Das Gostner-Angebot
Das Angebot des Unternehmers Josef Gostner für das Betriebsareal von Solland Silicon bringt das Konkursgericht rechtlich unter Zugzwang. Die Versteigerung dürfte neu geöffnet werden.
Von Thomas Vikoler
Eine Szene wie ein Statement: Am Montagnachmittag gegen 13.30 Uhr verließen Richterin Francesca Bortolotti und Masseverwalter Bruno Mellarini nach mehrstündigen Beratungen wortlos das Büro der Konkurskanzlei im Bozner Gerichtspalast. Zur jüngsten Wende im Konkurs- und Versteigerungsfall Solland Silicon wollten sie partout nichts sagen.
Das zeigt, wie juristisch zerfahren die Causa seit vergangenem Freitag ist. Wenige Stunden vor der geplanten notariellen Übertragung des Betriebsareals von Solland Silicon in Sinich/Meran an die AL Investment GmbH ging beim Konkursgericht ein Angebot des Bozner Multi-Unternehmers Josef Gostner ein. Er überbot den (vorläufigen) Zuschlagspreis der umkämpften Versteigerung von vorvergangener Woche: 2,3 Millionen Euro statt der 1.750.000 Euro.
Wie ist das möglich, das jemand, der gar nicht an der Versteigerung teilnimmt, auf diese Weise nachlegen kann?
Das fragten sich in den vergangenen Tagen selbst Juristen und Rechtsanwälte.
Die Antwort: Art. 107, Absatz 1, in dem im Versteigerungsaufgebot für das Solland-Areal samt Betriebsanlagen Bezug genommen wird, sieht diese Möglichkeit tatsächlich vor. Innerhalb von zehn Tagen nach dem provisorischen Zuschlag kann demnach ein „verbesserndes“ Aufgebot eingebracht werden. Es muss allerdings die Zuschlagssumme der öffentlichen Versteigerung um mindestens zehn Prozent überbieten, wie es im Gesetz heißt. Dies zum Schutz der Gläubiger, die natürlich daran interessiert sind, dass die Versteigerung möglichst viel einbringt.
Das finanzielle Ergebnis im Konkursfall Solland Silicon ist bisher äußerst mager: Nachdem das Land im Sommer entschieden hat, das Silizium-Werk zu entleeren, scheinen als Aktiva allein die 500.000 Euro, welche ein Investor aus Katar bei der Versteigerung des Betriebs hinterlegte. Weil er die angebotene (Rest)Summe nicht aufbieten konnte, geht die Anzahlung automatisch an die Gläubiger.
Die Ausschreibungssumme für das Betriebsareal lag bei bescheidenden 500.000 Euro. Obwohl es als Hauptgläubiger eigentlich ein Interesse daran haben müsste (schließlich hatte es an Sicherheitskosten mehr als 20 Millionen Euro vorgestreckt), verzichtete das Land Südtirol, bei der Versteigerung vor zwei Wochen mitzubieten.
Josef Gostner hat den eigentlichen Wert des Versteigerungsobjekt offenbar erkannt: Er erklärte am Wochenende, er wolle das komplette Siliziumwerk abbauen und in Rumänien, wo die Stromkosten wesentlich geringer sind, wieder aufbauen. Dessen Wert liege bei über 200 Millionen Euro. Die AL Invest GmbH, hinter welcher die Unternehmen Erdbau und LadurnerAG stehen, spitzte vor allem auf das zu bonifizierende Betriebsareal, um es in Gewerbegrund zu verwandeln.
Wie geht es nun weiter?
Laut Konkursgesetz müsste die Versteigerung nach dem späten „verbessernden“ Angebot von Josef Gostner wieder geöffnet werden. Zumindest AL Investment muss die Möglichkeit erhalten, das Gostner-Angebot zu überbieten. Nach dem provisorischen Zuschlag am 10. September erklärte Mit-Inhaber Andreas Auer allerdings, mit den 1,75 Millionen sei die finanzielle Schmerzgrenze erreicht worden.
Die Beratungen von Konkursrichterin und Masseverwalter über die weitere Vorgangsweise in diesem rechtlich offenbar komplizierten Fall sind nicht abgeschlossen. Eine Entscheidung wird es wohl erst in einigen Tagen geben.
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Kommentare (16)
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tiroler
Ich finde es gut, wenn Gostner den Zuschlag erhält. Dann kommt die Anlage weg aus Südtirol.Ob sie dann in Rumänien aufgebaut wird und die Umwelt belastet interessiert niemanden. Do ungefähr wie mit den alten Dieselautos. Bei uns gibt es Fahrverbote, also kommen sie nach Afrika oder Osteuropa, als ob das auf einen anderen Planeten wäre
andreas
Laut Gostner hat die Anlage einen enormen Wert, dem steht das zu sanierende Grundstück gegenüber, wo Erdbau und Ladurner Spezialisten wären.
Den Ausschlag für den Zuschlag wird wohl Gostners größerer finanzieller Spielraum geben und es würde sich anbieten, Erdbau und Ladurner die Sanierung machen zu lassen.
Eigenartig aber dieses Vorgehen, da die Rechtsexperten von TZ das Angebot ja als illegal eingestuft und schon nach Reinholds Liste gerufen haben, diese Pfeifen…. 🙂