„Alles Trottel?“
Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi reagiert verärgert auf die Bomben-Kritik von Ex-Richter Edoardo Mori. Doch auch aus der Regierungsmehrheit gibt es Kritik.
von Thomas Vikoler
Sein Papier zur Bozner Bombenentschärfung vom 20. Oktober hat in der Stadt zu hitzigen Diskussionen gesorgt. Der frühere Richter Edoardo Mori kommt dort nämlich zum Schluss, dass die Sicherheitszonen um die 200-Kilo-Fliegerbombe völlig überdimensioniert waren (die TAGESZEITUNG berichtete). Mori äußerte sogar die Vermutung, die Feuerwerker des VI.-Armee-Korps hätten bei der Berechnung der roten und gelben Zone das englische Fuß-Maß mit Metern verwechselt. Rechnerisch würde sich das ziemlich genau ausgehen.
Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi reagierte am Montag nach dem Stadtrat ziemlich ungehalten auf Moris Kritik: „Glaubt Herr Mori etwa, dass wir alles Trottel sind?“ Die Stadtverwaltungen habe sich selbstverständlich („sonst hätten wir uns der Amtsunterlassung schuldig gemacht“, so der Bürgermeister) an die Empfehlungen der Feuerwerker des Heeres gehalten. Die rote Zone, die vollständig evakuiert werden musste, umfasste einen Radius von 500 Metern, die gelbe Zone mit Ausgehverbot sogar 1.830 Meter.
Waffen-Experte Mori hat hingegen darauf hingewiesen, dass in Deutschland bei Entschärfungen von Fliegerbomben von ähnlicher Größe eine Sicherheitszone von 250 plus 250 Metern eingerichtet worden sei. Und er verweist auf einen Fall in München/Schwabing, wo 2012 eine 250-Kilo-Bombe an Ort und Stelle zur Explosion gebracht wurde. Mit einer Sicherheitszone von gerade 300 Metern und 2.500 evakuierten Anwohnern. „Niemand wurde dabei verletzt, es gab lediglich einigen Sachschaden an den Fenstern der umliegenden Gebäude“, betont Mori.
Die Bombe in München wurde übrigens allein von Strohballen gesichert. In Bozen wurde – allein für die Entnahme der beiden Zünder – ein über fünf Meter hoher Sandwall errichtet worden.
„Wir werden uns auch bei der nächsten Entschärfung, sollte es eine geben, wieder an die Anweisungen des Heeres halten“, bekräftigt der Bürgermeister. Dann folgt der nächste Zorn-Ausbruch – und der Dank an die 600 Freiwilligen, die bei der Entschärfung wichtige Dienste geleistet hätten.
Kritik an der großzügigen Sicherheitszone kommt auch aus der Regierungsmehrheit. Sozialist Claudio Della Ratta bezeichnet das Ausmaß Zone als „möglicherweise übertrieben“, die gelbe Zone als „übertrieben“. „Oder dachte jemand wirklich daran, dass jemand, der sich in der Palermostraße oder in der Europaallee aufhält, von Bombensplittern vom Verdiplatz ausgetroffen werden kann?“, fragt Della Ratta. Und verweist auf die hohen wirtschaftlichen Kosten der Operation.
Vizebürgermeister Luis Walcher hatte nach der Bombenentschärfung am 20. Oktober erklärt, laut Auskunft der Sprengmeister des Heeres hätte eine Explosion auch für Personen am Grieser Platz tödlich ausgehen können.
Die gelbe Zone reichte in etwa bis dorthin.
Die Debatte um die Sicherheitszonen dürfte damit nicht beendet sein. Denn die nächste Bombe, so befürchtet man auch im Rathaus, kommt bestimmt.
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Kommentare (15)
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leser
Das mit den alles trottel da scheint etwas dran zu sein
Aber da ja auch die amerikaner im zweiten weltkrieg das land überflogen haben hätte es ja durchaus sein können dass sie eine atombombe verloren haben
Mittlerweile haben politiker zivilschtuz verwaltung usw ja ein niveau erreicht dass nicht mehr professionalität a regola d arte ansteht sondern dass man sich an offenbar an die regie von fantozzifilmen hält und daher wird uns bürger noch einiges erwarten und auf uns zukommen
paul1
„Solche übertriebene Aktionen kennen wir in Südtirol zur genüge, wegen einem Bienenschwarm oder einer Katze auf dem Baum werden ganze Strassenabschnitte abgesperrt, mit Blaulicht und Sirene angefahren und mit einem Aufgebot als ginge die Welt unter…“
leser
Goggile
Wenn du der frage nachgehst wer duesen ganzen zirkus bezahken muss dann weisst du wer due trottel sind
robby
Der Herr Caramaschi scheint einen lichten Moment gehabt zu haben. Ja, Herr Caramaschi, das seid ihr. Chapeau.