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Seliger Videsott?

Mit einem Dankgottesdienst in der Pfarrkirche von Wengen wurde am Sonntag das Diözesanverfahren im Seligsprechungsprozess von Pfarrer Heinrich Videsott abgeschlossen. 

Bischof Ivo Muser, der dem Gottesdienst vorstand, bezeichnete diesen Schritt „als wichtige Etappe für den weiteren Weg hin zur Seligsprechung, zu der es kommen wird, wenn, wann und wie Gott es will“. Anschließend wurde die gesamte Dokumentation bestehend aus Gutachten und Zeugenaussagen versiegelt und dem Postulator Carlo Calloniübergeben, der sie nach Rom bringt. 

Der diözesane Prozess für das Seligsprechungsverfahren für Pfarrer Heinrich Videsottwurde heute in der Pfarrkirche von Wengen abgeschlossen, wo Videsott über Jahrzehnte als Pfarrer und Seelsorger gewirkt hat. „Nicht alle haben dieses Seligsprechungsverfahren befürwortet. Es gibt auch kritische Stimmen zu seiner Persönlichkeit und zu seinem Wirken – und das ist auch legitim. Als Diözese haben wir alle Stimmen, die uns erreicht haben, angehört und geprüft“, betonte Bischof Ivo Muser. Er dankte Offizial P. Alois Hillebrand, der auf diözesaner Ebene für das Seligsprechungsverfahren zuständig war, und dessen Mitarbeitern für die geduldige und kompetente Arbeit. „Mein Dank gilt allen, die für die historische und theologische Einordnung und Bewertung von Pfarrer Videsott ihren Beitrag geleistet haben. Beeindruckend ist die große Verehrung, die die Person und das Wirken von Pfarrer Heinrich bis heute begleitet. Auch diese Feier ist ein sprechendes Beispiel dafür“, so Muser. In der Tat wohnten gestern hunderte Gläubige aus ganz Südtirol – bei strömendem Regen zum Teil sogar im Freien – dem Dankgottesdienst bei.

In seiner Predigt zitierte der Bischof aus dem Bericht der historischen Kommissionzum Seligsprechungsverfahren: „Viele der noch lebenden Bekannten von Pfarrer Videsottbetonen seine theologische und ethische Strenge, wie sie in den Predigten, in seinem Unterricht, in seinen Unterweisungen und Anschauungen zum Ausdruck kam. Er stand damit voll und ganz im Kontext seiner vorkonziliären Ausbildungszeit und der gängigen Lehrbücher vor dem II. Vatikanum. In seinem direkten Umgang mit den Menschen aber erstaunten seine Güte und sein Verständnis im konkreten Fall. Insbesondere nach seinem Ausscheiden aus seinen Pfarrobliegenheiten traten das Zuhören, eine mitfühlsame Barmherzigkeit, Segen und Versöhnlichkeit noch stärker in den Vordergrund. Zuschriften, Briefe, Bezugnahme auf Aussprachen und Besuche zeigten ihn in den 1980er- und 1990er-Jahren als den Ansprechpartner in allen Nöten; als den gesuchten Fürbitter und den hochverehrten Segensspender.“

Wie Pfarrer Heinrich Videsott sich selber verstanden hat, kommt für Bischof Muser sehr eindrücklich zum Ausdruck in der Predigt, die Videsott im Juni 1997 in Montal zu seinem 60-jährigen Priesterjubiläum gehalten hat: „Der Priester darf segnen. Von dieser Gewalt zu segnen, habe ich vom Tag meiner Priesterweihe an viel Gebrauch gemacht. In meinen 60 Jahren Priesterleben habe ich viel, viel gesegnet: Kinder, Jugendliche, Väter, Mütter, Familien, Kranke, körperlich Kranke, geistig Kranke, Vieh und alles Mögliche habe ich gesegnet und jeden Abend, jeden Morgen sende ich meinen Segen, den Priestersegen hinaus zu den Seelen, für die ich zu beten verpflichtet bin, für diejenigen, denen ich versprochen habe, sie zu segnen. Und ich habe, das will ich euch auch verraten, vom heiligen Geist noch ein Charisma erhalten, die Gabe der Heilung. Und von dieser Gabe habe ich auch reichlich Gebrauch gemacht: O, wie viele habe ich durch diesen Segen an Seele und Leib heilen können! Persönlich, und auch im Geiste und durch das Telefon. Und für diese Segensgabe möchte ich heute in diesem heiligen Messopfer recht danken“.

Am Ende des Gottesdienstes wurden alle schriftlichen Zeugnisse von und über Pfarrer Heinrich Videsott – die gesamte Dokumentation mit den Gutachten der Historiker und den theologischen Zensoren sowie den Zeugenaussagen – von Bischof Muser und dem diözesanen Gericht unterzeichnet und dem römischen Postulator P. Carlo Calloniübergeben. „Er wird alles an die zuständige Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen in Rom übergeben. Die Kirche wird alles prüfen. Und diesem Urteil dürfen wir auch vertrauen“, sagte der Bischof abschließend.

Das Diözesanverfahren

Von 2016 bis 2018 wurden in 42 Sitzungen die Zeugen angehört und ihre Aussagen protokolliert. In der Zwischenzeit hatten die theologischen Gutachter die Schriften und Predigten von don Videsott daraufhin überprüft, ob sie mit der Lehre der Kirche in Bezug auf Glaube und Sitte übereinstimmen. Die Fachhistoriker waren damit beauftragt, Schriften und Dokumente über don Videsott zu sammeln und einen zeitgeschichtlichen Kontext über das Leben von don Videsott zu erstellen. Die historischen Gutachter sind in drei getrennten Gerichtssitzungen im November 2018 zu ihren Ergebnissen und Einschätzungen zur Person don Videsott befragt worden. Am 17. Oktober 2018 fand unter dem Vorsitz des bischöflichen Delegierten und in Anwesenheit des Kirchenanwalts sowie der Gerichtsnotarin die Überprüfung der Grabstätte und Wohnung von don Videsottstatt, um sich zu vergewissern, dass es keinen ungebührlichen oder vorschnellen Kult zu Ehren des Kandidaten gibt. Der Aktenschluss erfolgte am 9. September 2019.

Nächster Schritt

Sobald das „nulla osta“ für das bischöfliche Untersuchungsverfahren erteilt ist, wird an der Kongregation in Rom zusammen mit dem Postulator der Fall bearbeitet und von weiteren historischen und theologischen Kommissionen untersucht, um den besonderen Tugendgrad festzustellen. Nach erfolgter positiver Bestätigung wird der Kandidat zum „Venerabile“ erklärt, danach ist zur Seligsprechung ein „Wunder“ erfordert. 

Lebenslauf

Heinrich Videsott wurde in Montal, am Eingang des Gadertales am 3. Juli 1912 geboren. 1932 trat er ins Priesterseminar Brixen ein, Am 29. Juni 1937 wurde er zum Priester geweiht. Die ersten Kooperatorenstellen waren Weitental, Mals, Buchenstein, Enneberg, Bruneck und Cortina. Danach war er einige Jahre Pfarrer in Mittewald und schließlich bis zur Pensionierung im Jahre 1987 27 Jahre lang Pfarrer in Wengen. Don Videsott blieb bis zu seinem Tod in Wengen; er starb am 9. Dezember 1999 im Krankenhaus von Bruneckund wurde in Wengen begraben. Seine Grabstätte zeugt von der andauernden Verehrung vieler Gläubiger.

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