Peinlicher Rückzieher
Peinliche Rückzieher der Uni Bozen: Wegen der (seit Monaten) angekündigten Teilnahme des als rechtsextrem eingestuften Philosophen Alexander Dugin, entzieht sie einem seit Donnerstag in Bozen laufenden Kongress des Rosmini-Instituts Hörsaal und Unterstützung.
Von Thomas Vikoler
Paolo Lugli, Rektor der Universität Bozen, sprach am Donnerstagnachmittag die Grußworte. Die Grußworte zu einem Kongress an der Freien Universität mit dem etwas missverständlichen Titel „Die Idee Europas in nicht-vorherrschenden politischen Kulturen: Vorschläge, Projekte Probleme“, organsiert vom Bozner Rosmini-Institut für Europäische Studien.
Ein Kongress, von dem sich die Uni Bozen, am Freitagnachmittag mit einem Kommuniqué distanzierte: Sie entzog ihm die Schirmherrschaft und den Hörsaal für die am Samstag geplanten Vorträge.
„Das ist völlig unverständlich, zum Weinen. Niemand von der Universität hat vorher mit uns gesprochen. Eine Universität muss sich mit allen Positionen auseinandersetzen, besonders eine, die sich Freie Universität nennt“, sagte Giovanni Cordini, Direktor des Rosmini-Instituts als erste Reaktion zur TAGESZEITUNG.
Das Rosmini-Institut muss sich für den Abschluss ihrer 58. Internationalen Tagung einen anderen Veranstaltungsort suchen.
Der Rückzieher der Universität kommt mehr als spät und wird so begründet:
„Die Freie Universität Bozen distanziert sich als pro-europäische und den demokratischen Grundrechten verpflichtete Institution vom Gedankengut und der Person des russischen Philosophen Aleksandr Gel’evič Dugin und des französischen Professors Christophe Réveillard, die zur Tagung vom Istituto Rosmini“ eingeladen wurden.
Die Positionen der obengenannten Gäste stehen in scharfem Kontrast zu den Prinzipien von Freiheit, Toleranz und wissenschaftlich fundiertem Denken, die unserer täglichen Arbeit als WissenschaflerInnen und DozentInnen zugrunde liegen. Auch wenn wir für Meinungsfreiheit und gegen die Zensur von anderslautendem Gedankengut sind, halten wir es nicht für angebracht und akzeptabel, dass dieses in den Räumlichkeiten unserer Hochschule verbreitet wird.
Die Freie Universität Bozen bedauert sehr, nicht früher auf die Teilnahme von Duginund Réveillard an der Veranstaltung aufmerksam geworden zu sein und sieht sich gezwungen, unter diesen Umständen, die Hörsäle für die Tagung am morgigen Samstag nicht zur Verfügung zu stellen sowie die Schirmherrschaft zu entziehen“.
Die Haltung der Uni zu den beiden angekündigten Tagungsteilnehmern ist legitim, der Rückzieher bei laufendem Kongress aber äußerst peinlich.
Das Tagungsprogramm stand nämlich seit Monaten fest und wurde von der Universität, etwa durch Stefania Baroncelli, Prorektorin für Lehre, mitgestaltet.
Sie hielt am Freitag ein Referat zum Thema Europa der Regionen!
Die Tagung erhielt außerdem die Schirmherrschaft des Landes Südtirol, der Gemeinde Bozen und der Region Trentino-Südtirol. Stiftung Südtiroler Sparkasse und die Region unterstützen sie auch finanziell.
Mit der kurzfristig entzogenen Unterstützung reagiert die Universitätsleitung auf die Kritik der Partisanen-Organisation Anpi und dem Verein Bolzano Solidale, die auf die mehr als fragwürdigen politischen Positionen insbesondere von Alexander Duginhingewiesen hatten. Mit der Aufforderung, dass sich die beteiligten Institutionen von ihm distanzierten.
Dugin, der am Samstag an der Uni Bozen einen Vortrag mit dem Titel: „Russland und Europa: Offene oder spaltende Grenzen“ halten sollen, gilt als einer der einflussreichsten Denker des russischen Nationalismus, war von 1994 bis 1998 war der heute 57-Jährige Co-Vorsitzender der inzwischen verbotenen Nationalbolschewistischen Partei Russlands, und inspiriert durch seine Attacken gegen globalisierte Elite neofaschistische Bewegungen in West-Europa, insbesondere in Italien.
Der Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin steht auch in enger Verbindung mit Steve Bannon, dem früheren Berater von US-Präsident Donald Trump. Dugin und Bannon sind Vordenker eines neuen Populismus und Sovranismus.
Der Südtiroler ANPI weist u.a. darauf hin, dass Dugin sich in seinen Schriften gerne auf den italienischen Faschismus-Vordenker Julis Evola beziehe.
Der zweite angekündigte Tagungsteilnehmer, den die Universität bei laufendem Kongress ausgeladen hat, ist Christophe Reveillard, Professor an der Pariser Sarbonne. Er gilt nicht als rechtsextrem, ist aber ein ausgewiesener Russland-Freund.
Der Experte für Geopolitik nahm auch im vergangenen Jahr an der Tagung des Rosmini-Instituts in Bozen teil. „Er ist alles andere als ein Anti-Europäer“, sagt Tagungsleiter Giovanni Cordini.
Detail am Rande: Reveillard hatte seinen für Freitag, 16.00 Uhr, geplanten Vortrag tags zuvor aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.
Und Alexander Dugin, das eigentliche Ziel des Protests, hatte den Organisatoren bereits Anfang der Woche mitgeteilt, dass er nicht nach Bozen komme. Wegen anderweitiger Verpflichtungen.
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Kommentare (5)
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Das sind Nachrichten. Übrigens in China ist ein Sack Reis umgefallen.
sougeatsnet
Ein Hoch auf unsere weltbeste Uni. Einfach nur zum Schämen.