„Das Kreuz bleibt hängen“
Der neue italienische Bildungsminister Lorenzo Fioramonti fordert, das Kruzifix aus den Schulklassen zu entfernen und stattdessen eine Karte mit Verfassungs-Zitaten aufzuhängen. „Kommt nicht in Frage“, kontert SVP-Chef und Bildungslandesrat Philipp Achammer.
Tageszeitung: Herr Landesrat, hängt in Ihrem Büro ein Kreuz?
Philipp Achammer: Nein, in meinem Büro hängt kein Kreuz.
Und bei Ihnen zu Hause?
Dort hängt selbstverständlich ein Kreuz.
Der italienische Bildungsminister Lorenzo Fioramonti spricht sich für die Entfernung von Kruzifixen aus allen Schulklassen aus. Italien sei ein laizistischer Staat, statt Kreuzen solle eine Weltkarte mit Auszügen aus der Verfassung an der Klassenwand hängen, fordert Fioramonti. Teilen Sie die Meinung des Ministers?
Nein, mich verwundern diese Aussagen. Schon im Jahr 2011 hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden, dass Kreuze in italienischen Schulklassen hängen dürfen und nicht aus Rücksicht auf nicht-christliche Schüler entfernt werden müssen. Erstens sei dies Kompetenz der Mitgliedssaaten. Und zweitens werde mit dem Kreuz auch kein Grundrecht der Schüler und Eltern, wie etwa das Recht auf Bildung oder die Religionsfreiheit, verletzt.
Die Kreuz-Gegner verweisen darauf, dass Italien ein laizistischer Staat sei, in dem alle Religionen Platz finden sollen …
Ich sehe darin keinen Widerspruch. Im Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ist festgehalten, dass der Säkularstaat auch aus christlichen Werte heraus gewachsen ist. Das Kreuz ist nicht nur Ausdruck unseres Glaubens, sondern auch Ausdruck unserer abendländischen Kultur und unserer Verwurzelung. Das Kreuz ist nicht etwas Ausgrenzendendes und Verletzendes, sondern etwas Verbindendes. Daher soll es auch bleiben. Eine Entfernung des Kreuzes werden wir in keiner Weise vertreten.
Mit „wir“ meinen Sie die Landesregierung oder die SVP?
Die Position der SVP und der Landesregierung deckt sich hier absolut.
Der Minister schlägt vor, Karten mit Auszügen aus der Verfassung an die Wände der Schulklassen zu hängen. Was halten Sie davon?
Man kann nichts dagegen haben, wenn Grundwerte der Verfassung, die auch auf unseren christlichen Werten aufbauen, an den Wänden hängen. Diese dürfen aber nicht einer Alternative für das Kreuz werden, wie es der Minister fordert. Das Kreuz muss hängen bleiben.
In wie vielen Südtiroler Schulklassen hängt ein Kruzifix?
Es gibt hierzu keine Erhebungen, die auch keinen Sinn machen würden. Die Schulamtsleitung hat aber bereits im Jahr 2004 ein Rundschreiben verschickt, in dem die Schulführungskräfte dafür sensibilisiert werden. Das ist auch heute noch unsere grundsätzliche Bestrebung.
Die Grüne Brigitte Foppa stand vor einiger Zeit am Pranger, weil sie das Kruzifix in den Schulklassen grundsätzlich in Frage gestellt hatte. Haben kritische Meinungen zum Kreuz in Südtirol keinen Platz?
Selbstverständlich müssen auch diese Meinungen Platz haben. Wäre ja noch schöner. Das gehört zur Meinungsfreiheit. Wer Symbole wie das Kreuz verteidigt, muss auch wissen, was hinter diesen Symbolen steht, nämlich sicher nicht Ausgrenzung. Es wäre daher völlig abwegig, andere Meinungen auszugrenzen.
Interview: Matthias Kofler
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Kommentare (21)
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heinz
Ein Kreuz muss überhaupt nicht hängen – ein Kreuz DARF im Klassenraum hängen. Verpflichtungen bezüglich Religionen sind abzulehnen und mit unserem aufgeklärten Weltbild nicht vereinbar. Jede Religion sollte stets auf Freiwilligkeit aller Beteiligten gründen.
josef.t
Auch Gerichte haben nicht immer Recht ?
Gleichberechtigung, Fortschritt, Wohlstand, Friede, ist sicher nicht
den Religionen zuzuschreiben ?
Einer der wenigen Staaten der die Menschenrechts Konventionen, nicht
unterschrieben hat, ist der Vatikan, der Grund; die Gleichberechtigung
zwischen Mann und Frau, (warum Frauen unterstützen Frauen trotzdem
den Verein, ähnlich bei Trump) ?
Kriege, Verbrechen an der Menschheit sind gerade meistens aus religiösen
Gründer geführt, sowie begangen worden ? Nur mal in der 2000 jährigen
Geschichte christlicher Religion blättern, die Bibel ausgenommen, denn
die Übersetzungen waren meist nach Nutzen ?
Deshalb haben demokratischen Rechtsstaaten, die Trennung von Staat
und Religion, im Gesetz festgeschrieben ?
Will man einen Gottesstaat, bei andern sind das Verbrecher ?
Sobald Salvini im Namen des Kreuzes Politik machen wollte, wurde er
vom Landeshauptmann getadelt ? Wer sind da die Populisten ?