Fast volles Haus
Die Flüchtlingsunterkunft in Bruneck wird Ende des Jahres geschlossen, aber jene in Innichen soll bleiben: Das wirft einige Fragen auf. Und sorgt für Diskussion.
von Silke Hinterwaldner
Als Ende August bekannt wurde, dass die Flüchtlingsunterkunft im Josefsheim in Bruneck schließen wird, stellte man sich andernorts zwangsläufig die Frage: Warum wird Bruneck – immerhin die größte Gemeinde des Pustertales – geschlossen, während die Zentren in der Peripherie, in Innichen und Vintl, weiter offen bleiben sollen?
Zur Erinnerung: Im Mai 2016 hat die Landesregierung beschlossen, in einem Nebengebäude der Drusus-Kaserne in Innichen 40 Flüchtlinge aus Afrika unterzubringen. Obwohl die Skepsis im Dorf anfangs groß war, zeigte sich, dass die neue Situation durchaus auch zum Gewinn für die Gemeinde wurde. Die Flüchtlinge haben mehr oder weniger alle schnell Arbeit gefunden, schließlich gibt es in einer Tourismusgemeinde wie Innichen und in den Nachbargemeinden viele Betriebe, die händeringend nach Personal suchen. Und trotzdem: Man hätte lieber Familien als alleinstehende junge Männer, so die anfängliche Forderung. Diese ließen sich leichter in die Dorfgemeinschaft integrieren. Mittlerweile leben zwei Familien in der Unterkunft, dazu kommen noch einige junge Männer. Insgesamt ist die Struktur immer noch fast voll belegt. 36 Flüchtlinge leben derzeit in Innichen. Und die Zusammenarbeit und das Zusammenleben mit den alleinstehenden Männern haben sich durchaus bewährt, schwieriger scheint die Integration der Familien zu laufen.
Aber zurück zur Frage, die am Mittwochabend im Gemeinderat von Innichen aufgeworfen wurde: Ist es Zeit, die Struktur zu schließen? Geht das überhaupt? „Es gibt den Vorschlag“, sagt Peter Fuchs, Fraktionssprecher der SVP, „im Gebäude nicht mehr Flüchtlinge, sondern vielmehr ausländische Familien unterzubringen, die auf Wohnungssuche sind, eine geregelte Aufenthaltsgenehmigung haben und schon länger hier leben.“ Er findet, dass die Zahl der Flüchtlinge reduziert werden sollte, noch lieber wäre ihm, wenn das Aufenthaltszentrum ganz geschlossen würde: „Denn, warum soll eine relativ kleine Gemeinde wie Innichen die einzige weit und breit sein, die sich darum kümmert?“ Wennschon, dann sollte man den Hauptort Bruneck in die Pflicht nehmen.
Das Josefsheim in Bruneck soll mit Ende des Jahres geschlossen werden, auch weil mittlerweile weit weniger Flüchtlinge untergebracht werden müssen als noch vor drei Jahren. „Aber“, sagt die zuständige Landesrätin Waltraud Deeg, „das kann sich schnell wieder ändern.“ Sie erklärt denn auch, wie es zur Entscheidung kam, die Struktur in Bruneck aufzulassen: Die Flüchtlingsunterkunft im Josefsheim wird von der Caritas geführt und diese habe darum ersucht, den Standort Bruneck zu schließen. Dazu kommt, dass die Unterkunft in Bruneck weit weniger geeignet erscheint als jene in Innichen oder Vintl.
Was aber in den Augen der Landesrätin weit wichtiger erscheint: „Ich gehe davon aus, dass sich auf staatlicher Ebene wieder einiges ändern wird. Eher werden bereits stillgelegte Strukturen wieder aktiviert werden, als dass bestehende schließen können.“ Das heißt im Klartext: Die Flüchtlingsunterkunft in Innichen wird bleiben.
Vizebürgermeister Arnold Wisthaler bedauert das auch gar nicht. Er sagt: „Innichen braucht diese Arbeitskräfte dringend.“ Trotzdem war auch er sehr erstaunt darüber, dass die Landesregierung die Struktur in Bruneck schließt.
Für ihn ist klar, dass die Gespräche in dieser Angelegenheit verstärkt werden müssen. Man möchte nun Landesrätin Deeg, aber auch die Bezirksgemeinschaft und die umliegenden Gemeinden zu einer Aussprache bitten.
Das ist auch das Ansinnen von Deeg. Sie sagt: „Die Gemeinden im Hochpustertal sollten Innichen unterstützen. Auch die anderen Gemeinden sollen mithelfen, und die Bezirksgemeinschaft spielt eine wichtige Rolle.“ Man werde nach einer Lösung suchen, wobei Deeg auf den Dialog setzen möchte. Wenn dies allerdings nicht gelingt, dann werden die Gemeinden anteilsmäßig ihren finanziellen Beitrag leisten müssen.
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