Lebenskarussell
Zum Abschluss des Karl Plattner-Gedenkjahres findet vom 26. Oktober bis 26. Jänner 2020 im Stadtmuseum Bruneck eine von Eva Gratl und Carl Kraus kuratierte Schau statt.
Karl Plattner (Mals 1919 – Mailand 1986) ist zusammen mit Willy Valier, Hans Ebensperger und Peter Fellin eine Symbolfigur für den Aufbruch der Kunst nach 1945 in Südtirol. Er vertritt er einen existenziellen Realismus, der konsequent auch auf die Schattenseiten des modernen Menschen verweist: auf seine innere Unruhe, seine „Heimatlosigkeit“ und Vereinsamung, Phänomene, an denen Plattner schließlich selbst zerbricht: Der Mensch ist ein ins Leben Geworfener, der sich von äußeren und inneren Zwängen nicht lösen kann.
Das Lebenskarussell ist ein Schlüsselwerk von Karl Plattner. Es steht titelgebend und stellvertretend für die gesamte Ausstellung im Stadtmuseum Bruneck und zeigt, was das Menschsein für den Künstler Karl Plattner ausmachte: Das Leben ist ein ewiges Kreisen, ein „blindes“ Spiel. Die sich bewegenden Figuren symbolisieren die menschliche Tragödie und die menschliche Existenz, die Plattner in vielen seinen Werken thematisiert. Wir bewegen uns zwischen Geburt (z. B. Die Wiege) und Tod (Die tote Mutter). Wir suchen die Nähe und sind doch einsam. Leben bedeutet anhalten, zögern, auf ein Gespräch, einen Dialog hoffen und doch haltlos in den Abgrund stürzen (Fenstersturz). Wir spielen und sitzen gleichzeitig wie im Schaufenster von allen betrachtet. Karl Plattner hat alle diese Themen in unterschiedlicher Art und Weise immer wieder in seinem umfangreichen Werk thematisiert. Wir spielen Theater (Karneval in Mals) und sind Teil des Lebensspiels (Damespiel).
Weiters zeigt die Ausstellung künstlerische Parallelen mit zeitgenössischen Werken auf, sei es in thematischer wie auch kompositorischer bzw. technischer Sicht. Karl Plattners Die tote Mutter lässt sich im plastischen Werk von Lois Anvidalfarei Liegende weiterdenken: Beide führen uns eindringlich die Endlichkeit des Lebens in der Dramatik des horizontalen liegenden Körpers vor Augen. Gotthard Bonell unterstreicht selbst seine Verwandtschaft mit dem Künstler, das „Eingespanntsein“ der Figuren, die Betonung des Grafischen und in besonderem Maße seine Konzentration auf das Thema Tod und Verfall. Jörg Hofer stammt wie Karl Plattner aus dem Vinschgau. Die Kargheit der Landschaft ist ein Schwerpunkt im Schaffen der zwei Maler: Beide schauen, wenn auch in unterschiedlicher Weise auf ihre Strukturen, auf ihre Schichtungen, ihre Überlagerungen.
Termin: Eröffnung am 25. Oktober um 19.00 Uhr im Stadtmuseum Bruneck.
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