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„Fausthiebe und Morddrohungen“

Nach der Attacke auf Krankenpfleger Werner Stuppner in der Notaufnahme in Meran: Nursing-Up-Gewerkschafter Silvano Graziadei erzählt, wie es in der Ersten Hilfe zugeht. Er fordert eine fixe Polizei-Präsenz.

von Karin Gamper

Krankenpfleger Werner Stuppner, der vorgestern Abend in der Meraner Notaufnahme von drei Osteuropäern (zwei Männer, eine Frau) angegriffen und übel zugerichtet wurde, befindet sich infolge mehrerer Rippenbrüche  und Prellungen weiterhin in spitalsärztlicher Betreuung. Er war gestern jedoch bereits in der Lage, Interviews zum gravierenden Vorfall zu geben. Derzeit werden die Videaufzeichnungen ausgewertet, um den Ablauf der wilden Attacke auf den Mitarbeiter des Krankenhauses zu klären.

Die Episode vom Dienstag ist offenbar nur die Spitze des Eisbergs. „Schubsereien, Fausthiebe, Ohrfeigen und Morddrohungen gegenüber Mitarbeitern kommen im Meraner Spital immer wieder vor, das meiste wird gar nicht erst angezeigt”, sagt nun Silvano Graziadei. Er ist der Bezirks-Vertreter der mitgliederstarken Krankenpfleger-Gewerkschaft Nursing Up und arbeitete selbst 20 Jahre lang in der Notaufnahme des Tappeiner-Krankenhauses. Obwohl er einiges gewohnt ist, bewertet er die Gewalttat vom Dienstagabend als „äußerst schwerwiegend”: “Die Mitarbeiter der Notaufnahme, vor allem die Frauen, sind sehr verunsichert”. Der Gewerkschafter fordert: „Es braucht endlich eine fixe Polizei-Präsenz in der Ersten-Hilfe-Station, die wir bereits seit langem fordern”. Es gibt dort derzeit zwar einen Polizei-Raum, doch der ist aufgrund Personalmangels nur sporadisch besetzt. Bleibt der interne Wachdienst, der von einem privaten Unternehmen versehen wird. “Dieser dient jedoch nur für die Ausgabe des Methadons und für Zwischenfälle auf den Stationen”, weiß Graziadei. Er räumt ein, dass ein Krankenhaus immer eine neuralgische Struktur mit häufig schwierigen Patienten ist. „Allerdings ist es in den letzten Jahren schlimmer geworden”, sagt der Gewerkschafter. Die Patienten seien häufig ungeduldig, fordernd und nicht bereit längere Wartezeiten in Kauf zu nehmen, wobei das Verhalten vielfach von den verschiedenen Kulturen abhängig sei. „Die Krankenpfleger sind das schwächste Glied der Kette und bekommen den ganzen Unmut ab“, so Graziadei. Er selbst habe sich aufgrund geäußerter Morddrohungen geweigert, weiterhin sein Namensschild zu tragen.

Aber kann mehr Polizei wirklich dazu beitragen das Problem zu beheben? „Besser wäre es natürlich, wenn sich die Patienten zu benehmen wissen”, sagt Graziadei, der in jedem Fall mehr Schutz für das Berufsbild der Krankenpfleger fordert.

Indes hat gestern Nachmittag am Meraner Spital eine Krisensitzung mit Direktorin Irene Pechlaner stattgefunden.

Gesundheitslandesrat Thomas Widmann und Generaldirektor Florian Zerzer nahmen gestern ebenfalls zum Vorfall in Meran Stellung. Sie fordern einen Sicherheitsgipfel mit dem Regierungskommissar zur Verbesserung der Arbeitssicherheit in den Notaufnahmen des Landes, wo sich zuletzt Gewaltattacken auf die Mitarbeiter häufen. Dies sei inakzeptabel, so der Landesrat und der Generaldirektor.

Ein Detail am Rande, das gestern die Runde machte, zum Schluss: einer der Meraner Angreifer soll vier Stunden nach dem Vorfall erneut in der Ersten Hilfe vorstellig geworden sein. Mit einem herausgeschlagenen Zahn und der Ankündigung, er wolle den von ihm k.o.-geschlagenen Krankenpfleger als Verursacher des Zahnverlusts anzeigen!

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