Festzelt mit Folgen
Der Rechnungshof verlangt von den Gemeindeverwaltern in Pfalzen insgesamt 32.000 Euro: weil sie ein Festzelt für 140.000 Euro angekauft hatten, ohne vorher eine Ausschreibung vorzunehmen.
von Silke Hinterwaldner
„Die ganze Angelegenheit ist sehr unangenehm“, sagt der Bürgermeister, „aber wir sind der Überzeugung, das Richtige getan zu haben.“ Josef Gatterer spricht ein Thema an, das bereits vor drei Jahren seinen Anfang genommen hatte. Aber jetzt haben die Mitglieder des Gemeindeausschuss dafür die Rechnung präsentiert bekommen: Sie sollen aus eigener Tasche 32.000 Euro bezahlen.
In Pfalzen war klar, dass es für verschiedene Veranstaltungen im Dorf ein Festzelt braucht: Damit die Feste auch bei Regen stattfinden konnten und damit die Vereine nicht jedes Mal teuer ein Zelt anmieten mussten. Als dann eine Feier der Schützen unmittelbar vor der Tür stand, wollte man in Pfalzen Nägel mit Köpfen machen. Man schaute sich ähnliche Zelte in ganz Südtirol an und kam zum Schluss, dass eine Konstruktion aus dem Passeiertal wohl am besten geeignet sei. Und beschloss kurzerhand dieses Zelt für 140.000 Euro käuflich zu erwerben.
Das Problem dabei: Über einem Betrag von 40.000 Euro hätte damals eine Ausschreibung vorgenommen werden müssen. Der Gemeindesekretär hatte den Bürgermeister und die Mitglieder des Ausschusses darauf auch hingewiesen. „Aber wir wollten nicht noch Monate zuwarten“, sagt der Bürgermeister heute, „und wir wollten vor allem ein Festzelt mit guter Qualität, was bei einer Ausschreibung nicht immer möglich ist.“ Mit den Vereinen im Dorf hatte man alles besprochen und sich darauf geeinigt, diesen etwas unkonventionellen Weg einzuschlagen. Dann aber bekam der Rechnungshof in Bozen einen anonymen Hinweis, dass dieses Zelt ohne Ausschreibung nicht hätte angekauft werden dürfen. Der Rechnungshof wurde aktiv und hat den Mitgliedern des Ausschusses jetzt die Zahlungsaufforderung geschickt: 32.000 Euro soll der Betrag sein, den die Gemeinde hätte einsparen könne, wenn sie eine Ausschreibung vorgenommen hätte.
Die Gemeindeverwalter von Pfalzen wollen sich wehren. „Wir sind der Meinung“, sagt Bürgermeister Gatterer, „dass dieser Betrag nicht bezahlt werden muss. Deshalb haben wir einen Rechtsanwalt damit beauftragt, die Sachlage zu überprüfen.“ Dies obwohl man sich im Rathaus von Pfalzen durchaus bewusst ist, dass die Vorgehensweise „nicht ganz in Ordnung“ war. Das haben wir auf unsere Kappe genommen“, sagt Referent Hannes Volgger, „weil wir überzeugt waren, dass dieses Zelt eine gute Investition für die Vereine ist.“
„Wir haben im guten Glauben gehandelt“, sagt Gatterer, „und wollten das Beste für unsere Gemeinde tun.“ Von der Qualität des angekauften Zeltes ist man nach wie vor überzeugt. Es hat in den vergangenen Jahren gute Dienste geleistet. Nur einen Schutz vor Kälte, Wind und Regen an den Außenseiten würden sich die Vereine noch wünschen. Aber einen Beschluss in diese Richtung hat der Ausschuss vorerst abgelehnt.
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Kommentare (7)
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adobei
Wie blöd muss man sein, als Verwalter im Bewusstsein einer unkorrekten Vorgangsweise den Ankauf doch zu tätigen?!