„Skrupellos ausgenutzt“
Wie Tomas Oberkalmsteiner, E-Commerce Director der Sportler AG, das Retouren-Problem sieht.
Tageszeitung: Herr Oberkalmsteiner, sind Sie auch betroffen von den vielen Rücksendungen?
Tomas Oberkalmsteiner: Wir sind mittlerweile seit zwölf Jahren im Online-Bereich aktiv und bieten auch kostenlose Retouren an. In Deutschland hatten wir im vorherigen Jahr eine Retouren-Quote von 30 Prozent, in Italien gerade einmal 18 Prozent. Eine deutliche Zunahme können wir nicht verzeichnen. In Italien kommt das Verständnis zum Onlineshopping und dem Retournieren auch langsam erst ins Rollen.
Glauben Sie, dass das kostenfreie Retournieren wichtig ist?
Der Onlinehandel mit Textilien, Fashion, Sportartikel usw. hat erst angefangen zu funktionieren, sobald man angefangen hat eine kostenlose Retoure anzubieten. Viele Leute hatten eine gewisse Hemmschwelle, sehr teure Artikel zu kaufen. Falls diese nicht gepasst haben, war die Retournierung sehr kosten- und zeitaufwendig. Skischuhe, oder anderen technische Sportausrüstung wollen die Leute natürlich erst anprobieren und sichergehen, dass alles passt.
Sie sehen also keine Probleme in den Rückgabezahlen?
Es ist ein großer Kostenfaktor, da brauch man nicht zu diskutieren. Für uns stellt es momentan noch kein Problem dar, man sollte es aber beobachten. Wir sehen natürlich auch was bei den großen Playern wie Amazon, oder Zalando passiert, die teilweise Retourquoten von 60 bis 70 Prozent haben. Dort wird das auch skrupellos ausgenutzt. In unserer Realität ist das aber noch nicht besorgniserregend.
Was halten Sie von der Idee, Kunden an den Unkosten der Retour zu beteiligen?
Marketingtechnisch erachte ich das als schwierig. Der Kunde hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass Transport und Rückgabe kostenlos ist. Eine Möglichkeit wäre es die Unkosten direkt in das angebotene Produkt reinzurechnen. Das kann aber nur funktionieren wenn die großen Player wie Amazon, Zalando oder die Otto-Gruppe da mitmachen.
Lesen Sie mehr zum Thema in der Donnerstgas-Ausgabe der TAGESZEITUNG…
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Kommentare (25)
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perikles
Lösung ganz einfach…Kostenwahrheit bei den Transportspesen inkl. Co2-abgabe; das kommt dann auch dem Handel in den Dörfern zugute.
andreas
„Kostenwahrheit“ ist ein neumodischer Unsinn, denn gäbe es eine solche, müsste man alle Subventionen weltweit streichen und alle Steuern und Zölle angleichen.
Sich nur den Posten rausholen, welcher einem nicht passt, ist nicht im Sinne des Erfinders.