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„Wirtschafts-Lobby war stärker“

Im Unterland ist die Stimmung nach der Übernahme des Flughafens durch die Unternehmer Josef Gostner und Co. im Keller. Den Flughafen-Rekurs gegen die Landebahnverlängerung will man aber noch nicht begraben.

von Lisi Lang

Am Montagvormittag kurz nach 11.00 Uhr wurde im Palais Widmann der Kaufvertrag für die Flughafen-Betreibergesellschaft zwischen dem Landeshauptmann und den neuen Eigentümern Josef Gostner, Renè Benko und Hans Peter Haselsteiner unterzeichnet.
Die neuen Besitzer wollen nun so rasch als möglich wieder die tägliche Linienflugverbindung nach Rom einrichten. Auch kündigte Josef Gostner nach der Übernahme an, dass die Pistenverlängerung aus Sicherheitsgründen vorgenommen werden muss.

Im Unterland und vor allem in Leifers ist die Stimmung nach dieser Vertragsunterzeichnung im Keller. „Mit dieser Unterschrift möchte der Landeshauptmann die Diskussionen um den Flughafen beenden, leider hat er dies auf die denkbar schlechtesten Weise getan“, kritisiert der Bürgermeister von Leifers, Christian Bianchi. Dieser Kaufvertrag sei ein Blankoscheck ohne Regeln und Limits.

Auch Vize-Bürgermeister Giovanni Seppi weiß um die Enttäuschung der Bevölkerung in seiner Gemeinde. „Wir haben uns von Anfang an einen anderen Weg erhofft“, sagt Giovanni Seppi, der allerdings ankündigt, dass man sich auch weiterhin klar positionieren will.

Der SVP-Bezirkschef zeigt sich derweil resigniert: „Die Wirtschafts-Lobby war stärker, uns bleibt jetzt nur die Enttäuschung“, sagt Oswald Schiefer. Der SVP-Bezirkschef hat wie viele Bürger im Unterland bis zum Schluss gehofft, dass der Landeshauptmann sich eines Besseren belehren lässt und den Kaufvertrag nicht unterschreibt, „aber der Druck von der anderen Seite war größer.“

Der SVP-Obmann spart allerdings auch nicht mit Kritik in den eigenen Reihen: „Nur einzelne Gemeinden und einige wenige politische Vertreter haben wirklich offensiv gegen dieses Vorhaben gekämpft, viele andere waren nur halbherzig dabei“, kritisiert Schiefer.

Der ehemalige Unterlandler Landtagsabgeordnete befürchtet, dass man die Situation rund um den Flughafen künftig nicht mehr unter Kontrolle haben wird. „Der Schaden ist nun bereits angerichtet: Die Verlängerung wird gemacht, aber man weiß nicht genau wann und wie“, bedauert Schiefer.

Auch den Privaten habe man keine schriftlichen Zusicherungen abringen können. „Unser Vorwurf richtet sich aber nicht gegen die Privaten, sondern gegen die Landesregierung, die trotz aller Bedenken eine Ausschreibung gemacht und schlussendlich den Vertrag unterschrieben hat“, kritisiert der SVP-Obmann im Unterland. „Das ist ein schwarzer Tag für die Demokratie“, bedauert Schiefer.

Und wie geht es jetzt weiter? „Wir geben unseren Rekurs jetzt nicht auf“, unterstreicht der Vize-Bürgermeister von Leifers. „Wir hatten ein erstes Gespräch mit Josef Gostner, wo uns zugesichert wurde, dass auch künftig keine Flugzeuge mit mehr als 100 Passagieren an Bord in Bozen starten und landen werden, aber trotzdem gilt es die weiteren Entwicklungen genau zu beobachten“, so Seppi.

Vor allem das Thema Landebahnverlängerung wird man genau im Auge behalten. Der Rekurs der Gemeinde wird zwar erst im März 2020 behandelt, allerdings wird man eine Dringlichkeitssitzung beantragen, sollte der Bau der Verlängerung in der Zwischenzeit beginnen. „Sollte es so weit kommen, wird man um eine Dringlichkeitsbegutachtung ansuchen“, so Seppi.

Die politischen Vertreter in Leifers bleiben dabei: „Wir brauchen Sicherheiten!“ Mit den Rom-Flügen wie bisher, könne man ja leben, aber man müsse auch wissen, was die Betreiber in Zukunft vorhaben.

Und daher will man auch in Zukunft das Gespräch mit den neuen Betreibern suchen. „Uns wurde versichert, dass die Vertreter der lokalen Politik auch in Zukunft in Entscheidungen betreffend Flughafen eingebunden werden“, zeigt sich Seppi zuversichtlich. „Die Bevölkerung hat ein Recht darauf genau zu verstehen, wie es mit diesem Flughafen weitergeht.“

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