Ausdruck und Gefühl
Unter der Leitung von Arvo Volmer spielt das Haydn Orchester in Bozen und Meran Werke von Wolfgang Erich Korngold und Antonín Dvorák.
Am 22. Oktober spielen Arvo Volmer das Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen das zweite Konzert der Saison 2019/20. Das Programm präsentiert Musik aus zwei Jahrhunderten: Antonín Dvoráks Sinfonie Nr. 7 wurde im April 1885 in London uraufgeführt und ist seitdem ein Standard der sinfonischen Musik des 19. Jahrhunderts. Vor diesem Monument steht an diesem Abend das Violinkonzert op. 35 von Wolfgang Erich Korngold. Die Biographie des 1897 in Brünn geborenen Komponisten liest sich wie ein Spiegel des an Verwerfungen reichen 20. Jahrhunderts: In Österreich-Ungarn gilt Korngold als „Wunderkind“, reüssiert in den 1920er Jahren in Deutschland und Österreich als Opernkomponist und erhält für seine Filmmusik für „Anthony Adverse“ und „Die Abenteuer von Robin Hood“ – nach seiner von den Nationalsozialisten nach dem „Anschluss“ Österreichs erzwungenen Emigration in die USA – zwei Oskars. Heute werden seine Werke, nach einer langen Phase des Vergessens, wieder häufig gespielt – und das gilt vor allem für das 1947 mit Jascha Heifetz als Solisten uraufgeführte Violinkonzert, das in Bozen der russische Violinist Boris Brovtsyn interpretiert.
Erich Wolfgang Korngold über sein Werk, das sich der musikalischen Nachkriegsavantgarde der späten 1940er Jahre verweigert: „Mein Violinkonzert ist ein Versuch für das Überleben des melodischen Typs der sinfonischen Musik zu kämpfen. Ich will eine Bestätigung, eine Antwort auf eine Frage, die von entscheidender Bedeutung für mich ist: Gibt es noch einen Platz und eine Chance für Musik mit Ausdruck und Gefühl, mit langen melodischen Themen, geformt und entwickelt nach den Prinzipen der klassischen Meister, Musik, die im Herzen erdacht und nicht auf dem Papier konstruiert ist? Das Konzert beginnt in Bozen um 20 Uhr und wird am 23. Oktober in Trient (20.30 Uhr) und am 24. Oktober im Rahmen der Reihe Musik Meran im Kursaal (Beginn: 20.00 Uhr) wiederholt.
Boris Brovtsyn wurde 1977 in Moskau geboren und hat sich als seiner der vielseitigsten Musiker seiner Generation international einen Namen gemacht. Er ist bereits jetzt einer der weltweit gefragtesten Solisten und Kammermusiker. Sein Repertoire umfasst mehr als 50 Violinkonzerte und Hunderte von Kammermusikwerken, von denen er einige uraufgeführt hat. Nach seinem Abschluss am Staatlichen Moskauer Tschaikowski-Konservatorium debütierte er in Großbritannien mit dem BBC Philharmonic Orchestra unter Rumon Gamba und verlegte seinen Wohnsitz bald darauf nach London. Er schloss sein Studium bei David Takeno an der Guildhall School of Music and Drama ab, wo er seit 2010 selbst unterrichtet. Neben der Professur an der GSMD leitete er außerdem eine Klasse am Trinity College of Music in Greenwich und hat Meisterkurse in der ganzen Welt, darunter Südkorea, Thailand und Brasilien, gegeben. CD-Einspielungen von Boris Brovtsyn sind bei Decca, BIS, Onyx und Naxos erschienen. Seine Aufnahmen mit Kammermusikwerken von Schubert und Schönberg mit Janine Jansen haben einen ECHO-Klassik-Preis gewonnen und das Klarinettenquintett von Brahms mit Martin Fröst wurde für den renommierten Gramophone Award nominiert.
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