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Urlaub auf der Alm

Ist es in Südtirol bald schon möglich, seinen Urlaub auf den Almhütten zu verbringen oder an Hofstellen zu campen? Der SVP-Abgeordnete Manfred Vallazza erklärt, warum er das Projekt des Bauernbundes befürwortet.

Tageszeitung: Herr Vallazza, was halten Sie von der Überlegung des Bauernbundes, Urlaub auf der Alm zu machen und an Hofstellen Campingstellplätze zu errichten?

Manfred Vallazza: Ich bin grundsätzlich dafür, dass es die Möglichkeit geben sollte, Urlaub auf der Alm machen zu können. Dies sollte aber nur in schon bestehenden Gebäuden ermöglicht werden. Ich bin dagegen, die Almgebäude extra für den Tourismus zu erweitern. Das wäre so meine Linie. Von Campingstellplätzen an Hofställen halte ich nicht so viel. Wir haben so schon mit unserem Landschaftsbild zu kämpfen. Es wäre schade, wenn man jetzt auf jedem Weiler und jedem Hof einzelne Camper herumlaufen sehen würde. Wenn man eine Regelung einführt, die Campingstellplätze nur an Höfen erlaubt, die eine Direktvermarktung haben, bin ich schon etwas aufgeschlossener. Wenn ein Camper auf den Hof kommt, er nichts bezahlen muss, aber dafür die hofeigenen Produkte kauft, wie zum Beispiel das Fleisch, die Eier oder auch Marmelade, dann wäre das für mich in Ordnung.

Könnten durch die Möglichkeit des Almurlaubs nicht neue Probleme entstehen?

Es bräuchte da natürlich genaue Regelungen, die dafür Sorge tragen, dass es soweit nicht kommt. Man sollte auf jeden Fall darauf achten, wie man die Anreise am besten gestalten kann, damit nicht noch mehr Verkehr entsteht. Es muss genauestens geregelt werden, wer fahren darf und wer nicht.

Was glauben Sie, hält die Bevölkerung von dem Vorschlag?

Ich glaube schon, dass die meisten keine Probleme damit hätten. Wenn es wirklich nur in den bestehenden Almgebäuden umgesetzt wird, dann betrifft es, soweit ich weiß, ungefähr 100 oder 120 Hütten landesweit. Die restlichen Gebäude wären dafür viel zu klein – es betrifft also wirklich nicht viele Hütten. Wenn es dann noch Regelungen gibt, die einen Mehrverkehr verhindern, dann sollte es keine Probleme geben.

Können Sie auf der anderen Seite die Bedenken der Tourismusbranche nachvollziehen? Was halten Sie vom Vorwurf, damit einen unlauteren Wettbewerb zu fördern?

Das denke ich nicht. Gerade wenn man in Betracht zieht, mit welchen Problematiken sich der Rest der Tourismusbranche konfrontiert sieht. Die Tourismusvereine sagen ja selber schon, dass die gastgewerblichen Betriebe ausgelastet sind und fordern einen Betten-Stopp. Sie sagen ja selber schon, dass wir fast an der Grenze angelangt sind. Durch den Urlaub auf der Alm oder dem Bauernhof, wäre ja auch nur eine kleine Schicht betroffen. Eine kleine Schicht, die irgendwann mal gerne einen etwas anderen Urlaub machen wollen würde. Wenn man die Bettenanzahl auf den Hütten in Relation zu der Bettenanzahl in den anderen gastgewerblichen Betrieben setzt, dann ist das gar kein Vergleich. In dem Sinne kann man schon fast von einer kleinen, zusätzlichen Bereicherung sprechen.

Könnte man auch von einer kleinen Entlastung der anderen Betriebe sprechen?

Das ist natürlich auch möglich. Es verlagert sich dann natürlich nur ein wenig in der Höhe. Wenn man sich jetzt andere hochentwickelte Tourismusgebiete wie beispielsweise Corvara oder Gröden anschaut, dann sieht man, dass die Touristen selber schon sagen, dass es ihnen einfach zu viel ist und sie sicher kein zweites Mal kommen werden, weil es ihnen einfach zu voll ist.

Wir realistisch gestaltet sich die Umsetzung dieser Idee? Würde es im Landtag eine ausreichende Mehrheit geben?

Es könnte schon möglich sein. Ich glaube, dass die Chancen einer Umsetzung gar nicht mal so schlecht stehen.

Wer außer Ihnen ist denn noch dafür?

Vom Landesbauernrat, wo einiges entschieden wird, ist die Mehrheit eher dafür. Im Landtag gibt es einige landwirtschaftliche Vertreter und Tourismusvertreter die auch dafür sind, wenn es klare Regelungen gibt. Wenn man dann in der Fraktion redet, sollte es keine Probleme geben.

Wann kann man mit einem entsprechenden Gesetz rechnen?

Momentan befinden wir uns noch in der Ausarbeitung. Es wurde eine kleine Arbeitsgruppe gegründet, wo genau definiert wird, wie es effektiv ausschauen könnte. Ob es in diesem Jahr noch umgesetzt wird weiß ich nicht. Ich denke aber eher nicht.

Interview: Maximilian Steffen

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