EKG mit Folgen
Wie es dazu kam, dass gegen einen Krankenpfleger des Bozner Spitals Anklage wegen sexueller Gewalt gegen eine Patientin erhoben wurde. Weil er – arbeitsbedingt – ihren Busen berührt hatte.
Von Thomas Vikoler
Das (mutmaßliche) Opfer, eine 25-jährige Frau aus Deutschland, hatte den Vorfall im Bozner Spital eigentlich vergessen. Bis sie im Rahmen eines Rechtshilfeansuchens der italienischen Justiz an ihrem Wohnort dazu befragt wurde.
Sie sollte darüber Auskunft geben, was der Krankenpfleger, gegen den wegen sexueller Gewalt ermittelt wurde, mit ihr angestellt hatte.
Die Frau Folgendes zu Protokoll: Sie habe auf dem Krankenbett gelegen, als der Sanitäter ihr das Hemd hochzog, um die Elektroden für ein Elektrokardiogramm anzulegen. Dabei habe er ihren Busen teilweise berührt und sie sei erschrocken.
Der Krankenpfleger habe nach ihrer Reaktion die Hände in die Höhe gehoben und sich entschuldigt, berichtete die Frau den Ermittlern in Deutschland. Der Mann habe ihr anschließend, um sie zu beruhigen, die Wange gestreichelt und sie „Frau Hübsch“ genannt. Angeblich weil er ihren Namen nicht kannte.
Mit der Entschuldigung sei für sie die Episode erledigt gewesen, erklärte die Frau. Und aus diesem Grund habe sie keine Strafanzeige gegen den Mann erstattet.
Dennoch nahm die Staatsanwaltschaft Bozen Strafermittlungen gegen ihn auf.
Warum? Der Verein La Strada, bei dem die Frau aus Deutschland in jener Zeit ein Praktikum absolvierte, brachte den Fall zur Anzeige. Die Praktikantin hatte am Vereinssitz der Zuständigen für Gleichstellung über den Zwischenfall im Spital berichtet.
Weil der Krankenpfleger einen öffentlichen Dienst verrichtete, führte die Staatsanwaltschaft schließlich die Ermittlungen von Amts wegen gegen ihn fort. Am Ende erhob sie Anklage wegen des Verdachts der sexuellen Gewalt leichten Ausmaßes.
In der Vorverhandlung wurde das Verfahren vergangene Woche eingestellt. Weil keine Straftat besteht. In der Vorverhandlung zeigte sich, dass die Staatsanwaltschaft sogar das Telefon des Tatverdächtigen abgehört hatte, um Beweismaterial gegen ihn zu sammeln
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Kommentare (2)
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tiroler
Und Kriminelle lässt man frei herumlaufen