Die Bischofsweihe
Im Brixner Dom ist Michele Tomasi am Samstag zum Bischof geweiht worden. Bischof Ivo Muser, der seinen bisherigen Bischofsvikar im Beisein von 17 weiteren Bischöfen weihte, überreichte Michele Tomasi als Geschenk eine Reliquie des seligen Josef Mayr-Nusser.
Don Michele Tomasi, 54 Jahre alt, in Bozen geboren und (zweisprachig) aufgewachsen, ist heute im Brixner Dom zum Bischof geweiht worden und wird als solcher am kommenden 6. Oktober offiziell die Diözese von Treviso übernehmen. Der Bischofsweihe ist Bischof Ivo Muser im Beisein von weiteren 17 Bischöfen, 5 Äbten sowie über 230 Geistlichen aus den Diözesen Bozen-Brixen und Treviso zum Bischof als Hauptkonsekrator vorgestanden.
Die Weihe zum Bischof ist die höchste der drei Stufen des Weihesakraments der Kirche. Bischöfe werden für eine bestimmte Diözese geweiht, übernehmen aber zugleich Verantwortung für die gesamte Weltkirche. Als Nachfolger der Apostel sind sie gemeinsam mit dem Papst für die Leitung der Kirche verantwortlich. Nur die Bischöfe können selbst auch weihen.
Hauptkonsekrator Muser, weitere 16 Bischöfe, 5 Äbte, über 230 Geistliche
Nach dem feierlichen Einzug in den mit über 500 geladenen Gästen und hunderten Gläubigen gefüllten Dom erfolgte die Vorstellung des Weihekandidaten. Dazu ist die Ernennungsurkunde des Papstes verlesen worden, die dann allen Anwesenden gezeigt worden ist, um so deutlich zu machen, dass er die Weihehandlung tatsächlich im Auftrag des Papstes vollzieht.
In seiner Predigt sagte Bischof Muser, dass eine Bischofsweihe zuerst und vor allem ein Ereignis des Gebetes sei: „Nach dem entscheidenden Zeichen der Handauflegung wird während des Weihegebetes das offene Evangeliumsbuch über dem Kopf des Weihekandidaten aufgeschlagen. Das Evangelium muss in ihn eindringen, das lebendige Wort Gottes muss gleichsam über ihn ausgeschüttet werden, damit es von ihm Besitz ergreift. Auf den Knien und unter diesem Evangelium beginnt ein Bischof seinen Dienst. Einprägsamer kann man es nicht darstellen! Das ist der Platz, der einem Bischof zugewiesen wird. Diesen Platz soll er ausfüllen. Am Wort Gottes soll er gemessen werden.“
Bischof Muser: „Wurzeln nicht vergessen, neue Wurzeln schlagen“
Bischof Muser bezog sich in seiner Predigt auch auf die Wurzeln, auf die Heimat des Weihekandidaten: „Lieber don Michele, bei deiner Ernennung zum Bischof habe ich dir gewünscht, dass du deine Wurzeln nicht vergisst. Heute, am Tag deiner Bischofsweihe, danke ich dir für dein Sein und deine 21 Priesterjahre unter uns. Nimm alle deine Wurzeln mit, wachse mit diesen Wurzeln in deinen neuen Auftrag hinein und brich jetzt auf, innerlich und äußerlich – mit Freude und Hoffnung, begleitet von deinen Erfahrungen, von unserem gemeinsamen Weg, den du mit uns in unserer Diözese Bozen-Brixen zurückgelegt hast, und jetzt vor allem begleitet vom Gebet und von der Erwartung der Menschen in deiner neuen Diözese Treviso, die dir zur Heimat werden soll.“
Reliquie von Josef Mayr-Nusser
Als besonderes Geschenk überreichte Bischof Muser noch vor der eigentlichen Weihe eine Reliquie des seligen Josef Mayr-Nusser: „Für dein inneres und äußeres Aufbrechen, lieber don Michele, übergebe ich dir ein geistliches Geschenk: eine Reliquie des seligen Josef Mayr – Nusser. Besonders aussagekräftig wäre es, wenn diese Reliquie einen Platz finden würde neben dem Grab des seligen Heinrich von Bozen, das sich in deiner zukünftigen Kathedrale befindet. Der neue Bischof von Treviso, begleitet von der Fürsprache der beiden Seligen, die genauso wie du aus Bozen stammen.“ Bischof Muser bezog sich auch auf die Botschaft, die Josef Mayr-Nusser verkörpert: „Nichts und niemand darf mit Gott verwechselt oder an seinen Platz gestellt werden: keine Ideologie, kein Volk, keine Sprache, kein Land, keine Kultur, kein politischer oder religiöser Führer. Dafür steht Josef Mayr – Nusser. Er sagt nein, weil er das Ja zu Gott und zur Würde des Menschen nicht preisgeben will! Lieber don Michele, möge dich Josef Mayr-Nusser, dieser glaubwürdige, provozierende und unbequeme Selige, begleiten.“
Ring von Heimatpfarrei, Hirtenstab aus Lärchenholz
Die eigentliche Weihehandlung folgte nach der Predigt des Bischofs. Nach der Allerheiligenlitanei legte Bischof Muser dem Weihekandidaten vor dem Altar das aufgeschlagene Evangelienbuch auf den Kopf. Dadurch wird veranschaulicht, dass das Lehramt als schwere Amtspflicht auf den Schultern des Bischofs ruht. Danach folgte der wesentliche Weiheakt, die Handauflegung. Im Anschluss an die Handauflegung wurde don Michele Tomasi mit Chrisam gesalbt und dann wurden ihm das Evangelienbuch, der Bischofsring, die Mitra und der Hirtenstab überreicht. Der Bischofsring von Michele Tomasi ist ein Geschenk der Dominikanerpatres der Bozner Christkönig-Pfarrei, der Heimatpfarrei von Tomasi.
