Charmantes Geld
Der Kanadier Denis Arcand bietet mit „Der unverhoffte Charme des Geldes“ eine Komödie mit Tiefgang.
von Renate Mumelter
„Wenn du schon so clever bist, warum bis du dann nicht Bankdirektor oder Unirektor?“ fragt ihn die Freundin. „Ich bin zu intelligent. Intelligenz ist ein Handicap“, sagt er, und dieser Dialog setzt der Beziehung ein abruptes Ende. Pierre-Paul hat zwar Philosophie studiert, zitiert Heidegger und Wittgenstein aus dem Stegreif, beschäftigt ist er aber als Paketbote. Geld ist nicht sein Ding und schon gar nicht seine Priorität. Während einer Paketlieferung wird aber plötzlich alles anders. Pierre-Paul trifft auf Geld. Was er dann tut, setzt einige Erwartungen außer Betrieb, auch jene des Publikums.
„Der unverhoffte Charme des Geldes“ ist eine Komödie und wesentlich mehr. Hier geht es um unsere Gesellschaft, darum wie sie gemäß den kapitalistischen Regeln funktioniert, und es geht um die unbewussten Erwartungen des Publikums. Irgendwann nämlich stellt sich die Frage, was krimineller ist, das Stehlen oder der Geldmarkt. Ob die Geschichte gut ausgeht, und was „gut“ bedeuten würde, soll hier nicht gespoilert werden.
Denys Arcand hat seinen Film mit wenig Geld gedreht, aber das irritiert nicht weiter. Die Hauptrollen sind überzeugend besetzt. Bis zum Ende bleibt es spannend, und es bleibt dem Publikum überlassen zu entscheiden, ob dieses Ende glücklich oder doch eher melancholisch ist. Ein vielschichtiges Stück kanadisches Kino.
„La chute de l’empire américain“ (Der unverhoffte Charme des Geldes, La caduta dell’impero americano) CAN 2019, 123 Min. Regie: Denys Arcand, mit Alexandre Landry, Maripier Morin, Rémy Girard, Maxim Roy. Bewertung: Sehr zu empfehlen
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