Anspruchsvolle Gäste
Doppelzimmer, WLAN und Wellness. Auch die Hüttenwirte in Südtirol sehen sich mit den ständig wachsenden Ansprüchen der Gäste konfrontiert – ziehen aber klare Grenzen.
von Lisi Lang
Gibt es hier WLAN?“ Immer häufiger wurden Hüttenwirte in Südtirol in den letzten Jahren mit dieser Frage konfrontiert. Bereits kurz nachdem die Gäste die Hütte oder das Schutzhaus betreten haben, fragen einige nach. Aber auch ansonsten haben die Gäste immer neue Wünsche. „Die Gäste werden immer anspruchsvoller“, bestätigt Richard Pichler von der Stöfflhütte. „Weniger verlangen die Gäste ganz sicher nicht“, ergänzt Much Weissteiner von der Edelrauthütte.
Seit einigen Jahren boomt der Bergtourismus in Südtirol. Immer wieder und vor allem immer neue Gäste zieht es in die Berge. Und mit den neuen Gästen und dem steigenden Komfort der Hotels im Tal, äußern einige Gäste auch am Berg immer neue Ansprüche.
Viele Hütten unter 2.500 Metern bieten mittlerweile Doppel- oder Mehrbettzimmer an. „Wir sind nicht ganz so hoch gelegen, aber wir könnten beispielsweise nie nur Betten in einem Schlaflager anbieten – das würden die Gäste nicht buchen“, erklärt der Wirt der Stöfflhütte.
Auch die Schutzhütte Sesvenna auf 2.262 Metern kann einige Vier- bzw. Sechsbettzimmer anbieten und diese seien eindeutig gefragter, so der Hüttenwirt, als die Plätze im Matrazenlager. „Vor 30 oder 40 Jahren wurden die Hütten mit mehreren Schlaflagern gebaut, heute möchte am liebsten jeder ein Zimmer mit Dusche und WC“, beobachtet Markus Waldner.
Auch der Wirt der Edelrauthütte spürt die wachsenden Ansprüche. „Wir haben eine neue Hütte, könnten wahrscheinlich aber nicht mit dem Service wie in der alten Hütte weitermachen“, so Hüttenwirt Much Weissteiner.
Auf der Edelrauthütte gibt es seit dem Neubau beispielsweise WLAN. Für die Gäste ist dieses mittlerweile jedoch nicht mehr zugänglich. „Ganz zu Beginn war das WLAN öffentlich, aber wir haben gesehen, dass dies nicht in unserem Sinn ist – wir wollen, dass sich die Leute auf der Hütte unterhalten, gemeinsam lachen oder die Natur genießen und nicht auf diesen elektronischen Speckbrettlen herumwischen“, erklärt Much Weissteiner.
Der Wirt der Edelrauthütte sagt, dass diese Entscheidung genau richtig war und von den Gästen auch akzeptiert wird. „Einige sind sogar froh, dass sie mal ein paar Tage nicht erreichbar sind“, lacht der Hüttenwirt.
Noch einen Schritt weiter ist Andreas Hernegger, Wirt der Hochfeilerhütte, gegangen. Er hat damals, als er die Hütte übernommen hat, Telefon und Internet aus der Hütte verbannt – es gibt nur noch einen Anschluss für Notfälle. „Die Leute können dieses Telefon gerne nutzen, um einen kurzen Anruf zu tätigen, dass sie gut angekommen sind, aber mehr braucht es auf einer Hütte nicht“, unterstreicht der Hüttenwirt. „Wir haben dafür aber Duschen“, lacht Andreas Hernegger, „das ist auf dieser Höhe auch schon ein Luxus.“
Die Hüttenwirte sind sich einig, dass man irgendwann eine Grenze ziehen muss. „Wenn alles da ist, wird es sicher genutzt, aber wenn etwas nicht da ist, hätten sie es vielleicht gerne, sind dann aber durchaus mit weniger zufrieden“, unterstreicht Richard Pichler.
Die meisten Gäste würden zudem durchaus Verständnis dafür zeigen, wenn eine Almhütte oder ein Schutzhaus nicht sämtlichen Luxus wie im Tal bietet. „Eine Hütte soll eine Hütte bleiben“, sagt Markus Waldner vom Schutzhaus Sesvenna, „man soll hier die Natur und die Landschaft genießen.“
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Kommentare (4)
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huggy
Elektronisches Speckbrettl find ich gut .
prof
marting.
Ist es wirklich ein Genuss wenn man einen “ Kommentar-Freund“ auch wenn er noch kein Kommentar abgegeben hat irgendwie zu „besudeln“??