„Cleverer Schachzug“
Der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann glaubt, dass die Kompetenzenverteilung in der neuen EU-Kommission relativ ausgeglichen ist. Widerstand könnte es im Parlament trotzdem geben.
Tageszeitung: Herr Dorfmann, Ursula von der Leyen hat am Dienstag ihr Team vorgestellt. Hat die neue Kommissionspräsidentin die Schlüsselpositionen gut besetzt?
Herbert Dorfmann: Ich glaube, dass der Kommissionspräsidentin bei der Kompetenzenverteilung insgesamt ein recht guter Wurf gelungen ist. Auch wenn ihr Handlungsspielraum eingeschränkt war, da die einzelnen Kandidaten von den Mitgliedsstaaten nominiert wurden, hat es Ursula von der Leyen geschafft, ihre Versprechen zu halten: 50 Prozent ihres Teams ist weiblich und man findet eine guten Mix zwischen Jungen und Erfahren, Nord und Süd, Ost und West.
Wie beurteilen Sie die neue Kommission aus Südtiroler Sicht?
Unser erster Ansprechpartner wird weiterhin Johannes Hahn bleiben. Der neue EU-Budgetkommissar aus Österreich ist ein Kenner und Freund unseres Landes und war bereits in den vergangenen zehn Jahren ein verlässlicher Ansprechpartner in der EU-Kommission. Natürlich ist auch für Südtirol aber vor allem für Italien sehr interessant, dass der italienische EU-Kommissar Paolo Gentiloni ein so wichtiges Ressort erhalten hat.
Ein großes Thema für Südtirol ist auch immer die Landwirtschaft. Wie gut kennen Sie den designierten EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski aus Polen?
Die Nominierung von Wojciechowski zum Landwirtschaftskommissar wird nicht nur aus Südtiroler Sicht sondern insgesamt ein nicht ganz einfaches Kapitel. Ich kenne Wojciechowski aus seiner Zeit im Parlament und als Vize-Präsident des Agrarausschusses sehr gut, aber es wird in diesem Punkt sicher einige harte Debatten beim Hearing im Parlament geben. Wojciechowski wurde von einer Regierung nominiert, die dauernd auf Konfrontationskurs mit der EU unterwegs ist und Wojciechowski steht für diese Regierung. Es wird daher sicher Widerstand und einen harten Kampf im Parlament geben.
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