Unbekanntes Albanien
„Neverland“ läuft am 9. November um 16 Uhr beim Filmfest der ZeLIG.
von Renate Mumelter
Erald Dikas Diplomfilm ist mehr als eine Abschlussarbeit. Wenn am Freitag 8. und Samstag 9. November die neuen 10 ZeLIG-Abschlussfilme gezeigt werden, ist auch Dikas Film dabei. Beim größten Filmfestival des Balkans, dem Tirana International Film Festival, ist er schon gelaufen, nach Poitiers ist er eingeladen.
Okay, aber was geht uns das an? Viel. Denn Albanien ist für die meisten hier in Westeuropa ein unbekanntes Land, und die Vorurteile gegen Menschen aus Albanien sind viele. Wer weiß schon, dass es nach dem Fall des Kommunismus und den zwei Fluchtwellen zu Beginn der 1990er Jahre bereits 1997 den Lotterieaufstand gab, der fast in einen Bürgerkrieg ausartete? Damals ging die Wirtschaft schlecht, Pyramidenspiele fraßen das Ersparte, und plötzlich waren Waffen da.
Davon erzählt Dika in einer gelungenen Mischung aus Spielszenen, Archivmaterial und aktuell Dokumentarischem. In den Mittelpunkt stellt er Menschen aus Albanien, die damals noch Kinder oder gerade eben Jugendliche waren. Er selbst zählt auch dazu. „Ich hatte eine wirklich schöne Kindheit“, erinnert sich der eine. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das in meiner Stadt passieren kann“ erzählt die andere.
Dika macht die Zuschauer mit einem Lebensgefühl vertraut, das hierzulande wohl eher unbekannt ist, und er vermittelt, wie diese Verunsicherung nachwirkt.
„Neverland“ (IT, 2019), 80 Min., Regie: Erald Dika, Schnitt: Erald Dika, Kamera: Simone Endrizzi. Bewertung: sehenswert (nur SA, 9/11 16h Filmclub)
Was es sonst noch gibt: ZeLIG Filmfest 8/11, 9/11 jeweils ab 16h, „Gelobt sei Gott“ (MO auch OmU), „L’età giovane“ (MO auch OmU)
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