginn von der Künstlerin Claudia Barcheri in Form eines Balkendiagrammes festgehaltenen Aufenthalte in Südtirol, werden im Sinne vom Architektenduo bergmeisterwolf in ein dreidimensionales Landschaftsbild übertragen. Um den erweiterten Begriff der Bildhauerei geht es auch in der Arbeit des Künstlerkollektivs Moradavaga um Manfred Eccli, das einen Sitzhocker entwickelt, um die Kunst des Bonsai von Othmar Auer, als andauernde skulpturale Tätigkeit in Ruhe betrachten zu können. Mit Stühlen als individuelles Möbel oder Massenprodukt beschäftigen sich Alexander Wierer und Ivo Barth in ihrer Zusammenarbeit und werfen damit die Fragen auf, ob Gebrauchsobjekt oder Artefakt. Petra Polli und Michael Reifer haben die Schwingungen der Lieblingslieder unterschiedlicher Personen durch Wasser in Bewegung versetzt, um diese als personalisierte Fassadenformen auf der Wand sichtbar zu machen. Anhand von einer Videoprojektion steht die Leere im Zentrum der Arbeit von Anna M. Rose (für Lottozero). Kuratiert von Elisa Barison zeigt sie die Herausforderung der Druckerei Weger vom leeren Blatt zum bedruckten Papier als Prozess, dargestellt in Form eines Koch-Tutorials. Das Zusammenfügen von in sich Widersprüchlichem gelingt Georg Ladurner in seinen digitalen Gestaltungtechniken zu Brixen, die er in Zusammenarbeit mit Stefanie Prieth für die Brixner Tourismus Genossenschaft entwickelt. Christian Kaufmann und Alexander Weisssteiner haben sich ihre Geheimnisse geschrieben, jedoch ohne diese zu offenbaren. Sichtbar werden lediglich die Muster der jeweiligen Tastenabfolgen, die als 3D-Zeichnung von WF Mechanik hergestellt wurden. Ausgangspunkt der Zusammenarbeit zwischen Thomas Huck und der Progress Group, ist der selbstentwickelte 3D-Drucker der hausinternen Innovationsabteilung. Dabei wurden die herkömmlichen Anwendungsbereiche des Druckers ausgetestet, neue Anwendungen ausgelotet und als skulpturale Formen umgesetzt. Während in einigen Zusammenarbeiten die Umsetzungen der Ideen sehr schnell vonstattengegangen sind, war bei anderen der Findungsprozess mit Umwegen verbunden, mehrere Anläufe wurden genommen, bis ein gemeinsames Ziel in Sicht war. Simon Perathoner beschreibt diesen Zustand des momentanen Hängens in einer Entwicklungsschleife als Loops in einer Formel der Programmiersprache Javascript. Ein Projekt konnte, bis zum Ausstellungstermin, nicht realisiert werden und wird somit als Konzeption mit offenem Ausgang festgehalten. Die Variablen im Ausgang des Projektes zeigen noch einmal mehr, dass Innovationsprozesse keine finale Gestalt haben, sie können funktionieren, dürfen scheitern, sind immer einen Versuch wert. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, in dem alle Arbeiten abgebildet und die Entwicklungsprozesse beschrieben sind.
Die Ausstellung wird am 8. November 2019 um 19 Uhr in der Stadt Galerie Brixen eröffnet und ist bis zum 11. Jänner 2020 zugänglich.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.