Kein Lkw-Verbot
Die Gemeinde Bozen wird wohl kein morgendliches Fahrverbot für den Schwerverkehr verhängen. An der Kreuzung am Mazziniplatz werden neue Ampeln aufgestellt – die Sarner Holzfirmen will man zur freiwilligen Selbstbeschränkung überreden.
von Thomas Vikoler
Das Ganze als Kommunikationsfehler darzustellen, wie es Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi gestern nach dem Stadtrat getan hat, ist vielleicht etwas einfach.
Das Presseamt hatte am Freitag mitgeteilt, dass am gestrigen Montag ein morgendliches Fahrverbot für Schwerfahrzeuge mit über 7,5 Tonnen Gewicht in Kraft trete. Eine Reaktion auf den Unfall an der Kreuzung Mazziniplatz/Freiheitsstraße, bei der eine Radfahrerin am Donnerstag von einem mit Holz beladenen Sattelschlepper umgestoßen und schwer verletzt wurde.
Am Montag folgte der offizielle Rückzieher:
In der Mitteilung hätte es eigentlich heißen sollen, dass der Stadtrat sich am Montag mit einem möglichen Fahrverbot befassen werde. Der Bürgermeister hatte zwar eine Verordnung für ein Fahrverbot zwischen 07.30 und 09.00 Uhr aufsetzen lassen – nach den heftigen Abwehrreaktionen der Wirtschaftsbände am Wochenende nahm er davon aber wieder Abstand.
Kurz: In Bozen wird es kein generelles morgendliches Fahrverbot eingeführt.
Das ist auch die Stoßrichtung des Beschlusses, den der Stadtrat gestern – einstimmig – fasste: Zunächst einmal soll an der Kreuzung Mazziniplatz, wo sich der Unfall ereignete, das Ampelsystem geändert werden. Dafür ist die Anschaffung von zwei neuen Ampeln notwendig, die frühestens Mitte November in Betrieb gehen können.
Die eigentliche Neuerungen: Radfahrer sollen an den Abzweigungen Italienallee/Freiheitsstraße und Freiheitsstraße/Italienallee eine eigene Ampel mit eigener Grün-Schaltung erhalten. Derzeit schaltet die Ampel für beide Kategorien – Radfahrer bzw. Autofahrer – gleichzeitig auf Grün.
In Zukunft sollen zuerst Radfahrer losfahren dürfen, die Autos erst nach einem 20-Sekunden-Intervall. Mit der Folge, dass die Staus an der Kreuzung etwas länger werden. Dafür sollte, so die Hoffnung der Stadtverwalter, die Sicherheit für Radfahrer erhöht werden.
Eine weitere Maßnahme ist die (bereits geplante) Neugestaltung des Fahrradweges in der Italienallee, die Arbeiten werden aber nicht vor Februar starten.
Entschieden hat der Stadtrat am Montag außerdem, dass die Verwaltung erst einmal mit den Wirtschaftskategorien (Unternehmerverband, Handwerker) und der Umweltagentur über etwaige Einschränkungen des Schwerverkehrs in der Stadt sprechen muss.
In Bozen gibt es bereits einige Straßen mit einem ständigen LKW-Verbot, etwa die Sparkassenstraße und die Carduccistraße. Hier drängt die Stadtverwaltung auf die Hinzunahme von weiteren Straßen. Das allein zeigt, dass sie sich bereits jetzt von einem möglichen morgendlichen Fahrverbot für Laster über 7,5 Tonnen verabschiedet hat.
Sie setzt stattdessen auf eine Lösung, die auf restriktive Maßnahmen verzichtet: Die Sarner Holz-Betriebe, die derzeit zwangsläufig über Stadtstraßen (insbesondere die Achse Marconistraße/Cadornastraße) beliefert werden sollen zur freiwilligen Selbstbeschränkung überredet werden. Also: Keine Schwer-Holztransporte während der Stoßzeiten, insbesondere in den Morgenstunden. Ob die Sarner Unternehmen da mitmachen, ist eine andere Frage.
Die eigentliche Lösung für das Sattelschlepper-Problem gibt es frühestens in sieben Jahren.
Da soll nach der jüngsten Ankündigung von Verkehrsstadträtin Maria Laura Lorenzini im Stadtviertelrat Gries-Quirein der Hörtenberg-Tunnel fertiggestellt sein. Das vom Land finanzierte Projekt (derzeit geschätzte Kosten: 75 Millionen Euro) ist bisher nicht einmal projektiert.
Die Techniker sind gerade dabei herauszufinden, wo der Tunnel genau beginnen (wahrscheinlich im Bereich Innsbruckerstraße/Kampill) und enden (beim ersten Tunnel der Sarntaler Staatsstraße) soll.
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