Angespannte Situation
Das Bundesland Vorarlberg hat in den vergangenen Jahren im Bereich der Pflege vor allem auf mobile Pflege- und Betreuungsdienste und betreutes Wohnen gesetzt.
Dabei sei das Motto „So viel wie möglich ambulant, so viel wie nötig stationär“ leitend, berichtet die Vorarlberger Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker. Ihre Südtiroler Amtskollegin Waltraud Deeg hat sich vor Kurzem, begleitet von Ressortdirektor Luca Critelli und der Direktorin des Landesamtes für Senioren und Sozialsprengel Brigitte Waldner, vor Ort über angewandte Strategien und Best-Practice-Modelle in Vorarlberg informiert.
Damit Pflegebedürftige länger zuhause bleiben können
Dort hat Landesrätin Deeg viele interessante Ansätze gesehen: „Vorarlberg setzt seit mehreren Jahren verstärkt auf den Ausbau der Vorstufen zu den Seniorenwohnheimen. Damit können Menschen trotz Pflegebedarf länger in ihrem Zuhause oder in dafür vorgesehene Wohnungen bleiben. Unterstützt werden sie durch vernetzte Hilfsangebote.“ Die flächendeckende Einführung des Care und Case Management ermöglich zudem eine Rundumberatung der verfügbaren Dienste.
Dies sei auch für Südtirol durch die Anlaufstellen für Pflege und Betreuung denkbar, gebe es doch auch hier bereits zahlreiche, gut funktionierende Dienste und Leistungen sagt die Soziallandesrätin: „Wir wollen stärker an vorgelagerten Betreuungsformen und an der Vernetzung untereinander arbeiten, um den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen ein engmaschiges Geflecht an Hilfestellungen anbieten zu können.“
Ambulante Dienste ausbauen, Pflegende entlasten
In Südtirol gibt es aktuell 77 Seniorenwohnheime, die über 4400 Plätze verfügen. Zudem werden 5683 pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren vom Hauspflegedienst betreut, rund 300 Menschen in betreuten Wohnformen.
Vorarlberg mit seinen beinahe 392.000 Einwohnern, verfügt über 51 Seniorenwohnheime mit 2407 Betten, zudem werden 4454 Menschen von Hilfsdiensten oder Hauspflege begleitet. Prozentuell gesehen liegt der Anteil der mobilen Hilfsdienste für Senioren in Vorarlberg mit 13,3 Prozent der dort lebenden, über 75 Jahre alten Senioren höher als in Südtirol (10,7 Prozent). Parallel dazu liegt der Wert der Betten in Seniorenwohnheimen mit 7,2 Prozent der Senioren über 75 Jahren in Vorarlberg niedriger als in Südtirol (8,3 Prozent).
Mehr vorgeschaltete Dienste statt Betten
Landesrätin Wiesflecker berichtete, dass der Fokus nicht mehr auf den Bettenausbau gelegt werde, sondern vielmehr die vorgeschalteten Dienste ausgebaut werden sollten. So sei erst ab dem Erreichen eines bestimmten Pflegegrades die Aufnahme im Seniorenwohnheim vorgesehen. Landesrätin Deeg ergänzt: „Parallel dazu gibt es Entlastungs- und Unterstützungsangebote für pflegende Familien oder Angehörige.“ Schließlich sei das Wohlbefinden der Pflegenden mindestens genauso wichtig, wie jenes der Pflegebedürftigen.
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