Verzocktes Geld
In Trentino-Südtirol wurde im Vorjahr mehr Geld in „traditionelle“ Glücksspiele gesteckt: über 1,2 Milliarden Euro. 257 Millionen davon wurden verzockt. Daneben steigen die Verluste bei Online-Glücksspielen rasant.
von Heinrich Schwarz
Laut einer Erhebung des Landes sind zwischen 4.000 und 7.000 Südtiroler spielsüchtig. Weitere 12.000 Menschen zeigen einen problematischen Zugang zum Glücksspiel. Viele Familien geraten dadurch in finanzielle Notlagen.
Welche Dimensionen das Glücksspiel in Südtirol hat, zeigen auch die Statistiken der staatlichen Agentur für Zoll und Monopole. Jetzt wurde bekanntgegeben, wie viel Geld im Jahr 2018 in (legale) Glücksspiele gesteckt wurde und wie viel Geld dabei verzockt wurde.
Zuerst der Blick auf ganz Italien: Im Stiefelstaat wurden im Vorjahr insgesamt 75,3 Milliarden Euro in „traditionelle/physische“ Glücksspiele (alles außer online – siehe letzten Absatz) gesteckt. Das sind 600 Millionen Euro mehr als in den beiden vorhergehenden Jahren, aber gleichzeitig über vier Milliarden Euro mehr als noch im Jahr 2015.
Von diesen 75,3 Milliarden Euro flossen nur 58,1 Milliarden Euro als Gewinne zurück. Das ist ein Prozentsatz von gerade einmal 77 Prozent.
Das heißt also: In Italien wurden in einem einzigen Jahr 17,2 Milliarden Euro verzockt. Pro Einwohner sind das im Schnitt 285 Euro.
Im Jahr 2015 lagen die Netto-Ausgaben für Glücksspiele noch bei 16 Milliarden Euro, also bei rund 265 Euro pro Kopf.
In Trentino-Südtirol (es werden keine Daten auf Provinzebene veröffentlicht) wurden im Vorjahr 1.234 Millionen Euro in traditionelle/physische Glücksspiele investiert – 28 Millionen mehr als 2017. Die Gewinne beliefen sich 2018 auf 977 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 946 Millionen. Die Gewinne stiegen also stärker als das „investierte“ Geld.
Die Bilanz zeigt aber auch: Im Vorjahr wurden in Trentino-Südtirol 257 Millionen Euro verzockt. Pro Einwohner beträgt der Verlust rund 240 Euro. Im Jahr 2017 gingen drei Millionen Euro mehr flöten, noch ein Jahr zuvor acht Millionen mehr.
Die durchschnittliche Gewinnquote in der Region: gerade einmal 79 Prozent. Ein alarmierender Wert, der die Zocker aber anscheinend nicht vom Glücksspiel abschreckt.
Der Löwenanteil der Ausgaben in Trentino-Südtirol entfällt auf Spielautomaten (Slot-Maschinen und Videolotterie-Terminals) mit relativ gleichbleibenden Verlusten von insgesamt 173 Millionen Euro. Bei einem Spielvolumen von 923 Millionen Euro (15 Millionen mehr als 2017) betrugen die Gewinne 750 Millionen Euro.
Die Verluste bei Lotterien beliefen sich im Vorjahr auf 37 Millionen Euro (drei Millionen weniger), jene für Lotto auf 22 Millionen (eine Million weniger).
Es folgen „Superenalotto“ und Ähnliches mit elf Millionen (eine Million weniger), Sportwetten mit acht Millionen, Bingo mit drei Millionen sowie Pferderennen und virtuelle Wetten mit jeweils zwei Millionen Euro.
Online-Glücksspiele werden in der Statistik gesondert betrachtet, auch weil es keine Aufschlüsselung nach Regionen gibt. Es gibt bei Online-Glücksspielen einen rasanten Anstieg: Im Vorjahr wurde italienweit mit 31,4 Milliarden Euro gespielt. 2017 waren es noch 26,9 Milliarden, ein Jahr vorher erst 21,3 Milliarden.
Über 1,6 Milliarden Euro wurden im Vorjahr online verzockt – Tendenz deutlich steigend.
Die beliebtesten Online-Glücksspiele sind Kartenspiele, gefolgt von Slots und Sportwetten.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.