Die 200-Millionen-Tram
17 Haltestellen, 21 Stunden Fahrzeit und eine unsichere Finanzierung: Drei Wochen vor dem Referendum wird das Vorprojekt für die Tram vom Bozner Bahnhof nach Sigmundskron präsentiert.
Von Thomas Vikoler
Eigentlich wollte man nicht um diese Zeit im Regen am Waltherplatz stehen. Das Vorprojekt der Landesgesellschaft STA für eine Tram in Bozen hätte eigentlich erst Weihnachten vorliegen sollen. Doch das Referendum, das nun am 24. November stattfinden wird, kam dazwischen.
„Wir mussten uns deshalb sehr ins Zeug legen“, sagt STA-Direktor Joachim Dejaco bei der Präsentation in einem regennassen Zelt vor Journalisten und zahlreichen Schaulustigen. Die Tram, für SVP-Vizebürgermeister Luis Walcher „kein Traum mehr, sondern ein konkretes Vorhaben“, scheint die Bozner doch zu interessieren.
Einige Antworten gibt ein zweiminütiges Video, in dem man eine grün-weiß getünchte Straßenbahn durch die Stadt fahren sieht. Laut Vorprojekt soll die Fahrt vom Zugbahnhof nach Sigmundskron 21 Minuten dauern, vom Zugbahnhof zum Krankenhaus (nach der Abzweigung an der Meraner Kreuzung) 19 Minuten. Bei einer Distanz 7,2 Kilometern eine Durchschnittsgeschwindigkeit von eher bescheidenen 19 Stundenkilometern. Das hängt auch mit den zahlreichen Haltestellen (insgesamt 17, rund alle 400 Meter) zusammen.
Es zeigt sich: Die Tram, die aus der Idee einer Bahn ins Überetsch geboren wurde, ist ganz auf den innerstädtischen Personentransport ausgerichtet. Obwohl STA-Präsident Martin Ausserdorfer nicht zu betonen vergisst, dass der Anschluss nach Kaltern selbstverständlich mit gedacht und geplant werde.
Interessanterweise soll die Frequenz für die Straßenbahn-Linie zum Spital höher sein (zehn Minuten zu Spitzenzeiten) als nach Sigmundskron (30 Minuten). Mit der Begründung, dass dorthin auch die Metrobus-Linie führt.
Die Tram soll laut Bürgermeister Renzo Caramaschi die dreifache Transport-Kapazität des Metrobus haben – bis zu 260 Fahrgäste pro Fahrzeug. Versprochen wird auch ein geräusch- und vibrationsarmes Gleisbett und – in der Altstadt – ein Verzicht auf störende Oberleitungen. Dort wird die Straßenbahn über ein Batterie-System betrieben.
Bei den Kreuzungen wird es Vorzugsschaltungen geben, womit die Behauptung der Tram-Gegner widerlegt ist, die Fahrtzeit zwischen Bahnhof und Sigmundskron werde am Ende 30 Minuten betragen. Immerhin liegt das Verkehrskomitee der Bozner Bürger, welches das Referendum initiiert hat, mit seiner Kostenschätzung von „200 bis 250 Millionen Euro“ nicht gänzlich daneben.
Der größte Unsicherheitsfaktor des Projekts bleibt aber tatsächlich die Finanzierung, zumal die STA die Gesamtkosten nun auf 211 Millionen Euro taxiert. Zuletzt war von 180 Millionen Euro die Rede.
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