Teurer Wow-Effekt
Jovanotti am Kronplatz wird als großer Erfolg gefeiert. Aber für den Veranstalter bleibt nichts in der Kasse übrig. Der Kronplatz kann sich trotzdem über gute Werbung freuen.
von Silke Hinterwaldner
Sobald im Pustertal ein großes Konzert stattfindet, trägt es meist die Handschrift von Sigi Pircher. So auch in diesem Fall. Dass Jovanotti am Samstag am Kronplatz vor über 27.000 Menschen aufgetreten ist, war trotzdem nicht von Anfang an so geplant.
Ursprünglich wollte er den Italo-Rocker Vasco Rossi auf den Gipfel des Kronplatzes locken. Sigi Pircher hatte im fernen Jahr 1996 bereits Zucchero gebracht, auf dem Kronplatz hatten auch schon Reinhard Fendrich oder Antonello Venditti gespielt. An diese beinahe vergessene Tradition sollte Vasco Rossi mit einem Winter-Konzert am Gipfel des Skiberges anknüpfen. Aber Vasco Rossi hat abgesagt. Die Idee hatte sich trotzdem festgesetzt im Kopf von Skirama-Manager Andrea Del Frari: Warum nicht bei Jovanotti anfragen? „Das passt gut zu unserem Zielpublikum“, sagt Del Frari. Aber auch Jovanotti hatte zunächst kein Interesse. Erst viel später fragte Trident Music, die Agentur von Jovanotti, beim Kronplatz an, ob man nicht Teil der Tournee Jova Beach Party im Sommer werden wolle.
Da ließ man sich am Kronplatz nicht lange betteln, auch wenn ein Konzertereignis wie dieses außerhalb der Skisaison einen ungleich größeren Aufwand mit sich bringt: Die Besucher mussten für das Konzert ausnahmslos mit den Kabinenbahnen hinauf- und wieder hinunter befördert werden. Der Ticket-Verkauf musste abgewickelt werden. Und im Sommer kann das Wetter auf über 2.200 Metern Meereshöhe durchaus launisch sein – wie es auch am Samstag bewiesen hat.
Andrea Del Frari ist trotzdem zufrieden. „Wir wollten einen Wow-Effekt erzielen“, sagt er, „das ist gelungen. Wenn man sich die zahllosen Bilder in den sozialen Netzwerken ansieht, kommt man zum Schluss, dass solche Werbung unbezahlbar ist.“ Damit ist gleichzeitig gesagt, dass Skirama bei diesem Konzert in etwas unwirtlicher Lage nicht unbedingt schwarze Zahlen schreibt. „Wenn die Rechnung nicht aufgeht“, sagt auch Del Frari, „dann bleibt uns der Werbe-Effekt.“ Bei der Skirama hatte man vor dem Konzert mit Kosten über 1,4 Millionen Euro gerechnet. Aber da dürfte noch einiges dazukommen, vor allem weil kurz vor Konzertbeginn die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal verstärkt und das Personal aufgestockt wurden. Mit den Eintritten (eine Karte kostete rund 70 Euro) kommt zwar wieder einiges zurück in die Kassen, aber auch die Mehrwertsteuer und die Autorenrechte müssen noch bezahlt werden. Ein normaler Konzert-Veranstalter könnte sich einen solchen Auftritt wohl nicht leisten – der Kronplatz schon.
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Kommentare (19)
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andreas
Wo bleiben eigentlich die Naturschützer, die Grünen oder dieser Dissinger, welcher es sich zur Aufgabe gemacht hat, jeden Grashalm in Südtirol zu verteidigen, bei solchen Events?
Nachhaltig ist das nicht und ich kann mir nicht vorstellen, dass den Tieren Jovanottis Musik gefällt.
Es bleibt halt der Eindruck, dass es ihnen gar nicht um die Natur geht, sondern nur darum sich mit irgendwelchen Presseaussendungen zu profilieren.
Gerade dieser Dissinger müsste eigentlich täglich am Spaßhügel Kornplatz stehen und protestieren, anscheinend nervt er aber lieber beim Flughafen, welcher ihn eigentlich gar nichts angeht, da er nicht mal im Einzugsgebiet lebt und die Belastung der Natur weit geringer als am Kornplatz ist.
kongo
Hallo andreas,
einen Kornplatz gibt es in der Altstadt von Meran sowie in Bozen und ist kein Spaßhügel.
george
@andreas
Was dir nicht in deinen Kram passt, verdrängst du einfach. Die Umweltbeauftragten und Umweltbewussten (und ich sage bewusst es so) haben sich beim Kronplatz seit ehe und je negativ ausgesprochen, auch jetzt beim Jovanotti Konzert. Du scheinheiliger ‚andreas‘, tu nicht so, als ob du plötzlich umweltbewusst wärest und lenke das ganze Schlamassel auf die Umweltschützer ab, das ja genau bei dir und deinesgleichen hängt.
andreas
Wo tue ich so, wie wenn ich umweltbewusst wäre?
Ich habe ja nichts gegen Kronplatz oder dem Konzert.
Mich nerven nur diese dekadenten und militanten Umweltjunkies wie Dissinger, welche zwar vom Fortschritt profitieren, aber gegen alles und jeden wettern, wenn sie keinen Nutzen daraus ziehen.
george
@derrick
Wer so urteilt wie du, entpuppt sich selbst als Rohrkrepierer.