„Warum sind die Täter frei?“
Der Meraner Krankenpfleger Werner Stuppner, der vor einer Woche im Dienst von drei Osteuropäern schwer attackiert wurde, wünscht sich mehr Opferschutz und Gesetze, die zeitnah greifen.
von Karin Gamper
Warum wird man wegen einer Pfefferspray-Attacke festgenommen und wegen eines schweren körperlichen Angriffs nicht? Das war die Frage, die sich nicht nur Werner Stuppner stellte, als er gestern in der Früh die Zeitungsmeldungen durchging.
Werner Stuppner ist jener 38-jährige Krankenpfleger, der am Dienstag vergangener Woche in der Notaufnahme des Meraner Spitals im Dienst von drei Osteuropäern verprügelt wurde. Die Videoaufzeichnungen wurden inzwischen ausgewertet. Wer sie gesehen hat, berichtet von einer erschreckenden Gewalt, mit der die drei Angreifer – zwei Männer und eine Frau – auf den Krankenpfleger losgegangen sind. Er befindet sich infolge der Verletzungen – Rippenbrüche und Prellungen – noch immer im Spital.
„Damit eines klar ist“, sagt Stuppner, „ich möchte nicht polemisieren und auch nicht einen Pfefferspray-Angriff bagatellisieren. Was ich möchte ist einen Denkanstoß geben“. Für ihn, so Stuppner, sei unverständlich, weshalb seine Angreifer bislang in keiner Weise sanktioniert wurden. Werner Stuppner: „Es liegen die Filmauswertungen vor, auf denen der Hergang klar zu sehen ist“, sagt der Krankenpfleger. Der Angriff habe keinen Auslöser gehabt, es habe keinen Streit und keinen Wortwechsel gegeben. Der gesamte Angriff sei unvorhersehbar gewesen, die Täter völlig unberechenbar. Etwa eine Stunde nach der Gewalttat hat einer der Angreifer eine unmissverständliche Morddrohung ausgesprochen. Auch dies ist dokumentiert. „Und trotzdem wurden die Angreifer meines Wissens bislang nicht sanktioniert, sie haben außer der Anzeige von Amts wegen und einem Gerichtsverfahren, das irgendwann kommen wird, nichts zu befürchten“, so Stuppner. Dabei handelt es sich bei den Tätern um Personen, die als Betreiber einer Mietwagenfirma und eines Lokals in ständigem Kontakt mit Publikum stehen. Auch in dieser Hinsicht wurden die Täter nicht sanktioniert, etwa durch den Entzug der Lizenz. „Ich verstehe auch nicht, wie die Carabinieri sagen können, dass man eine Morddrohung nicht auf die Goldwaage legen soll“, so Stuppner. Er fühlt sich im Krankenhaus zwar sicher, aber trotzdem: „Es ist keine angenehme Situation“. Es ist vor allem die Unberechenbarkeit der Täter, die ihm zu schaffen macht.
„Es braucht keinen Sicherheitsgipfel, sondern Gesetze, die greifen“, findet der Krankenpfleger, „der Opferschutz muss einen höheren Stellenwert bekommen“. Prävention sei wichtig, aber es seien auch die Grenzen einzuhalten und Übertretungen zeitnah zu sanktionieren. „Gesetzesüberteter müssen spüren, wenn sie zu weit gegangen sind“, findet Werner Stuppner.
Er fühlt sich im Krankenhaus gut aufgehoben. „Die Direktion und der gesamte Mitarbeiterstab stehen voll hinter mir“, sagt Werner Stuppner. Er bekomme laufend Besuch von den Kollegen, auch die Führungsriege bis hinauf zu Sanitätschef Florian Zerzer hat in seinem Krankenzimmer vorbeigeschaut. „Diese große Anteilnahme freut mich und gibt mir Antrieb“, sagt Stuppner. Er möchte nach seiner Genesung in jedem Fall seine Arbeit in der Notaufnahme wieder aufnehmen. „Es ist mein Traumberuf, es ist schön dort zu arbeiten“, sagt er.
Bis dahin wird es noch einige Zeit dauern. Noch weiß Werner Stuppner nicht, wann er aus dem Krankenhaus entlassen wird. Die Schmerzen sind mit der Therapie besser geworden, aber noch nicht ganz weg. Und dann ist da noch der Kopf. Die Gewaltattacke hatte auch Folgen auf die Psyche. Auch in dieser Hinsicht wird der Krankenpfleger betreut.
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