Der Faktor Bio
Das Restaurant in der Cascade soll einen neuen Pächter bekommen: Bio-Bauer Michael Oberhollenzer und Koch Daniel Niederkofler wären wahrscheinlich ein Glücksgriff für Sand in Taufers. Es gibt aber diplomatische Verstimmungen.
von Silke Hinterwaldner
Michael Oberhollenzer ist mehr als überrascht. Er fühlt sich vor den Kopf gestoßen. „Die Gespräche laufen“, sagt er, „das stimmt schon. Aber es gibt noch einige Dinge zu klären, und die Verträge sind nicht unterschrieben.“ Der Bio-Bauer vom Moserhof in Steinhaus ist alles andere als erfreut darüber, dass die Tageszeitung Dolomiten am Montag darüber berichtete, dass er gemeinsam mit dem jungen Koch Daniel Niederkofler das Restaurant und die Bar im Hallenschwimmbad Cascade in Sand in Taufers übernehmen soll. Man habe sich mit der Gemeindeverwaltung von Sand in Taufers darauf verständigt, erst nach positivem Abschluss der Verhandlungen gemeinsam an die Öffentlichkeit zu treten. Dass die Nachricht nun also zu früh publik wurde, ärgert Oberhollenzer.
Damit steht er nicht alleine da. In Sand in Taufers sind viele überrascht von der plötzlichen Wende in der Cascade. In den vergangenen Monaten und Jahren hatte es bereits drei Ausschreibungen gegeben, mit dem Ziel den Bereich Gastronomie zu verpachten. Alle drei Ausschreibungen sind leer ausgegangen. Parallel dazu hat die Gemeindeverwaltung versucht, einen Mieter für die gesamte Cascade zu finden – ein Unternehmen, das bereit ist sowohl Sauna als auch Schwimmbad, Bar und Restaurant zu pachten. „Es gibt kein klares Konzept, keinen Plan“, sagt Josef Nöckler seufzend. Der Gemeinderat des oppositionellen Bündnisses Taufers 2010 verfolgt die Geschichte der Cascade nun schon lange mit regem Interesse. Er kommt zum Schluss: „Das darf doch alles nicht wahr sein. Wir wissen rein gar nichts über diese neuen Verhandlungen. Dabei gibt es sehr viele Fragezeichen: Etwa wie hoch die Pacht sein soll, zu welchen Bedingungen verpachtet wird, oder was nun mit dem Schwimmbad passiert.
Im Grunde hat Josef Nöckler zwar nichts dagegen, dass man mit Michael Oberhollenzer einen Pächter gefunden zu haben scheint, aber die Rahmenbedingungen würden nach wie vor nicht stimmen. Er sagt: „Das Problem mit der Cascade ist damit noch lange nicht gelöst. Das Schwimmbad gehört geschlossen, denn eine derart hohe finanzielle Belastung kann den Bürgern nicht länger zugemutet werden.“ Was er damit meint: In einer Kostenkalkulation geht man davon aus, dass das Hallenbad Cascade in den kommenden zehn Jahren zwischen 800.000 und 850.000 Euro an jährlichem Verlust verursachen wird. Dafür muss die Gemeinde aufkommen, indirekt also die Bürger. Dazu kommen noch die Spesen für die Instandhaltung.
Der Streit um die Zukunft der Cascade war es denn auch, was Michael Oberhollenzer dazu bewogen hat, mit der Gemeinde Sand in Taufers in Verhandlung zu treten. „Wir stoßen hier bei uns zu Hause an unsere Grenzen“, sagt er, „und weil wir wussten, dass man für das Restaurant in der Cascade schon lange sucht und niemanden findet, habe ich den Vorschlag in unserem Betrieb unterbreitet. Die Reaktionen waren gut.“ Kurzentschlossen also machte er sich auf nach Sand in Taufers, um erste Gespräche zu führen. Allen war dabei klar, dass es jetzt schnell gehen muss: Schließlich soll das derzeit geschlossene Restaurant noch vor Weihnachten eröffnet werden. Die Idee ist wenigen Worten: Das Restaurant Annona, derzeit direkt am Moserhof angesiedelt, soll ein neues Zuhause in der Cascade bekommen. Dort ist bio und regional längst Standard. „In der Cascade hätten wird logistische und strukturelle Vorteile, die wir nutzen könnten“, sagt Oberhollezner.
Aber gleichzeitig macht er keinen Hehl daraus, dass er sich sehr darüber ärgert, dass die Nachricht von der möglichen Übernahme bereits an die Öffentlichkeit gedrungen ist. „Hier verkauft man noch ungelegte Eier“, sagt er, „das ist für mich nicht in Ordnung.“ Stefano Mariucci, Vizebürgermeister von Sand in Taufers und für die Cascade zuständiger Referent, war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
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Kommentare (9)
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andreas
Dass sich eine solche Infrastruktur nicht von alleine trägt, war doch von vornherein klar und wenn die Gemeinde den Dorfkaiser gewähren lässt, kommt halt so etwas raus.
Ich würde die Tourismusbetriebe ohne eigenes Wellnessangebot mit ins Boot holen und diesen verbilligte Eintrittskarten geben, damit sie mit diesen werben können bzw. sie die Differenz zahlen oder wenigstens einen Teil davon.
Die Anlage ist effektiv eine Verbesserung des Standortes und diejenigen, welche davon profitieren, sollen sich auch angemessen beteiligen.
Und wenn den Laden keiner will, ist es immer noch sinnvoller ihn zu einem symbolischen Preis zu verpachten, als ihn leer stehen zu lassen.
Das Kind ist nun mal in den Brunnen gefallen, das kann man nicht mehr ändern, also ist es sinnvoll, das Beste daraus zu machen.