Mehr Artenvielfalt, bessere Ernten
Eine internationale Studie unter Leitung von Eurac Research und der Universität Würzburg beweist den landwirtschaftlichen Nutzen von Biodiversität.
Rosen am Beginn einer Rebenreihe, Nuss- oder Holunderbäume am Rand von Roggenfeldern, Malven- und Kamillenborten zur Zierde der Apfelgärten – all dies war einst ein gewohntes Bild. Dass solche Vielfalt nicht nur schön ist, sondern auch den Ertrag steigert, zeigte nun ein Team von hundert Wissenschaftlern aus aller Welt in einer umfassenden Studie: Felder mit größerer Biodiversität wehren Schädlinge besser ab, locken mehr Bestäuber an und sind damit produktiver.
Daten von rund 1500 Anbauflächen auf der ganzen Welt analysierten und verglichen die Ökologen und Biologen: Maisfelder in Nordamerika und Rapsäcker in Südschweden waren darunter, indische Kaffee- und südafrikanische Mangoplantagen, Getreidefelder in den Alpen. Insbesondere zwei Ökosystemleistungen – lebenswichtige Dienste, die die Natur dem Menschen kostenlos bereitstellt – untersuchten die Forscher: Die Bestäubung durch Wildinsekten und die biologische Schädlingsbekämpfung, das heißt die Abwehr von Schädlingen durch natürliche Gegenspieler. Das Ergebnis: In vielfältigen Landschaften, wo unterschiedliche Kulturen mit Wiesen, Hecken und Bäumen wechseln, kommen sowohl die Bestäuber als auch die „nützlichen” Insekten häufiger und in größerer Vielfalt vor. Das bedeutet mehr Bestäubung und effizientere Schädlingsbekämpfung , und am Ende höhere Erträge.
„Bisherige Untersuchungen befassten sich überwiegend mit der Bedeutung von Biodiversität für das Funktionieren von Ökosystemen – wie zentral sie auch für das Wohlergehen des Menschen ist, war dagegen noch nicht so klar. Unsere Studie zeigt jetzt, dass Artenvielfalt eine wichtige Rolle für die Bereitstellung von Ökosystemleistungen spielt und entscheidend zu einer dauerhaft guten landwirtschaftlichen Produktion beiträgt“, erläutert Matteo Dainese, Biologe von Eurac Research und Hauptautor der Studie. „Mehr Artenvielfalt auf den Feldern bedeutet zum Beispiel, dass die natürliche Schädlingsbekämpfung besser funktioniert, die Bauern also in geringerem Maß von Pflanzenschutzmitteln abhängig sind.“
Die Wissenschaftler empfehlen deshalb, natürliche Lebensräume zu erhalten und Anbauflächen so vielfältig wie möglich zu gestalten. Die Vorteile nehmen proportional mit der Artenvielfalt zu, doch um eine ertragssteigernde Wirkung zu erzielen, muss man nicht große Teile der Anbauflächen opfern – schon blühende Hecken und verschiedene Pflanzen am Feldrand haben einen positiven Effekt. Aus diesem Grund erhalten Landwirte in Deutschland, der Schweiz und anderen Ländern Nordeuropas bereits heute Fördermittel, wenn sie in ihren Anbauflächen schmale Wildblumenstreifen pflanzen.
Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Science Advances, wertete Daten aus der ganzen Welt aus. Als nächstes wollen die Forscher die Situation in Südtirol genauer untersuchen.
Link zur Studie: https://doi.org/10.1126/sciadv.aax0121
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