500 Euro für die Bank
Die beiden im Dezember verhafteten Moldawier, die der Sprengung von Bankomat-Schaltern in Südtirol verantwortlich gemacht werden, wollen einen gerichtlichen Vergleich. Und zahlen symbolischen Schadensersatz.
von Thomas Vikoler
Ein Gemisch aus Flüssiggas und Acetylen wird über einen Schlauch in den Ausgabeschlitz oder eine eigens gebohrte Öffnung eines Bankomat-Schalters gepumpt. Ein Stromschlag – und es kracht.
Nach dieser Methode wurden im vergangenen Herbst in Südtirol, im Trentino und in der Provinz Verona insgesamt sechs Bankomat-Schalter in die Luft gejagt. Dabei entstand jeweils erheblicher Sachschaden.
Die finanzielle Ausbeute der drei Männer, die nun von der Staatsanwaltschaft Bozen dafür verantwortlich gemacht werden, war nicht gerade berauschend: Bei der Sprengung des Bankomaten der Raiffeisenkasse Villanders am 5. Oktober 2018 schaute für sie 30.000 Euro heraus, in Costermano sul Garda belief sich die Ausbeute am 9. Oktober auf 17.600 Euro. In Vigo di Ton im Trentino (12. Oktober) waren es 33.000 Euro. Bei den Bankomat-Sprengungen in Barbian (29. September), Vintl (3. Oktober) und Fumane bei Verona (11. Oktober) gingen die Bankomat-Sprenger leer aus.
Am 26. Dezember wurden zwei von ihnen von den Carabinieri aufgrund eines Haftbefehls des Bozner Voruntersuchungsrichters Emilio Schönsberg verhaftet und ins Gefängnis von Montorio Veronese gebracht. Die Männer konnten auf der Grundlage von Überwachungsvideos und Zeugenaussagen identifiziert werden.
Es handelt sich um zwei gebürtige Moldawier, P.B., 26, und V.B., 35. Nach einem dritten Tatverdächtigen, V.B., 42, ebenfalls Moldawier, wird weiter gefahndet.
In U-Haft kamen P.B. und V.B. offenbar zum Schluss, dass sich ihre Spreng-Aktivitäten im vergangenen Herbst nicht abstreiten lassen. Die Staatsanwaltschaft Bozen hat inzwischen gegen sie Anklage wegen erschwerten Diebstahls erhoben, vergangene Woche fand am Landesgericht die Vorverhandlung statt.
Dort wurde bekannt, dass die beiden Moldawier einen gerichtlichen Vergleich abschließen wurden und diesen bereits mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelt haben. Demnach soll P.B., der laut Anklage an allen sechs Sprengungen beteiligt war, eine Strafe von drei Jahren und vier Monaten Haft erhalten. V.B., der in Barbian, Vintl, Villanders, Costermano und Fumane dabei war (hingegen nicht in Vigo di Ton), hat ein Strafmaß von zwei Jahren und acht Monaten vereinbart.
Für ihn verfügte Richter Schönsberg die Überstellung in den Hausarrest, der aktivere P.B. muss weiter im Gefängnis von Montorio Veronese bleiben.
Die gerichtlichen Vergleiche sollen bei der nächsten Verhandlung am 24. September von Richter Schönsberg abgesegnet werden.
Bemerkenswert ist eine Geste, mit denen die beiden Moldawier die ihnen vorgeworfenen Straftaten einräumen und sich dafür zu entschuldigen versuchen. Sie haben den Präsidenten der Raiffeisenkasse Villanders-Barbian, den Direktor der Raika Vintl und den Direktoren der drei betroffenen Banken im Trentino und in der Provinz Verona, die in der Anklage als geschädigte Personen aufscheinen, einen kleineren Geldbetrag zukommen lassen.
Um die 500 Euro pro Bank, als eine Art symbolische Wiedergutmachung.
Der Schaden, den sie (auch den Eigentümern der betroffenen Immobilien) durch die Sprengung der Bankomat-Schalter verursacht haben, ist ungleich höher. Den Restbetrag müssten die Betroffenen eventuell auf zivilrechtlichem Wege einklagen. Allerdings mit eher geringer Aussicht, etwas herauszuholen.
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