Rettet die Dorfbar
Die traditionellen Dorfwirtshäuser sind vom Aussterben bedroht. Wie der Landtag den Kneipen-Betreibern unter die Arme greifen will.
Von Matthias Kofler
Helmut Tauber verfolgt ein hehres Ziel: Er will alles daran setzen, dass die Dorfgasthäuser und Dorfbars erhalten bleiben. „Mit jedem Dorfgasthaus, das schließt, geht ein Stück Tradition verloren”, sagt der SVP-Abgeordnete. „Und wenn es im Dorf kein Gasthaus mehr gibt, sind auch andere Betriebe wie Metzgereien und Bäckereien in ihrer Existenz bedroht.“
Um die Revitalisierung und Aufrechterhaltung von kleinen Dorfgasthäusern zu unterstützen, forderte Tauber mittels eines Beschlussantrags Sondermaßnahmen zugunsten der gastgewerblichen Nahversorgung. In Tirol werden zum Beispiel Prämien für Wirtshausübernehmer sowie ein Direktdarlehen für Kleinstunternehmer vergeben.
Im Landtag stieß der Antrag auf breite Unterstützung. Alessandro Urzì (Alto Adige nel Cuore) bemängelte aber, dass er auf den ländlichen Raum beschränkt sei. Auch in der Stadt seien kleine Gasthäuser und Läden in Schwierigkeiten, und auch hier sei eine Schließung ein Eingriff in das soziale Gefüge.
Alex Ploner (Team K) meinte, Unternehmer müssten immer überlegen, ob ihr Angebot noch stimme – das gelte auch für die Dorfgasthäuser. Irische Pubs seien sehr kreativ, um Gäste anzuziehen, vor allem durch Musik. Wenn unsere Gasthäuser so unbürokratisch vorgehen könnten, würden sie leichter Gäste finden.
Brigitte Foppa (Grüne) erinnerte an die Wort-Cafes in der Weiterbildung, die viel Erfolg hätten, weil eben die Bar-Atmosphäre beliebt sei. In Bozen sei ein neues Viertel ohne Bar und Laden entstanden, und das sei von den Bewohnern sofort bemängelt worden. Daher sollte man auch die Stadtviertel in diesen Antrag mit einbeziehen.
Laut F-Obmann Andreas Leiter Reber besuchten heute weniger Leute die Dorfgasthäuser als früher. Das hänge auch damit zusammen, dass viele auswärts günstiger einkaufen. Dem könne man auch nicht mit Musik und Tanz begegnen.
Zur Wohn- und Lebensqualität gehörten gewisse Standards, die sich die Leute erwarteten, meinte Landesrat Arnold Schuler, sonst wanderten sie ab. Dazu gehöre auch ein Gasthaus, eine Möglichkeit zur Geselligkeit. In Südtirol habe man diesbezüglich noch ein hohes Niveau, anders als in Tirol oder in Norditalien. Hier gebe es noch in allen Dörfern ein Geschäft. Man dürfe aber nicht alles regeln wollen und das marktwirtschaftliche Prinzip außer Acht lassen. In der Stadt gebe es andere Voraussetzungen als am Land, wo oft die kritische Masse fehle. In der Stadt seien oft die Anrainer das Problem für die Lokale, da es Proteste wegen der Lautstärke gebe. Bei der Nahversorgung brauche es auch Maßnahmen für die Stadtviertel, aber mit anderen Strategien.
Der Antrag wurde mit 20 Ja, neun Nein und drei Enthaltungen angenommen.
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Kommentare (13)
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andreas
Dass besoffene Süd-Tiroler auf primitivste Art nicht mehr die Kellnerinnen belästigen und betatschen, sehe ich jetzt nicht wirklich als großen kulturellen Verlust.
meinemeinung
es fängt damit an ,dass Zuwenig Geld da ist ,die Frauen wollen ire Männer zuhause wissen, Sport und Freizeit verhindern den Budel gang , Fahrverboten und Strafen tun ihres gleich, Vorschriften und Auflagen für Wirte machen ein Interessantes Angebot und Arbeiten kostintensiv und Zeitaufwändig das nicht mehr zu schaffen ist.
Unterm Strich bleibt Zuwenig in der Tasche überhaupt wenn die Bar gemietet wird usw….
nur mehr eine Frage der Zeit ,dass viele zusperren wenn nicht Gesetze geändert werden ,da helfen auch keine Beiträge
bernhart
Wenn ein Wirt freundlich zuvorkommend ist, hat er Kunden, ungehobelte Barbetreiber sollen ruhig aussterben. Für Arbeiter ist der Einkehrschwung schon lange vorbei, bei den Löhnen nicht mehr finanzierbar.
bernhart
4 und 5 Sterne Tempel tun die Dorfgasthäuser nichts, denn diese haben andere Kunden ,