Einsprachige Ärzte
Im Sanitätsbetrieb arbeiten insgesamt 355 Ärzte und Krankenpfleger ohne Zweisprachigkeitsnachweis. Die Zweisprachigkeit könne demnach nicht als Ursache für den Personalmangel herangezogen werden, unterstreicht Andreas Leiter Reber.
von Lisi Lang
Im Südtiroler Sanitätsbetrieb arbeiten derzeit 1.137 Ärzte und Ärztinnen und mehr als 4.000 Krankenpfleger und Pflegehelfer. Allerdings: Insgesamt 355 Ärzte oder Krankenpfleger haben keinen Zweisprachigkeitsnachweis. Das geht aus einer Anfrage von Andreas Leiter Reber von der Freiheitlichen hervor.
„Der Personalmangel ist eine der großen Baustellen im Südtiroler Gesundheitswesen“, erklärt Andreas Leiter Reber. „Zahlreiche Maßnahmen sind notwendig, um die Berufsbilder im Gesundheitswesen aufzuwerten und durch insgesamt attraktive Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen dem Personalmangel entgegenzuwirken“, weiß der Obmann der Freiheitlichen.
Auch das Thema Zweisprachigkeit wird im Rahmen dieser Personaldiskussionen immer wieder in den Mittelpunkt gerückt. „Obwohl in den letzten Jahren öfters die Proporzregelung aufgrund des Personalmangels flexibel gehandhabt worden ist, machen manche Vertreter der Berufskammer auch den in Südtirol vorgeschriebenen Proporz und die Zweisprachigkeit im öffentlichen Dienst mitverantwortlich für den Personalnotstand“, weiß Leiter Reber. Umgekehrt würden bereits jetzt viele Südtiroler ein starkes Ungleichgewicht bei Proporz und Zweisprachigkeit des Krankenhauspersonals ausmachen.
Der Freiheitliche Landtagsabgeordnete hat sich daher über die aktuelle Situation im Sanitätsbetrieb erkundigt und von Landesrat Thomas Widmann neue Zahlen zum Thema erhalten.
Von den derzeit 1.137 beschäftigten Ärztinnen und Ärzten gehören insgesamt 644 der deutschen Sprachgruppe an, 475 der italienischen und 17 der ladinischen. Von den genannten Ärzten haben laut Thomas Widmann insgesamt 260 einen befristeten Arbeitsvertrag und 204 keinen Zweisprachigkeitsnachweis (siehe Tabelle).
Von den derzeit beschäftigten 90 Primaren gehören insgesamt 67 der deutschen, 19 der italienischen und vier der ladinischen Sprachgruppe an. „Alle Primare haben einen befristeten Auftrag, in der Regel von 5 Jahren, da die Führungsaufträge zeitlich begrenzt sind. Die Führungsaufträge können aber erneuert bzw. verlängert werden“, erklärt Landesrat Thomas Widmann.
Auch zur Situation bei den Krankenpflegern und Pflegehelfern legt der Sanitätslandesrat aktuelle Zahlen vor: Derzeit arbeiten im Südtiroler Sanitätsbetrieb insgesamt 3.547 Krankenpfleger und 621 Pflegehelfer. 606 dieser Mitarbeiter haben einen befristeten Arbeitsvertrag, 145 keinen Zweisprachigkeitsnachweis. Wie aus der Antwort von Landesrat Thomas Widmann zu entnehmen ist, gehören insgesamt 2.991 Pflegehelfer und Krankenpfleger der deutschen, insgesamt 1.054 der italienischen und 123 der ladinischen Sprachgruppe an.
Andreas Leiter Reber sieht diese Zahlen als Bestätigung seiner These: „Angesichts dieser Zahlen kann niemand sagen, dass die Zweisprachigkeit ein Hindernis bei der Anstellung von neuem Personal ist – es wurden immer wieder Ausnahmen gemacht“, so der Freiheitliche. Die Zahlen würden eindeutig zeigen, dass die Zweisprachigkeitspflicht, um den Dienst weiterhin garantieren zu können, in den letzten Jahren immer wieder gelockert wurde. „Die Zahlen sind eklatant: Von den italienischsprachigen Ärzten haben mehr als 35 Prozent keinen Zweisprachigkeitsnachweis, während es bei den deutschsprachigen nur sechs Prozent sind“, erläutert Leiter Reber.
Der Freiheitliche fordert, dass man diese Entwicklung in Zukunft aufmerksam verfolgen muss: „Wir haben in den letzten Jahren viel versäumt, Ziel muss es aber sein, dass die Dienste in Zukunft wieder jedem Bürger in seiner Muttersprache zur Verfügung stehen.“
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Kommentare (3)
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unglaublich
Die Zweisprachigkeit ist gerade im Sanitätswesen ein Muss. Hat auch bei den Medikamenten nicht geklappt und dazu noch die Wartezeiten, die an ein Entwicklungsland erinnern. Die Sanität ist in Südtirol wirklich kein Aushängeschild mehr.
ostern
SVP!!!!
Wo bleibt deine so weltberühmte (Voll)Autonomie????