„Wir nehmen Greta ernst“
Die Grünen fordern, dass im Menüplan von öffentlichen Ausspeisungen angeführt wird, woher das Fleisch stammt. Und für Schulhöfe und Spielplätze soll ein periodisches Pestizidmonitoring kommen.
von Artur Oberhofer
Brigitte Foppa gibt die Stoßrichtung vor: „Wir nehmen die Aufforderung von Greta Thunberg ernst.“ Die Umweltaktivistin hatte auf der UN-Konferenz in New York den Satz „This is all wrong“ geprägt und meinte damit das gängige Weltbild, das endgültig in Frage zu stellen sei.
Klimaschutz müsse das oberste Ziel und Anliegen jeder Politik werden. „Das fordert nicht nur Greta Thunberg, sondern Millionen von jungen Menschen, die weltweit freitags demonstrieren“, so die Südtiroler Grünen, die gestern ihr „Gesundheitspaket“ präsentiert haben.
Auch im kleinen Wirkungsradius des Landes Südtirol sei es möglich, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Klimafreundliche Maßnahmen müssten immer lebens- und menschenfreundlich sein und hätten somit positive Auswirkungen auf die Gesundheit, so Brigitte Foppa und ihre Kollegen Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler.
Zwei Themen, die Klimaschutz und Gesundheit verbinden, werden in der laufenden Landtagswoche auf Antrag der Grünen im Plenum behandelt. „Wir gehen von zwei spezifischen Aktionsfeldern aus, in denen konkrete Maßnahmen gesetzt werden können“, erläutert Brigitte Foppa.
1 – Aktionsfeld Gemeinschaftsverpflegung
Mit Gemeinschaftsverpflegung sind Mensen, Kantinen, Ausspeisungen usw. gemeint. „Diese Stätten spielen eine wichtige Rolle, weil dort für sehr viele Menschen gekocht wird, also auch große Mengen an Nahrungsmitteln zum Einsatz kommen“, so die Grünen.
Die Art der Lebensmittel, die Herkunft, Zubereitung und Zusammensetzung mache den Unterschied, was den CO2- und den ökologischen Fußabdruck betrifft.
Fachleute unterstreichen, wie wichtig der Ausbau von nachhaltig produzierten Lebensmitteln gerade in der Gemeinschaftsverpflegung ist. „KonsumentInnen möchten darüber Bescheid wissen, was sie in der Mensa essen“, weiß Brigitte Foppa. In der Praxis erfahre man dazu meist wenig bis gar nichts, das soll sich aber – wenn es nach den Grünen geht – mit der Genehmigung des Antrags zur „Transparenz in der Gemeinschaftsverpflegung“ ändern, hoffen die Grünen.
Um was geht es konkret?
Auf der Grundlage der Kennzeichnungspflicht laut EU sollen die BetreiberInnen von öffentlichen Ausspeisungen angehalten werden, im Menüplan anzuführen, woher das verwendete Fleisch stammt und welche Zutaten aus biologischer Landwirtschaft sowie aus fairem Handel stammen.
Die Grünen sprechen von einem doppelten Vorteil: „Ein Vorteil für die Konsumentinnen und Konsumenten, die wissen was sie essen, zugleich aber auch eine Stärkung der heimischen Wirtschaft, da lokal angebaute Produkte kenntlich gemacht würden und somit ein neues Verständnis entstehen könnte.“
Nicht zuletzt würde eine veränderte Nachfrage auch ein diversifizierteres Angebot bedingen – mit Vorteilen für die heimische Landwirtschaft.
2- Aktionsfeld Schulhof und Kinderspielplatz
Seit mehreren Jahren wird in Südtirol zur Pestizidbelastung an Orten, wo Kinder spielen, mobil gemacht. „Mit gutem Grund“, wie die Grünen finden.
2012 hätten sich Rückstände von neun verschiedenen „Pflanzen,schutz’mitteln“ im Gras aus dem unmittelbaren Umfeld der Grundschule Tartsch, und zwar in relevanten Konzentrationen gefunden. „Einige dieser Stoffe wirken insbesondere in Kombination mit anderen schädlich, vor allem auf die Organismen von Kindern, die sich noch im Wachstum befinden und somit durch ihr geringes Körpergewicht stärker belastet werden als Erwachsene“, so Brigitte Foppa gestern.
Die Landtagsabgeordnete der Grünen erinnerte daran, dass ihre Fraktion bereits 2013 einen Beschlussantrag vorgelegt habe, der ein periodisches Pestizidmonitoring von Schulhöfen vorsah. Er wurde damals abgelehnt.
Nun gibt es neue Ergebnisse zum Thema in einer Studie, die im Mai 2019 in den „Environmental Sciences Europe“ veröffentlicht wurde. Sie erhob, inwiefern öffentliche Flächen, die an landwirtschaftliche Produktionsflächen angrenzen, durch Pestizidverwehungen betroffen sind. Für die Studie wurden 71 öffentliche Spielplätze im Vinschgau und im Unterland zufällig ausgewählt und Grasproben davon auf 315 Pestizide untersucht.
Wichtigste Ergebnisse: Die Spielplätze im Vinschgau waren am häufigsten mit Pestiziden belastet, während jene im Unterland die höchsten Pestizidkonzentrationen aufwiesen. Und: Die nachgewiesenen Pestizidkonzentrationen waren umso höher, je näher die Obstanbauflächen an die Spielplätze heranreichten.
„Auf der Grundlage dieser Studien und der EU-Gesetzgebung gibt es in Südtirol dringenden Handlungsbedarf“, meinen die Grünen.
Viele Schulgebäude und Kinderspielplätze befänden sich in unmittelbarer Nähe zu Obstbaugebieten mit intensiven Anbauweisen, in denen Pestizide versprüht werden. „Den Ängsten und Sorgen vieler Eltern muss Rechnung getragen werden“, fordern Foppa & Co.
Daher sieht der Antrag „Gesundheit wo Kinder spielen“ vor, dass in den Südtiroler Schulhöfen und Kinderspielplätzen periodische Monitorings der Pestizidbelastung durchgeführt werden, insbesondere wenn diese Plätze an Gebiete mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung angrenzen.
„Weniger Pestizide im Obst- und Weinbau und mehr Ökolandbau wären gezielte Beträge für den Klimaschutz, weil die biologische Landwirtschaft humusreichere Böden erzeugt und diese CO2 speichern“, so Brigitte Foppa.
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