Tschumpus zum Vierten!
Ein traumhaftes Konzert von „Elis Noa“ beendete am 1. September 2019 das Sommerprogramm im Tschumpus Brixen. Der Neo-Soul der Band um Sängerin Elisa Godino versetzte das Publikum in Trance, als Finale der rund 2 1/2 Monate dauernden Tschumpus-Saison im Herzen von Brixen.
Das vierte Freilichtprogramm der Gruppe um Georg Kaser und Annelies Kompatscher übertraf dank des fast perfekten Sommerwetters den bisherigen Erfolg: Über 4900 Besucher bedeuteten gegenüber 2018 einen Zuwachs von rund 20%.
Der Hauptrenner war erwartungsgemäß „Grand Hotel Tschumpus“: Das von Gabi Rothmüller inszenierte, von Alex Liegl und Peter Schorn geschriebene und von Stephen Lloyd arrangierte Dramolett weckte zwischen plüschiger Hotel-Atmo und populistischem Diktatoren-Gedröhn Lachstürme, die aber mitunter im Hals stecken blieben. Die erneuerte Truppe (Gianluca Iocolano, Georg Kaser, Miriam Kaser, Ingrid Maria Lechner, Alexander Liegl, Viktoria Obermarzoner, Peter Schorn) zog alle Register, mit dem musikalischen Rückhalt von Matthias Baumann, Markus „Doggi“ Dorfmann, Ingo Ramoser, Brixens kleinster Big-Band. Das Ensemble behauptet sich im üppigen Freilicht-Programm Südtirols als Genre zwischen Kabarett, Musical und Theater in einer eigenen Liga.
Mit einem ausgedehnten Programm rund um den Headliner „Grand Hotel“ entfaltete der Kultur-Ort Tschumpus besonderes Flair. Das mit dem Film-Club Brixen gebotene Freilicht-Kino hat sein Stammpublikum gewonnen, nicht minder gilt dies für ein wohl sortiertes Theaterprogramm für alle Generationen: So kam „Die Schatzinsel“ von „freiluft“ und MURX bei Kindern und Jugendlichen bestens an, „Teatro la Ribalta“ bot mit „Superabile“ ein Bravourstück dafür, wie Menschen mit Beeinträchtigung als tiefgründige Akteure beeindrucken. Das Nibelungen Musical „Siegfried“ trumpfte mit bestem bayerischen Kabarett auf. Georg Kaser und Peter Schorn gaben mit ihrem vielschichtig und virtuos gespielten „Faust“ ein Heimspiel von anhaltender Faszination.
Ein Volltreffer war die Musikschiene: Mit Simon Gamper und Philipp Schwarz agierten zwei exzellente Musiker zwischen Kabarett und musikalischer Tiefe, die Brixner Stars „Anger“ mit Nora Pider und Julian Angerer legten auf ihrer internationalen Tournee einen Heimat-Stop ein. Und zwei Sängerinnen mit Band machten den Tschumpus zur großen Konzertbühne: Eva Kuen als Kapitänin der „Corinne Amrand“ und Elisa Godino mit „Elis Noa“ ließen mit fantastischen Musikern pure Magie aufleuchten. Umso bedauerlicher, dass die Gruppe „Fainschmitz“ vor dem Landregen die Segel streichen musste.
2019 hat bewiesen: Der „Tschumpus“ ist weit über Brixen hinaus zum Kulturort von Rang geworden. Dafür sorgen das Programm, vor allem aber die Personen, die mit Herzblut dahinter stehen: Georg Kaser und Annelies Kompatscher haben ein engagiertes Team geschaffen, in dem auch der Nachwuchs eine starke Rolle spielt. Technik, Licht, Fotos (Werner Lanz, Karl Dander, Matteo Oliva, Nicola Scantamburlo, Arnold Ritter), das Bühnen- und Regieteam (Michaela Zetzlmann, Magdalena Hilpold) und die Kostüm-Asse Sieglinde Michaeler und Walter Granuzzo spielten beeindruckend zusammen. Nicht zuletzt sorgte hinter dem Bartresen unter Regie von Claudia Eichbichler eine junge Barbrigade für Schwung, während an der Kasse Hermine Nothdurfter und Giada Vesentini Reservierung und Inkasso perfekt im Griff hatten.
Die Tschumpus-Qualität und das Teamwork haben auch öffentliche und private Sponsoren überzeugt, denen großer Dank gilt, zumal Gemeinde und Land. Und Besucherinnen und Besucher wissen: Die Atmosphäre dieses besonderen Orts, das Programm und das Engagement aller Beteiligten machen den Tschumpus, das frühere Gefängnis, zum Ort der kreativen Freiheit. Gewiss auch in den kommenden Jahren.
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