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„Einfach großartig“

Fotos: Franz Spiss

Die Faustballer des SSV Bozen haben bei den Weltmeisterschaften in Winterthur Vereinsgeschichte geschrieben und sich mit dem 5. Platz für die World Games im Jahr 2021 qualifiziert.

Tageszeitung: Simon, die Faustballer des SSV Bozen haben bei der WM im Trikot der italienischen Nationalmannschaft den 5. Platz geholt und damit das beste Ergebnis seit 47 Jahren. Wie fühlt sich das an?

Simon Prudenziati: Einfach großartig! Ich bin sehr stolz darauf, was wir an dieser WM geleistet haben. Es ist uns gelungen, ein Stück Faustballgeschichte zu schreiben, besonders da aufgrund der Anzahl an Nationen und der gesamten Entwicklung im Faustballsport dieser 5. Rang doch etwas höher einzuschätzen ist als jener vor 47 Jahren.

Das Team hat sich erstmals für die World Games im Jahr 2021 qualifiziert. Geht damit für Sie ein Traum in Erfüllung?

Nach dieser intensiven Vorbereitungszeit und den vielen Stunden an ehrenamtlicher Arbeit, welche nicht nur unser Team, sondern der gesamte Verein in dieses Projekt gesteckt hat, ist die Teilnahme an einem Großereignis wie den World Games 2021 in Birmingham (USA) eine gebührende Belohnung. Auch wenn die World Games aufgrund des Bekanntheitsgrades der Sportarten nicht mit den Olympischen Spielen vergleichbar sind, so ist das Flair rund um dieses Event doch ähnlich.

Während andere Nationen wie Deutschland die besten zehn Spieler unter mehreren Tausend wählen können, wird die italienische Nationalmannschaft vom SSV Bozen gestellt. Merkt man diesen Unterschied?

Natürlich ist auch dies ein entscheidender Faktor für die Qualität einer Nationalmannschaft. Eine Nation aus dem Kreis der Big Four (Deutschland, Österreich, Brasilien und Schweiz) im Endklassement hinter sich zu lassen, ist mit unseren Ressourcen fast nicht zu bewerkstelligen. Neben der Anzahl an zu-selektionierenden Spielern ist aber auch die organisatorische und technische Infrastruktur im Hintergrund eine andere. In unserem Verein kommen auf viele Spieler mehrere Aufgaben zu.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Kommen auch junge Spieler im Verein nach?

Der Hauptfokus in unserem Verein liegt auf der Jugendarbeit, wir haben zur Zeit an die 50 Kinder und Jugendliche in den verschiedensten Altersklassen. An den Weltmeisterschaften in Winterthur haben bereits zwei U18-Spieler den Sprung in den A-Kader geschafft.

Der alte und neue Weltmeister kommt aus Deutschland. Sind die Deutschen derzeit einfach unschlagbar?

Es sieht fast so aus (lacht). Seit mehreren Jahren konnten sie alle internationalen Titel einfahren und sind somit aktueller Europa-, Weltmeister und World Games Sieger. Neben dem größten Pool an Aktiven agieren in ihren Reihen zudem noch zwei bis drei absolute Ausnahmespieler, welche in den entscheidenden Momenten den Unterscheid ausmachen.

Auf Ihr persönliches Konto gehen mittlerweile mehr als 100 Länderspiele. Wie hat sich der Sport in den letzten Jahren verändert?

Der Faustballsport ist viel dynamischer und athletischer geworden, nicht nur vom Spielsystem her. Auch wenn es weltweit noch keine Faustballprofis gibt, so bereiten sich die Athleten sehr professionell auf die verschiedenen Bewerbe vor.

An der WM haben heuer erstmals 18 Mannschaften teilgenommen. Wird Faustball immer populärer?

Von der Anzahl der Nationen her mag dies den Anschein erwecken. Mittlerweile gibt es weltweit 60 Faustball-Verbände. Allerdings sind die Mitgliederzahlen nicht in allen Ländern im Wachstum begriffen. So ist zum Beispiel die Anzahl der Faustballspieler in der Schweiz rückläufig, weshalb sie sich von dieser perfekt durchgeführten WM nun wieder mehr Zuspruch erwarten.

Vor allem medial hat der Faustballsport in den letzten Jahren aber gepunktet. An den vergangenen World Games 2017 in Polen war Faustball die am meisten gesehene Sportart – das Finale zwischen Deutschland und der Schweiz war das Event mit den meisten Zusehern überhaupt.

Der Internationale Faustballverband arbeitet sogar daran, dass Faustball olympisch wird…

Eine Teilnahme an Olympia ist derzeit noch ein etwas utopisches Ziel, aber die Tatsache, dass an den kommenden World Games acht anstelle von bisher sechs Männerteams aufgenommen und zudem auch die Frauen erstmals eingeladen wurden zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Einzug in diese olympischen Kreise und Netzwerke zu erhalten würde bedeuten, dass auch wir Zugang zu neuen Geldern bekommen würden, damit zumindest ein kleiner Teil der Spesen, welche wir selbst tragen, gedeckt wäre.

Nach der WM ist vor der EM – und diese findet kommendes Jahr in Kaltern statt. Ist die Bronze-Medaille ein erreichbares Ziel?

Wir werden uns nun ein paar Tage ausruhen und diesen lange angestrebten 5. Platz genießen. In Kürze werden wir aber die sportlichen Vorbereitungen für die erste Männer-Europameisterschaft in Südtirol in Angriff nehmen. Unser OK arbeitet bereits seit einiger Zeit akribisch hinter den Kulissen.

Natürlich werden wir an der EURO 2020 nichts unversucht lassen, um diesen unseren Traum einer Medaille zu erreichen. Vielleicht gelingt uns dies ja auf heimischen Boden mit unseren Fans im Rücken.

Interview: Lisi Lang

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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