Der Ring ist jener, den Papst Paul VI. den Teilnehmern am Zweiten Vatikanischen Konzil geschenkt hatte und zeigt Christus in der Mitte zwischen dem heiligen Petrus und dem heiligen Paulus. Der Hirtenstab stammt hingegen von Paolo Quaresima und Florian Eichner (Sozialgenossenschaft Albatros (Meran). Der klar und einfach gestaltete Bischofsstab besteht deshalb aus Südtiroler Lärchenholz. Ein Geschenk der Diözese ist hingegen das Bischofskreuz, die Pektorale. Das Kreuz wurde Bischof Tomasi schon vor einigen Tagen von Bischof Muser im Beisein von allen Mitarbeitern des Bischöflichen Ordinariats, dem bisherigen Arbeitsplatz von don Michele Tomasi, überreicht. Als Hauptzelebrant hat Bischof Muser den zum Bischof geweihten Michele Tomasi sodann eingeladen, den ersten Platz unter den konzelebrierenden Bischöfen einzunehmen.
Bischof Tomasi: Vertrauen als Grundlage
In seinen Grußworten nach der Bischofsweihe an die Gläubigen sagte Bischof Tomasi, dass es für ihn ein großes Geschenk sei, im Brixner Dom zum Bischof geweiht worden zu sein. In jener Kirche also, in der er bereits zum Diakon und dann zum Priester geweiht worden war.
„Ich bin in dieser Diözese aufgewachsen. In einer Diözese, die jeden Tag lernt, das Wort Gottes in der Sprache, in der Kultur, im Rhythmus, im Licht und im Schatten der Anderen zu hören – der Deutschen, der Ladiner, der Italiener und auch all derer, die jetzt an unsere Türen klopfen. Diese Diözese versucht, dem Herrn zu folgen, indem sie auf das Wort Gottes hört – ohne das Vertrauen in den Herrn angesichts dieser scheinbaren Verwirrung der Sprachen zu verlieren. In dieser Diözese habe ich gelernt, dass eine vertrauensvolle Begegnung mit Menschen im Namen des Herrn – jenseits aller Unterschiede oder Missverständnisse – zu reichem Segen für alle führt. Wenn wir weiterhin gemeinsam als Kinder des Vaters und Jünger des Sohnes leben, können wir gar nicht anders wie als Brüder und Schwestern in der Kraft des Heiligen Geistes sein“, sagte Michele Tomasi in seiner ersten Ansprache als Bischof.
Patriarch Moraglia: Bischof sein heißt, den Menschen zu dienen
Mit einem Grußwort richtete sich auch Francesco Moraglia, Patriarch von Venedig und Vorsitzender der nordostitalienischen Bischofskonferenz, an die Gläubigen: „Das Bischofsamt ist nicht zu vergleichen mit einer weltlichen oder politischen Führungsfunktion wir das eines Bürgermeisters; das Bischofsamt besteht im Wesentlichen aus der Seelsorge. Der Bischof ist derjenige, der von Jesus gesandt wird, um zu dienen, indem er seine Gläubigen leitet. Lieber Bischof Michele, mit der Bischofsweihe bist du berufen, den Menschen zu dienen, die dir ab jetzt anvertraut sind. Der bischöfliche Dienst erfordert die Fähigkeit zum Zuhören und zur persönlichen Verantwortung. Verantwortlich sind wir dabei Jesus Christus. Unsere alltägliche Gewissenserforschung machen wir deshalb nicht nicht vor den Presseagenturen, sondern unter dem Kruzifix.“
Spenden für die Obdachlosenhäuser der Caritas
Die während des Weihegottesdienstes gesammelten Spenden kommen – auf Wunsch von Michele Tomasi – den Obdachloseneinrichtungen der Caritas zugute. Am Ende der Weihezeremonie und nach dem Auszug der Ministranten, Diakone, Priester und Bischöfe aus dem Dom, wurde Bischof Tomasi von der Musikkapelle Meransen und den Schützen vor dem Priesterseminar empfangen.
Bischof Tomasi ist nun nicht mehr in der Diözese Bozen-Brixen inkardiniert und wird am Sonntag, den 6. Oktober, offiziell sein Amt in der Diözese Treviso übernehmen.
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